Hietzing (Vorort): Unterschied zwischen den Versionen

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Hietzing (13), ehemalige Vorortgemeinde, 1890/1892 mit anderen Gemeinden als 13. Bezirk nach Wien eingemeindet ([[Hietzing]] [13. Bezirk]). Die Anfänge des Orts reichen ins 11. Jahrhundert zurück, die erste urkundliche Nennung fällt in die Zeit um 1120/1130 („Hiezingen"); 1176 erlitt Hietzing bei Grenzkämpfen Heinrichs II. Zerstörungen. Hauptgrundbesitzer war der Deutsche Orden, 1253 tauschte der Ordenskomtur Ortolf von Traiskirchen Hof und Kapelle zu Hietzing mit dem Stift Klosterneuburg gegen Besitzungen außerhalb Wiens; seither spielt Klosterneuburg in der Entwicklung Hietzings eine dominierende Rolle. 1312 wird die [[Kattermühle]] urkundlich erwähnt. Die kleine Ansiedlung wurde 1483/1484 bei den Ungarneinfällen und 1529 durch die Türken fast zur Gänze zerstört, entwickelte sich danach zum Wallfahrtsort ([[Hietzinger Kirche]]), litt 1604/1605 unter den Kämpfen mit dem Siebenbürger Stephan Bocskay (Zerstörung der Kirche) und 1683 neuerlich unter den Türkenkriegen; 1713 dezimierte die Pest die Bevölkerung.  
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Hietzing (13), ehemalige Vorortgemeinde, 1890/1892 mit anderen Gemeinden als 13. Bezirk nach Wien eingemeindet ([[Hietzing]] [13. Bezirk]). Die Anfänge des Orts reichen ins 11. Jahrhundert zurück, die erste urkundliche Nennung fällt in die Zeit um 1120/1130 ("Hiezingen"); 1176 erlitt Hietzing bei Grenzkämpfen Heinrichs II. Zerstörungen. Hauptgrundbesitzer war der Deutsche Orden, 1253 tauschte der Ordenskomtur Ortolf von Traiskirchen Hof und Kapelle zu Hietzing mit dem Stift Klosterneuburg gegen Besitzungen außerhalb Wiens; seither spielt Klosterneuburg in der Entwicklung Hietzings eine dominierende Rolle. 1312 wird die [[Kattermühle]] urkundlich erwähnt. Die kleine Ansiedlung wurde 1483/1484 bei den Ungarneinfällen und 1529 durch die Osmanen fast zur Gänze zerstört, entwickelte sich danach zum Wallfahrtsort ([[Hietzinger Kirche]]), litt 1604/1605 unter den Kämpfen mit dem Siebenbürger Stephan Bocskay (Zerstörung der Kirche) und 1683 neuerlich unter den Türkenkriegen; 1713 dezimierte die Pest die Bevölkerung.  
  
Erst mit den Planungen des Schlosses [[Schloß Schönbrunn|Schönbrunn]] (Ende 17. Jahrhundert) begann der Aufschwung Hietzings, das sich unter Maria Theresia (die das Schloss zum Sommersitz ausbauen ließ) zu den bevorzugten Sommerfrischen des Adels und des reichen Bürgertums entwickelte. 1782 entstand die Mauer des Lainzer Tiergartens. 1787 wurde der [[Neuer Hietzinger Friedhof|Neue Hietzinger Friedhof]] angelegt, der mit seinen vornehmen Begräbnisstätten und künstlerisch wertvollen Grabdenkmälern als einer der schönsten von Wien gilt. 1789 erhielt Hietzing seine erste Schule (Schulhaus ab 1829 13, Fasholdgasse 8, Trauttmansdorffgasse 12). Ab etwa 1800 entstand
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Erst mit den Planungen des Schlosses [[Schloss Schönbrunn|Schönbrunn]] (Ende 17. Jahrhundert) begann der Aufschwung Hietzings, das sich unter Maria Theresia (die das Schloss zum Sommersitz ausbauen ließ) zu den bevorzugten Sommerfrischen des Adels und des reichen Bürgertums entwickelte. 1782 entstand die Mauer des Lainzer Tiergartens. 1787 wurde der [[Neuer Hietzinger Friedhof|Neue Hietzinger Friedhof]] angelegt, der mit seinen vornehmen Begräbnisstätten und künstlerisch wertvollen Grabdenkmälern als einer der schönsten von Wien gilt. 1789 erhielt Hietzing seine erste Schule (Schulhaus ab 1829 13, Fasholdgasse 8, Trauttmansdorffgasse 12). Ab etwa 1800 entstand
 
auch ein nobles großbürgerliches Wohnviertel (darin beispielsweise Villen des Barons Eskeles, des Freiherrn von Hügel [ [[Hügelvilla]] ], des Bankiers Appel, des Freiherrn von Löhr, des Arztes Johann Malfatti Edler von Montereggio [ [[Malfattivilla]] ] und des Theaterdirektors Carl Carl [ [[Lumpazivilla]] ] sowie die (spätere) [[Villa Schratt]], im 20. Jahrhundert beispielsweise die [[Villa Primavesi]] und die [[Villa Schopp]]; das Maxingschlössel in der Maxingstraße wurde 1955 abgerissen). Die im Vormärz aufkommenden Gesellschaftswagen (1817) und Stellwagen (1835 Standplatz in der Fasholdgasse), die von der Stadt (Neuer Markt 1044) nach Hietzing fuhren, förderten auch die Entstehung von florierenden Vergnügungsetablissements, die von den Wiener Bürgern gerne aufgesucht wurden ([[Dommayers Casino]] [1833], [[Neue Welt]] [1860er Jahre]).
 
auch ein nobles großbürgerliches Wohnviertel (darin beispielsweise Villen des Barons Eskeles, des Freiherrn von Hügel [ [[Hügelvilla]] ], des Bankiers Appel, des Freiherrn von Löhr, des Arztes Johann Malfatti Edler von Montereggio [ [[Malfattivilla]] ] und des Theaterdirektors Carl Carl [ [[Lumpazivilla]] ] sowie die (spätere) [[Villa Schratt]], im 20. Jahrhundert beispielsweise die [[Villa Primavesi]] und die [[Villa Schopp]]; das Maxingschlössel in der Maxingstraße wurde 1955 abgerissen). Die im Vormärz aufkommenden Gesellschaftswagen (1817) und Stellwagen (1835 Standplatz in der Fasholdgasse), die von der Stadt (Neuer Markt 1044) nach Hietzing fuhren, förderten auch die Entstehung von florierenden Vergnügungsetablissements, die von den Wiener Bürgern gerne aufgesucht wurden ([[Dommayers Casino]] [1833], [[Neue Welt]] [1860er Jahre]).
  
1816 wurde das [[Hietzinger Theater]] begründet (ab 1817 Auftreten [[Ferdinand Raimund]]s; Aufenthalt 1825). 1860 litt Hietzing unter einem Hochwasser des Wienflusses, 1870 wurde die Freiwillige Feuerwehr begründet und 1873 das Hauptreservoir der ersten Hochquellenleitung auf dem Rosenhügel fertiggestellt. In der Gründerzeit entwickelte sich (als Parallele zum Cottage in Währing-Döbling) auch in einem Teil Hietzings eine cottageartige Villenverbauung. Obwohl Hietzing niemals direktes Ziel einer Pferdestraßenbahnlinie war (es gab ab 25. November 1869 lediglich eine Linie der „Wiener Tramway-Gesellschaft" vom Mariahilfer Gürtel bis zur Einmündung der Nisselgasse in die Hadikgasse, jedoch keine Linie der das Gebiet außerhalb des Gürtels bedienenden „Neuen Wiener Tramway-Gesellschaft"), wurde es in den 80er Jahren Ausgangspunkt für die Südlinien der [[Dampftramway]] (Betriebsaufnahmen: 27. Oktober 1883 nach Perchtoldsdorf, 22. Dezember 1886 nach Gaudenzdorf und 19. September 1887 nach Ober-St.-Veit). 1899 baute die Bau- und Betriebsgesellschaft für städtische Straßenbahnen eine Verlängerung von der Hietzinger Brücke über die Hietzinger Hauptstraße bis zur Dommayergasse (Eröffnung 4. Dezember).  
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1816 wurde das [[Hietzinger Theater]] begründet (ab 1817 Auftreten [[Ferdinand Raimund]]s; Aufenthalt 1825). 1860 litt Hietzing unter einem Hochwasser des Wienflusses, 1870 wurde die Freiwillige Feuerwehr begründet und 1873 das Hauptreservoir der ersten Hochquellenleitung auf dem Rosenhügel fertiggestellt. In der Gründerzeit entwickelte sich (als Parallele zum Cottage in Währing-Döbling) auch in einem Teil Hietzings eine cottageartige Villenverbauung. Obwohl Hietzing niemals direktes Ziel einer Pferdestraßenbahnlinie war (es gab ab 25. November 1869 lediglich eine Linie der "Wiener Tramway-Gesellschaft" vom Mariahilfer Gürtel bis zur Einmündung der Nisselgasse in die Hadikgasse, jedoch keine Linie der das Gebiet außerhalb des Gürtels bedienenden "Neuen Wiener Tramway-Gesellschaft"), wurde es in den 1880er Jahren Ausgangspunkt für die Südlinien der [[Dampftramway]] (Betriebsaufnahmen: 27. Oktober 1883 nach Perchtoldsdorf, 22. Dezember 1886 nach Gaudenzdorf und 19. September 1887 nach Ober-St.-Veit). 1899 baute die Bau- und Betriebsgesellschaft für städtische Straßenbahnen eine Verlängerung von der Hietzinger Brücke über die Hietzinger Hauptstraße bis zur Dommayergasse (Eröffnung 4. Dezember).  
  
 
==Häuser==  
 
==Häuser==  

Version vom 26. September 2014, 18:42 Uhr

Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorort
Datum von
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Hiezingen
Benannt nach
Bezirk 13
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke Hügelvilla, Lumpazivilla, Villa Schratt, Villa Primavesi, Villa Schopp, Maxingschlössel, Dommayers Casino, Neue Welt
PageID 14655
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 26.09.2014 durch DYN.patricktavernar


Hietzing (13), ehemalige Vorortgemeinde, 1890/1892 mit anderen Gemeinden als 13. Bezirk nach Wien eingemeindet (Hietzing [13. Bezirk]). Die Anfänge des Orts reichen ins 11. Jahrhundert zurück, die erste urkundliche Nennung fällt in die Zeit um 1120/1130 ("Hiezingen"); 1176 erlitt Hietzing bei Grenzkämpfen Heinrichs II. Zerstörungen. Hauptgrundbesitzer war der Deutsche Orden, 1253 tauschte der Ordenskomtur Ortolf von Traiskirchen Hof und Kapelle zu Hietzing mit dem Stift Klosterneuburg gegen Besitzungen außerhalb Wiens; seither spielt Klosterneuburg in der Entwicklung Hietzings eine dominierende Rolle. 1312 wird die Kattermühle urkundlich erwähnt. Die kleine Ansiedlung wurde 1483/1484 bei den Ungarneinfällen und 1529 durch die Osmanen fast zur Gänze zerstört, entwickelte sich danach zum Wallfahrtsort (Hietzinger Kirche), litt 1604/1605 unter den Kämpfen mit dem Siebenbürger Stephan Bocskay (Zerstörung der Kirche) und 1683 neuerlich unter den Türkenkriegen; 1713 dezimierte die Pest die Bevölkerung.

Erst mit den Planungen des Schlosses Schönbrunn (Ende 17. Jahrhundert) begann der Aufschwung Hietzings, das sich unter Maria Theresia (die das Schloss zum Sommersitz ausbauen ließ) zu den bevorzugten Sommerfrischen des Adels und des reichen Bürgertums entwickelte. 1782 entstand die Mauer des Lainzer Tiergartens. 1787 wurde der Neue Hietzinger Friedhof angelegt, der mit seinen vornehmen Begräbnisstätten und künstlerisch wertvollen Grabdenkmälern als einer der schönsten von Wien gilt. 1789 erhielt Hietzing seine erste Schule (Schulhaus ab 1829 13, Fasholdgasse 8, Trauttmansdorffgasse 12). Ab etwa 1800 entstand auch ein nobles großbürgerliches Wohnviertel (darin beispielsweise Villen des Barons Eskeles, des Freiherrn von Hügel [ Hügelvilla ], des Bankiers Appel, des Freiherrn von Löhr, des Arztes Johann Malfatti Edler von Montereggio [ Malfattivilla ] und des Theaterdirektors Carl Carl [ Lumpazivilla ] sowie die (spätere) Villa Schratt, im 20. Jahrhundert beispielsweise die Villa Primavesi und die Villa Schopp; das Maxingschlössel in der Maxingstraße wurde 1955 abgerissen). Die im Vormärz aufkommenden Gesellschaftswagen (1817) und Stellwagen (1835 Standplatz in der Fasholdgasse), die von der Stadt (Neuer Markt 1044) nach Hietzing fuhren, förderten auch die Entstehung von florierenden Vergnügungsetablissements, die von den Wiener Bürgern gerne aufgesucht wurden (Dommayers Casino [1833], Neue Welt [1860er Jahre]).

1816 wurde das Hietzinger Theater begründet (ab 1817 Auftreten Ferdinand Raimunds; Aufenthalt 1825). 1860 litt Hietzing unter einem Hochwasser des Wienflusses, 1870 wurde die Freiwillige Feuerwehr begründet und 1873 das Hauptreservoir der ersten Hochquellenleitung auf dem Rosenhügel fertiggestellt. In der Gründerzeit entwickelte sich (als Parallele zum Cottage in Währing-Döbling) auch in einem Teil Hietzings eine cottageartige Villenverbauung. Obwohl Hietzing niemals direktes Ziel einer Pferdestraßenbahnlinie war (es gab ab 25. November 1869 lediglich eine Linie der "Wiener Tramway-Gesellschaft" vom Mariahilfer Gürtel bis zur Einmündung der Nisselgasse in die Hadikgasse, jedoch keine Linie der das Gebiet außerhalb des Gürtels bedienenden "Neuen Wiener Tramway-Gesellschaft"), wurde es in den 1880er Jahren Ausgangspunkt für die Südlinien der Dampftramway (Betriebsaufnahmen: 27. Oktober 1883 nach Perchtoldsdorf, 22. Dezember 1886 nach Gaudenzdorf und 19. September 1887 nach Ober-St.-Veit). 1899 baute die Bau- und Betriebsgesellschaft für städtische Straßenbahnen eine Verlängerung von der Hietzinger Brücke über die Hietzinger Hauptstraße bis zur Dommayergasse (Eröffnung 4. Dezember).

Häuser

  • 1258: 14
  • 1428: 17
  • 1458: 17
  • 1463: 15
  • 1484: 16
  • 1516: 17
  • 1560: 16
  • 1590: 17
  • 1713: 14
  • 1751: 17
  • 1785: 27
  • 1787: 29
  • 1794: 49
  • 1806: 126
  • 1814: 160
  • 1822: 160
  • 1830: 180
  • 1837: 200
  • 1851: 244
  • 1869: 282
  • 1880: 277
  • 1890: 313

Einwohner

  • 1783: 304
  • 1786: 480
  • 1794: 363
  • 1814: 929
  • 1830: 1.045
  • 1837: 1.132
  • 1846: 1.825
  • 1851: 1.882
  • 1857: 2.439
  • 1869: 3.009
  • 1880: 3.006
  • 1890: 3.720

Bürgermeister

  • Josef Kirchmeyer, Hausbesitzer (1851-1863)
  • Anton Weidlich, Fleischhauer und Hausbesitzer (1864-1876; * 1813; Weidlichgasse)
  • Franz Hanselmayer, Selchwarenverschleißer (1877-1891, anschließend Bezirksvorsteher; Hanselmayergasse).


Literatur

siehe Hietzing (13. Bezirk)

Bevölkerungsgeschichte