Fahrrad: Unterschied zwischen den Versionen

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==Literatur==
 
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* Bernhard Hachleitner (Hg.): Motor bin ich selbst. 200 Jahre Radfahren in Wien. Wien: Metro 2013 [Eine Veröffentlichung der Wienbibliothek im Rathaus zur begleitenden Kleinausstellung]
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* Bernhard Hachleitner [Hg.]: Motor bin ich selbst. 200 Jahre Radfahren in Wien. Wien: Metro 2013  
* Walter Ulreich: Fahrrad = Weg / Zeit. Anmerkungen zur österreichischen Fahrradgeschichte. [Eine Sonderausstellung des Technischen Museums Wien, 21. März - 30. Juni 1990]. Wien: Ed. TMW 1990
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* Walter Ulreich: Fahrrad = Weg / Zeit. Anmerkungen zur österreichischen Fahrradgeschichte. [Eine Sonderausstellung des Technischen Museums Wien, 21. März - 30. Juni 1990]. Wien: Edition TMW 1990
* Andreas Hochmuth: Kommt Zeit, kommt Rad. Eine Kulturgeschichte des Radfahrens. Wien: ÖBV 1991
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* Kommt Zeit, kommt Rad. Eine Kulturgeschichte des Radfahrens. [Histor. Recherche u. Text: Walter Ulreich]. Wien: ÖBV 1991
 
* Rüdiger Rabenstein: Radsport und Gesellschaft. Ihre sozialgeschichtlichen Zusammenhänge in der Zeit von 1867 bis 1914. Hildesheim [u.a.]: Weidmann 1991
 
* Rüdiger Rabenstein: Radsport und Gesellschaft. Ihre sozialgeschichtlichen Zusammenhänge in der Zeit von 1867 bis 1914. Hildesheim [u.a.]: Weidmann 1991
* Georg Winter: Vom Hochrad zum Hofrat (Kurzbiographie über den Radsportler und Bibliothekar Hanns Bohatta). In: Das Heimatmuseum Alsergrund 131 (1993), S. 5 ff.  
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* Georg Winter: Vom Hochrad zum Hofrat. In: Heimatmuseum Alsergrund. Wien: Museumsverein Alsergrund 1960 - lfd. Band 131,1993, S. 5 ff.  
* Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken. Rad-WM 1987
 
 
* Drahtesel. Journal für Radfahrer-Innen. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft Umweltfreundlicher Stadtverkehr (ARGUS) 1984 - lfd.
 
* Drahtesel. Journal für Radfahrer-Innen. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft Umweltfreundlicher Stadtverkehr (ARGUS) 1984 - lfd.
 
* Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 206  
 
* Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 206  
 
* Klemens Dorn: Favoriten. Ein Heimatbuch des 10. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1928, S. 145
 
* Klemens Dorn: Favoriten. Ein Heimatbuch des 10. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1928, S. 145
 
* Hans Pemmer: Schriften zur Heimatkunde Wiens. Festgabe zum 80. Geburtstag. Hg. von Hubert Kaut. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1969 (Wiener Schriften, 29), S. 83
 
* Hans Pemmer: Schriften zur Heimatkunde Wiens. Festgabe zum 80. Geburtstag. Hg. von Hubert Kaut. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1969 (Wiener Schriften, 29), S. 83
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* Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken: Rad-WM 1987

Version vom 22. Oktober 2014, 09:27 Uhr

Anna Boschek auf dem Fahrrad
Daten zum Eintrag
Datum von
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 22.10.2014 durch WIEN1.lanm09mai
Bildname Fahrrad.jpg
Bildunterschrift Anna Boschek auf dem Fahrrad

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Fahrrad. Das von Karl Freiherr von Drais von Sauerbronn 1817 erfundene Laufrad (Draisine) wurde ab 1818 von der Firma Anton Burg & Sohn (4, Favoritenstraße 37) in vereinfachter Form nachgebaut (zeitgenössischer Bericht in den Eipeldauer-Briefen, 7. Heft, 2. Brief, 1818). Das Laufrad, noch ganz aus Holz gebaut, wurde um 1860 in Frankreich (durch die Brüder Pierre und Ernest Michaux) zum Tretkurbelrad, dem Vélocipède, verbessert (Kurbelantrieb aufs Vorderrad, Pedale, Bremse). Ab 1869 wurden solche Räder auch in Wien hergestellt (Carl Lenz, 3, Marxergasse 9; Friedrich Maurer, 1, Walfischgasse 4).

Das erste Rennen, veranstaltet von dem im September 1869 gegründeten „Wiener Vélocipède-Club" (1877 aufgelöst), fand am 29. Mai 1870 auf der Feuerwerkswiese im Prater statt. Die von England ausgehende Hochradbegeisterung erfasste Wien um 1880 (ein Hochrad kostete damals etwa 150 Gulden, das entsprach jenem Lohn, den ein Arbeiter bei zwölfstündiger täglicher Arbeitszeit und durchschnittlichem Einkommen bei Vollbeschäftigung in vier Monaten zu verdienen vermochte). Das erste Hochradrennen fand am 11. Juni 1882 am Trabrennplatz hinter der Rotunde statt.

Händler wie Albert H. Curjel (1, Elisabethstraße 5), Heinrich Schott (1, Kärntner Ring 3) und Brömer-Elmershausen & Co. (2, Lichtenauergasse 1) importierten schon ab dieser Zeit die "Bicycles" der großen englischen Firmen. In den Folgejahren kam es zur Gründung der ersten Klubs: Wiener Bicycle Club (1881; Vereinshaus im Prater 1899), Wiener Tricycle Club (1882), Wiener Cyclisten Club (1883; Vereinshaus [das erste eines Wiener Fahrrad-Clubs überhaupt] 17, Rötzergasse 6), Die Wanderer (1883; Vereinshaus 2, Ecke Vorgarten- und Reichsbrückenstraße; Mitglieder waren überwiegend Gewerbetreibende, Kaufleute, Beamte, Angestellte, aber auch zehn Adelige, unter anderem Hanns Bohatta und Eduard Engelmann). Ende 1883 bestanden in der österreich-ungarischen Monarchie zehn Fahrrad-Clubs.

In das Jahr 1884 fallen gemeinsame Bestrebungen der Fahrrad-Clubs, das Fahrverbot für Hochräder in Wien (damals Bezirke eins-zehn) aufzuheben; 1885 kam es zwar zu einer Beschränkung der Fahrverbote auf den ersten Bezirk, sämtliche Straßen mit Tramwaygleisen (man sah in den Radfahrern eine Gefahr für die Pferdetramway), den Prater und Schönbrunn, doch wurden Fahrprüfungen (Befähigungsnachweis beim "Wiener Rennverein für Radfahrsport", 9, Kolingasse) und Nummerntafeln eingeführt. 1886 bestanden in Wien acht Radklubs; am 3. Oktober 1886 fand ein Rennen (Vereinsmeisterschaft der "Wanderer") auf der Rennbahn des "Wiener Rennvereins für Radsport" in der heutigen Lassallestraße statt (Sieger wurde Bohatta).

Ab diesem Zeitpunkt entstanden Fahrradfabriken in Wien: Carl Goldeband (5, Siebenbrunnengasse 23), Karl Greger (7, Burggasse 9), Otto Schäffler (7, Kaiserstraße 89). 1886 wurde die "Erste Wiener Vélocipède- und Sportgegenstände-Ausstellung" veranstaltet, am 21. November 1887 fand der Hauptgautag des Gauverbands Nummer 34 (Niederösterreich) des Deutschen Radfahrerbunds statt. 1888 zählte man in Wien 13 Fahrrad- Clubs mit 700 Mitgliedern.

1889 gaben die "Wanderer" als erster Wiener Radverein eine eigene Zeitschrift heraus, 1896 erschien ein Radfahrer-Handbuch. Etwa ab 1891 beginnt sich der Pneumatik-Reifen von Dunlop auch in Österreich durchzusetzen; das Niederrad (das ab etwa 1884 erzeugt wurde und das wesentlich verkehrstüchtiger war) entwickelte sich in der auch heute noch gültigen Form.

1894 wurde der Währinger Bicycle Club gegründet, der in der Türkenschanze (im Anschluss an die Gastwirtschaft Holzer) eine Übungsbahn errichtete; als diese den Anforderungen nicht mehr genügte, pachtete der Club 1898 von Fürst Czartoryski den oberen Teil des "Fürstenparks" (Nähe Antonigasse) und schuf hier die Währinger Radrennbahn.

Der ehemalige Clubpavillon des Radrennvereins (2, Rustenschacher Allee 7) wurde 1898 nach Plänen von Joseph M. Olbrich erbaut, ein funktionell flexibler Pavillontyp des damals im Atelier Otto Wagners tätigen Olbrich, die möglicherweise mit den Entwürfen für die pavillonartig konzipierten Stadtbahnhaltestellen in Zusammenhang gebracht werden müssen.

Die Zahl der Radfahrer nahm in Wien ab diesem Zeitpunkt zwar zu (es kam an der Jahrhundertwende zu einer ersten Blütezeit), doch blieb das Fahrrad wegen seines hohen Anschaffungspreises zunächst nur den Begüterten vorbehalten (ein neues Fahrrad kostete anfangs 500-600 Gulden [das entsprach dem Jahreseinkommen eines qualifizierten Arbeiters beziehungsweise dem errechneten Jahresbedarf einer vierköpfigen Familie], außerdem war in Wien jährlich ein "Erlaubnisschein" zu lösen). 1885 gab die Polizeidirektion die 10.000. Radfahrerlizenz aus. War das Radfahren zunächst ein Sport für wohlhabende junge Männer, so fanden doch bald auch junge Frauen in die Klubs Eingang. Insgesamt gab es in Wien 1896 schon 175 Fahrrad-Vereine; 1894 wurde der "Erste Wiener Damen Bicycle Club" gegründet (das Radfahren veränderte auch die Damenmode).

Am 1. Jänner 1896 wurde die erste österreichische Fahrradfabrik eröffnet, im April 1897 in der Kronprinz-Rudolf-Straße 2 (2, Lassallestraße 2) die Waffenradbahn. Die Arbeiterbildungsvereine der 1870er Jahre bildeten Kultur- und Sportorganisationen; Turner und Radfahrer waren zu Beginn die bedeutendsten Sektionen. Anfangs saßen die Arbeiterradfahrer noch auf Hochrädern; ihr Verein hieß "Die Biene". Viktor Adler, Engelbert Pernerstorfer und Franz Schuhmeier gehörten zu den ersten Arbeiterradfahrern; sie kauften Fahrräder auf Raten, fuhren jeden Sonntag aufs Land und verbanden diese Ausflüge mit politischer Arbeit; zur Zeit des Ausnahmezustands, als die Versammlungen in den Gasthäusern zu gefährlich wurden, fuhr man auch zu Diskussionen dorthin. Nach den ersten Arbeiterradfahrvereinen (1893; ARBÖ) wurde 1896 der "Verband Christlicher Radfahrer Österreichs" gegründet (Protektor Fürst Liechtenstein, späterer Obmann Vizebürgermeister Neumayer).

Ab der Distanzfahrt Wien-Berlin (1893) begannen sich das Militär und die Post für das Fahrrad zu interessieren. Die 1896 von Karl Goldeband in Favoriten gegründete Fahrradfabrik kam 1904 an Isidor Tobisch, der die Produktion einstellen musste, weil der Markt von amerikanischen Fahrrädern überschwemmt wurde. Seit 1897 ist das Fahrrad formalrechtlich als vollwertiges Verkehrsmittel anerkannt. Um die Jahrhundertwende war das Fahrrad nicht nur ein Sportgerät, sondern es wurde auch beruflich eingesetzt (Briefträger, Firmenboten, aber auch Polizisten und Ärzte verwendeten Fahrräder). Ein Pionier der österreichischen Fahrradindustrie war Johann Puch ("Styria-Räder"). 1921 fand in der Rotunde ein 24-Stunden-Rennen statt.

Im Ständestaat wurde 1934 von der Wiener Bürgerschaft eine Fahrrad-Steuer beschlossen (sechs Schilling pro Jahr); in Wien wurden 127.900 Tafeln ausgegeben. Nach der Eröffnung der Höhenstraße (1936) fanden auf dieser Fahrrad-Rennen statt, wobei auch Hochradrennen gefahren wurden. 1941 musste der Besitz von Fahrrädern dem Hauptwirtschaftsamt gemeldet werden.

1983 beschloss der Gemeinderat ein Radwegekonzept; bis Ende 1986 waren 168 Kilometer, 1987 216,4 Kilometer, 1988 274,5 Kilometer, 1989 353,8 Kilometer, 1990 387,9 Kilometer und 1991 430,5 Kilometer Radwege fertiggestellt, darunter der "Alte-Donau-Weg", der "Donaukanalweg", der "Ring-rund-Weg" (für dessen Verbesserung [Trennung der Radfahrer von den Fußgehern] 1993 Pläne erstellt wurden) und der "Laxenburgweg" zur Gänze. Außerdem wurden bis Oktober 1989 400 Fahrradabstellanlagen (mit 3.800 Einzelabstellplätzen), bis August 1990 500 Fahrradabstellanlagen ihrer Bestimmung übergeben. Der Radverkehr ist von 1986 bis 1991 um ein Drittel angestiegen und hielt zu diesem Zeitpunkt bei einem Anteil von cirka 5 % aller Verkehrsbewegungen.

Das Wiener Radwegenetz umfasste Mitte 2004 den Donau-Radweg, Donaukanal-Radweg, Liesingbach-Radweg, Laxenburg-Radweg, Gürtel-Radweg, Ring-Radweg und den Radweg Operngasse-Margareten. Damit umfasst das Radwegenetz rund 920 km; bis 2006 soll es auf 1.000 km ausgebaut werden. Der Anteil jener Wegstrecken, die im Stadtbereich mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, soll bis 2010 auf 8 Prozent gesteigert werden, wozu auch Leihfahrräder beitragen sollen (Citybike. Vienna-Bike). In den Bezirken neun, 21 und 22 ist das Fahren gegen die Einbahn flächendeckend gestattet; in den Bezirken fünf, sieben, acht und zwölf gibt es (2004) Testläufe. Mitte 2004 gab es 15.600 Fahrrad-Stellplätze; außerdem erschien ein Radplan "Wege durch die City".


Literatur

  • Bernhard Hachleitner [Hg.]: Motor bin ich selbst. 200 Jahre Radfahren in Wien. Wien: Metro 2013
  • Walter Ulreich: Fahrrad = Weg / Zeit. Anmerkungen zur österreichischen Fahrradgeschichte. [Eine Sonderausstellung des Technischen Museums Wien, 21. März - 30. Juni 1990]. Wien: Edition TMW 1990
  • Kommt Zeit, kommt Rad. Eine Kulturgeschichte des Radfahrens. [Histor. Recherche u. Text: Walter Ulreich]. Wien: ÖBV 1991
  • Rüdiger Rabenstein: Radsport und Gesellschaft. Ihre sozialgeschichtlichen Zusammenhänge in der Zeit von 1867 bis 1914. Hildesheim [u.a.]: Weidmann 1991
  • Georg Winter: Vom Hochrad zum Hofrat. In: Heimatmuseum Alsergrund. Wien: Museumsverein Alsergrund 1960 - lfd. Band 131,1993, S. 5 ff.
  • Drahtesel. Journal für Radfahrer-Innen. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft Umweltfreundlicher Stadtverkehr (ARGUS) 1984 - lfd.
  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 206
  • Klemens Dorn: Favoriten. Ein Heimatbuch des 10. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1928, S. 145
  • Hans Pemmer: Schriften zur Heimatkunde Wiens. Festgabe zum 80. Geburtstag. Hg. von Hubert Kaut. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1969 (Wiener Schriften, 29), S. 83
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken: Rad-WM 1987