Georg Jahoda: Unterschied zwischen den Versionen

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==Biografie==
 
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Georg Jahoda war der Sohn eines aus Böhmen zugewanderten Druckereibesitzers. Gemeinsam mit Emil Siegel gründete er 1894 in Wien die Firma Jahoda & Siegel. Als Miteigentümer des Verlages, dessen Grundlage der Druckereibetrieb des Vaters bildete, verlegte er von 1901 bis zu seinem Tod für [[Karl Kraus]] die Zeitschrift [[Die Fackel]].
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Georg Jahoda wurde am 28. November 1863 geboren und war somit über zehn Jahre älter als Karl Kraus. Er war der Sohn von Johanna Jahoda (geb. Buchheim) und dem Drucker Salomon Jahoda (1839–1906), der mit seiner Frau aus Mähren nach Wien zugewandert war und im Jahr 1864 die Druckerei Jahoda gründete. Georg Jahoda hatte fünf Brüder, die im Gegensatz zu ihm nicht den Druckerei-Beruf ausübten. Die Druckerei florierte zunächst durch Aufträge aus der Stadt Wien, darunter auch Arbeiten für das Museum für angewandte Kunst (MAK), das damals noch unter dem Namen Österreichisches Museum für Kunst und Industrie bekannt war.
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Ab 1894 leitete Georg Jahoda die Druckerei gemeinsam mit Emil Siegel, den er zum Mitinhaber machte. Damit erhielt die in der Hinteren Zollamtsstraße ansässige Druckerei den Namen Jahoda & Siegel.
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Im Oktober 1901 übernahm Jahoda den Druck der Zeitschrift "Die Fackel" und wurde somit zu einem bedeutenden Partner für Karl Kraus. Die Zusammenarbeit gestaltete sich anspruchsvoll, da der Druck der Zeitschrift aufgrund zahlreicher Korrekturdurchgänge (teilweise bis zu 20 Stück) viel Zeit und Ausdauer erforderte. Laut Martin Jahoda, dem Sohn von Georg Jahoda, kam es zu dieser Übernahme durch einen Zufall: Kraus war auf der Suche nach einer neuen Druckerei, nachdem es zu einem Streit mit seinem ersten Drucker Moriz Frisch gekommen war. Georg Jahoda schickte ihm versehentlich einen Privatbrief in einem Druckerei-Umschlag, was Kraus dazu veranlasste, Jahoda zu fragen, ob er nicht die Fackel drucken wolle. So wurde durch einen Irrtum die Fackel von 1901 bis zum Tod des Herausgebers im Jahr 1936 bei Jahoda & Siegel gedruckt.
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Nicht nur Georg Jahoda bewunderte Kraus außerordentlich, sondern auch Kraus war sich bewusst, dass er in seinem Drucker einen besonderen Unterstützer hatte, was keineswegs als selbstverständlich betrachtet werden kann. Kraus drückte seine Wertschätzung in einem Gedicht aus, das er an seinen Drucker richtete:
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Du Herz von gutem Schlag, sei mir bedankt!“
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Für Georg Jahoda war Kraus’ Anerkennung, ausgedrückt in einem Gedicht, eine große Ehre und wohl ein besonderes Geburtstagsgeschenk. Nur drei Jahre später, am 24. November 1926, verstarb Georg Jahoda. Bei seiner Einäscherung sprach Kraus einen bewegenden Nachruf aus.
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==

Version vom 26. Januar 2024, 17:52 Uhr

Daten zur Person
Personenname Jahoda, Georg
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 367997
GND 1023793601
Wikidata Q1504862
Geburtsdatum 28. November 1863
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 24. November 1926
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Drucker, Verleger
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 26.01.2024 durch DYN.ilangkabel
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Obmannstellvertreter des Schutzverbandes der Buchdruckereibesitzer Niederösterreichs )
  • Gesellschafter der Firma Jahoda & Siegel )

Jahoda Georg, * 28. November 1863 Wien, † 24. November 1926 Wien, Drucker, Verleger.

Biografie

In Arbeit

Georg Jahoda wurde am 28. November 1863 geboren und war somit über zehn Jahre älter als Karl Kraus. Er war der Sohn von Johanna Jahoda (geb. Buchheim) und dem Drucker Salomon Jahoda (1839–1906), der mit seiner Frau aus Mähren nach Wien zugewandert war und im Jahr 1864 die Druckerei Jahoda gründete. Georg Jahoda hatte fünf Brüder, die im Gegensatz zu ihm nicht den Druckerei-Beruf ausübten. Die Druckerei florierte zunächst durch Aufträge aus der Stadt Wien, darunter auch Arbeiten für das Museum für angewandte Kunst (MAK), das damals noch unter dem Namen Österreichisches Museum für Kunst und Industrie bekannt war.

Ab 1894 leitete Georg Jahoda die Druckerei gemeinsam mit Emil Siegel, den er zum Mitinhaber machte. Damit erhielt die in der Hinteren Zollamtsstraße ansässige Druckerei den Namen Jahoda & Siegel. Im Oktober 1901 übernahm Jahoda den Druck der Zeitschrift "Die Fackel" und wurde somit zu einem bedeutenden Partner für Karl Kraus. Die Zusammenarbeit gestaltete sich anspruchsvoll, da der Druck der Zeitschrift aufgrund zahlreicher Korrekturdurchgänge (teilweise bis zu 20 Stück) viel Zeit und Ausdauer erforderte. Laut Martin Jahoda, dem Sohn von Georg Jahoda, kam es zu dieser Übernahme durch einen Zufall: Kraus war auf der Suche nach einer neuen Druckerei, nachdem es zu einem Streit mit seinem ersten Drucker Moriz Frisch gekommen war. Georg Jahoda schickte ihm versehentlich einen Privatbrief in einem Druckerei-Umschlag, was Kraus dazu veranlasste, Jahoda zu fragen, ob er nicht die Fackel drucken wolle. So wurde durch einen Irrtum die Fackel von 1901 bis zum Tod des Herausgebers im Jahr 1936 bei Jahoda & Siegel gedruckt.

Nicht nur Georg Jahoda bewunderte Kraus außerordentlich, sondern auch Kraus war sich bewusst, dass er in seinem Drucker einen besonderen Unterstützer hatte, was keineswegs als selbstverständlich betrachtet werden kann. Kraus drückte seine Wertschätzung in einem Gedicht aus, das er an seinen Drucker richtete:

„An meinen Drucker

Georg Jahoda zum 60. Geburtstag

28. November 1923

Genosse einer zeitentfernten Welt, wo Geben durch sich selbst den Dank erhält: der, was er gibt, mit seiner Seele gibt und Lettern hat für Worte, die er liebt; der nie ermüdend für mein Schaffen schafft, der fremdem Wesen dient mit eigner Kraft, rastlos befaßt dem Wort dient mit der Tat, Mitschöpfer, nicht bloß Wirker am Format; der seiner Sorge keine Grenze kennt, mitleidend mitlebendges Instrument, dem Zweck verbunden, dem ich es vertraut, werktreu bemüht um den geringsten Laut, Du, dieses Übermaßes Hut und Hort, Mitdiener Du am anspruchsvollsten Wort, der aus dem Wirrsal der unheilgen Schrift ein Wunderwerk der Worterscheinung trifft, daß dem, der dem Erfinder nie verzieh, der Druck erscheint als hellere Magie; der glaubend, was ich glaubte, mit erschuf, dem Handwerk treu im innersten Beruf, der oft mit meinem Zweifel hat gebangt, Arzt, der an meinem Fieber gern erkrankt: Du Herz von gutem Schlag, sei mir bedankt!“

Für Georg Jahoda war Kraus’ Anerkennung, ausgedrückt in einem Gedicht, eine große Ehre und wohl ein besonderes Geburtstagsgeschenk. Nur drei Jahre später, am 24. November 1926, verstarb Georg Jahoda. Bei seiner Einäscherung sprach Kraus einen bewegenden Nachruf aus.

Quellen

Literatur


Georg Jahoda im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.