Fechten

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 11.12.2017 durch WIEN1.lanm08wen

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Im 15. Jahrhundert und später nannte man die Wanderlehrer des Waffenhandwerks Fechtbrüder. Das älteste Zeugnis für Fechter in Wien ist bereits mit 13. Dezember 1304 datiert, eine Fechtschule wird erstmals am 17. Dezember 1468 erwähnt. Das erste gedruckte Werk der Fechtliteratur stammt vom Wiener Freifechter Andre Pauernfeindt (1516).

Im 17. Jahrhundert wurden die Wiener Fechtschulen durch den Stadtrat insofern privilegiert, als man ihnen erlaubte, sich gegen Entrichtung eines mäßigen Platzgeldes im (Alten) Rathaus zu etablieren. Beim "Goldenen Hirschen" (1, Rotenturmstraße 20, Fleischmarkt 1, Steyrerhof 2; Conskriptionsnummer 728) gab es im 17. Jahrhundert eine große Fechtschule.

In der Reisebeschreibung von Eduard Brown (1686 Nürnberg) wird über das Fechten in Wien berichtet. An der Wende zum 18. Jahrhundert verschwanden die bürgerlichen Fechtgesellschaften; an ihre Stelle traten staatliche oder ständisch betriebene lokale Schulen.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Hieb-Fechten vom italienischen Stoß-Fechten abgelöst; an den Hochschulen entwickelte sich das starre Mensur-Fechten ("Schlagende Studentenverbindungen"; Burschenschaften). Organisatorisch kam es zur Gründung zahlreicher Fechtvereine, die dem Fechtsport einen großen Aufschwung sicherten; 1900 schlossen sich die Diplom-Fechtmeister im "Wiener Fechtlehrerverein" zusammen (ab 1904 "Akademie der Fechtkunst"), in dem die Amateure eine eigene Sektion bildeten.

In der Zwischenkriegszeit und in den Nachkriegsjahren (1932-1950) hat Ellen Müller-Preis (* 6. Mai 1911 Berlin; Fechtlehrerin am Reinhardt-Seminar) Welterfolge errungen (Weltmeisterin 1947, 1949 und 1950, Olympiamedaillen [Gold 1932, Bronze 1936, 1948]), war aber auch 17 Mal österreichische Meisterin.

In Wien lag das Schwergewicht auf Florett und Säbel, nach 1945 rückte auch das Degenfechten mehr in den Mittelpunkt.

Siehe auch: Fechtergasse, Fechtschule, Sport.

Wienerisch: "fechten"

In der Wiener Umgangssprache bedeutet "fechten" so viel wie "betteln". Mit dem Niedergang der Fechterzünfte Ende des 17. Jahrhunderts wurden nämlich auf Jahrmärkten Schaukämpfe für Geld abgehalten, wodurch es zu dieser Abwertung des Wortes "fechten" kam.


Literatur

  • Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 4/1. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 62
  • Karl E. Lochner: Die Entwicklungsphasen der europäischen Fechtkunst. Wien 1953
  • Hans Mück: Quellen zur Geschichte des Bezirks Alsergrund. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1978 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 3), S. 28
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 26 (Fechtmeister)
  • Michael Wenusch: Engarde, Parade, Touché. Die Entwicklung des Wiener Fechtsports. In: Wiener Geschichtsblätter 53 (1998), Beiheft 2