Austria Wochenschau: Unterschied zwischen den Versionen

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Geschichte der Austria Wochenschau gegründet 1949.
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Austria Wochenschau, gegründet 1949; heute "Filmarchiv Austria" im [[Augarten]].
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==Geschichte==
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Die Geschichte der Wochenschau in Österreich beginnt im Jahr 1911, als die [[Wiener Kunstfilm]] regelmäßig jede Woche neue Berichte aus Wien und den Teilen der Österreichisch-ungarischen Monarchie zeigte. Dies erfolgte in Konkurrenz zu den französischen Filmgesellschaften, die bereits seit Jahren in Österreich als Vertriebsniederlassungen, aber auch als Wochenschauproduzenten vorwiegend im Filmviertel Neubau tätig waren. 1914 wurde die "Sascha-Meßter-Woche" ins Leben gerufen, 1931-1933 gab es eine Internationale Wochenschau, 1934-1938 "Österreich in Bild und Ton, österreichische Wochenschau".
  
Die Geschichte der Wochenschau in Österreich beginnt im Jahr 1911, als die [[Wiener Kunstfilm]] regelmäßig jede Woche neue Berichte aus Wien und den Teilen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie zeigte. Dies erfolgte in Konkurrenz zu den französischen Filmgesellschaften, die bereits seit Jahren in Österreich als Vertriebsniederlassungen aber auch als Wochenschauproduzenten vorwiegend im Filmviertel Neubau tätig waren.
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Die erste österreichische Wochenschau der [[Nachkriegszeit]] erschien im Mai 1945, kurz nach Kriegsende als "Österreichische Wochenschau", welche die Wien-Film mit noch vorhandenem Filmmaterial mehrere Ausgaben lang herstellte. Die Wochenschau wurde jedoch von den [[Alliierte Besatzung|Alliierten]] verboten.
  
Die erste österreichische Wochenschau der Nachkriegszeit erschien im Mai 1945, kurz nach Kriegsende als "österreichische Wochenschau", welche die Wien-Film mit noch vorhandenem Filmmaterial mehrere Ausgaben lang herstellte. Die Wochenschau wurde jedoch von den [[Alliierte Besatzung|Alliierten]] verboten.
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Von 1945 bis 1949 wurde die von den britischen und US-amerikanischen Besatzungsmächten in Österreich gemeinsam hergestellte Wochenschau "Welt im Film" hergestellt. Nach dem 22. November 1963 zeigte man für 271 Besucher beispielsweise "Das Attentat auf John F. Kennedy in Dallas" im "Welt im Film Kino", das sich gegenüber dem [[Rochusmarkt]] befand. Ein Lokal in Wien-[[Landstraße]] nennt sich noch heute "[[Café WIF]] - Welt im Film".
  
Von 1945 bis 1949 wurde die von den britischen und US-amerikanischen Besatzungsmächten in Österreich gemeinsam hergestellte Wochenschau „Welt im Film“ hergestellt.
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Auf einem Grundsatzvertrag vom Juni 1949 zwischen der österreichischen Bundesregierung und den vier alliierten Besatzungsmächten basierend, entstand die Austria Wochenschau mit Sitz [[7]]., [[Siebensterngasse]] 19. Erster Geschäftsführer der Austria Wochenschau war der Schriftsteller [[Ernst Marboe]], ein Verwandter von [[Leopold Figl]]. Mehrheitseigentümer des Unternehmens war mit 52 Prozent die Republik Österreich, mit je 24 Prozent waren die Wiener Kinokette [[Kiba|"Kiba" Kinobetriebsanstalt Gesellschaft m.b.H.]] und die [[Sascha-Film]] beteiligt.
  
Ein bekanntes Wiener Lokal in Wien Landstraße nennt sich noch heute "[[Café WIF]] - Welt im Film". Nach dem 22. November 1963 zeigte man für 271 Besucher als ein Beispiel zu nennen „Das Attentat auf John F. Kennedy in Dallas" im Film Kino, damals gegenüber dem [[Rochusmarkt]]. Die Wochenschau förderte seit dem Entstehen in der Monarchie das Wachstum der Institution Filmhaus in Wien, und auch das Wachstum kleiner Kinos wie das Austria Kino, untergebracht in einem kleinen Saal, war 1934 das kleinste [[Kino]] der Stadt Wien. Es bestand, später unter dem Namen Erdberger (Ton)Kino, bis in die 1960er-Jahre.
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Am 11. November 1949 erschien die erste Ausgabe der Austria Wochenschau in 40 Kinos in ganz Österreich; sie wurde bis Februar 1982 im Haus Siebensterngasse 19 produziert und um 1960 in rund 970 österreichischen Kinos gezeigt. Ein Programm der Austria Wochenschau dauerte acht bis zehn Minuten. 1954 bis 1971 wurde zusätzlich eine internationale Wochenschau, das "Weltjournal", produziert. Der Verleih erfolgte durch eine Wirtschaftsgenossenschaft der Kinobesitzer. In den 1960er Jahren verlor die Wochenschau ihre Aktualität, da sich das Fernsehen immer mehr verbreitete. Die einst stark besuchten Wochenschaukinos wurden nach und nach geschlossen. Als Vorprogramme in regulären Kinos konnten sich die Wochenschauen mit weniger aktuellen Themen halten.
  
Auf einem Grundsatzvertrag vom Juni 1949 zwischen der österreichischen Bundesregierung und den vier alliierten Besatzungsmächten basierend, entstand die Austria Wochenschau mit Sitz 7, [[Siebensterngasse]] 19. Erster Geschäftsführer der Austria Wochenschau war ein Verwandter von [[Leopold Figl]], der Schriftsteller [[Ernst Marboe]]. Mehrheitseigentümer des Unternehmens war mit 52% die Republik Österreich, mit je 24% waren die Wiener Kinokette KIBA und die Sascha-Film beteiligt.
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Die während der 1970er Jahre dem Austropop gewidmeten Musikbeiträge der Austria Wochenschau und ihres Nachfolgers, des Magazins "Scope" (ab 1982) erwiesen sich als erfolgreich und stellen heute ein wertvolles Zeitdokument dar - als Vorform des Videoclips. "Scope" galt als eine Art "Austro MTV". Von 1985 bis 1994 wurde nur mehr "Hallo Kino" produziert, ein Society-Magazin mit Kinotrailern.
  
Am 11. November 1949 erschien die erste Ausgabe der Austria Wochenschau, die bis Februar 1982 im Haus Siebensterngasse 19 produziert wurde. Ein Programm der Austria Wochenschau dauerte 8 bis 10 Minuten. 1954 bis 1971 wurde zusätzlich eine internationale Wochenschau, das Weltjournal, produziert. In die 1960er Jahre verlor die Wochenschau als Aktualitätsmedium, zumal sich das Fernsehen von zu Hause immer mehr verbreitete. Die einst stark besuchten Wochenschaukinos wurden nach und nach geschlossen. Als Vorprogramme in regulären Kinos konnten sich die Wochenschauen mit weniger aktuellen Themen halten.
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Nach der Übersiedelung aus dem 7. Bezirk begann die "Austria Film und Video GmbH" an ihrer neuen Adresse in Wien-[[Leopoldstadt]] 1999 als [[Filmarchiv Austria]] zum 50-Jahr-Jubiläum der Austria Wochenschau ein Projekt zur Aufarbeitung und Ergänzung des vorhandenen Archivmaterials. Das Filmarchiv hat eine eigene DVD- und Video-Edition "Österreichische Wochenschauen" ins Leben gerufen. Das Filmarchiv Austria ist heute die zentrale Sammel- und Dokumentationsstelle für das audiovisuelle Erbe Österreichs.
  
Die während der 1970er-Jahre dem Austropop gewidmeten Musikbeiträge der Austria Wochenschau und ihres Nachfolgers, des Magazins "Scope" (ab 1982) erwiesen sich erfolgreich und stellen heute ein wertvolles Zeitdokument - als Vorform des Videoclips. Scope galt als eine Art "Austro MTV". Von 1985 bis 1994 wurde nur mehr Hallo Kino produziert, ein Society-Magazin mit Kinotrailern.
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Nach der Übersiedelung aus dem 7. Bezirk begann die Austria Film und Video GmbH, an ihrer neuen Adresse in Wien [[Leopoldstadt]] 1999 als [[Filmarchiv]] Austria zum 50-Jahrjubiläum der Austria Wochenschau ein Projekt zur Aufarbeitung und Ergänzung des vorhandenen Archivmaterials. Das Filmarchiv hat eine eigene DVD- und Video-Edition „Österreichische Wochenschauen“ ins Leben gerufen. Beim Filmarchiv Austria handelt es sich heute um die zentrale Sammel- und Dokumentationsstelle für das audiovisuelle Erbe Österreichs.
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== Literatur ==
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* Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Band 1 (A – K). Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966
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* Daniela Kirchner, Film and Television Collections in Europe. The MAP-TV Guide, New York: Routledge 1995, S. 8

Aktuelle Version vom 8. Juni 2020, 09:18 Uhr

Daten zur Organisation
Art der Organisation Firma
Datum von 10. Juni 1949
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen Ernst Marboe
PageID 56293
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 8.06.2020 durch WIEN1.lanm08wen
  • 2., Obere Augartenstraße 1

Frühere Adressierung
  • Austria Video und Film GmbH (10 Juni 1949)

Es wurden noch keine Personen erfasst.


Austria Wochenschau, gegründet 1949; heute "Filmarchiv Austria" im Augarten.

Geschichte

Die Geschichte der Wochenschau in Österreich beginnt im Jahr 1911, als die Wiener Kunstfilm regelmäßig jede Woche neue Berichte aus Wien und den Teilen der Österreichisch-ungarischen Monarchie zeigte. Dies erfolgte in Konkurrenz zu den französischen Filmgesellschaften, die bereits seit Jahren in Österreich als Vertriebsniederlassungen, aber auch als Wochenschauproduzenten vorwiegend im Filmviertel Neubau tätig waren. 1914 wurde die "Sascha-Meßter-Woche" ins Leben gerufen, 1931-1933 gab es eine Internationale Wochenschau, 1934-1938 "Österreich in Bild und Ton, österreichische Wochenschau".

Die erste österreichische Wochenschau der Nachkriegszeit erschien im Mai 1945, kurz nach Kriegsende als "Österreichische Wochenschau", welche die Wien-Film mit noch vorhandenem Filmmaterial mehrere Ausgaben lang herstellte. Die Wochenschau wurde jedoch von den Alliierten verboten.

Von 1945 bis 1949 wurde die von den britischen und US-amerikanischen Besatzungsmächten in Österreich gemeinsam hergestellte Wochenschau "Welt im Film" hergestellt. Nach dem 22. November 1963 zeigte man für 271 Besucher beispielsweise "Das Attentat auf John F. Kennedy in Dallas" im "Welt im Film Kino", das sich gegenüber dem Rochusmarkt befand. Ein Lokal in Wien-Landstraße nennt sich noch heute "Café WIF - Welt im Film".

Auf einem Grundsatzvertrag vom Juni 1949 zwischen der österreichischen Bundesregierung und den vier alliierten Besatzungsmächten basierend, entstand die Austria Wochenschau mit Sitz 7., Siebensterngasse 19. Erster Geschäftsführer der Austria Wochenschau war der Schriftsteller Ernst Marboe, ein Verwandter von Leopold Figl. Mehrheitseigentümer des Unternehmens war mit 52 Prozent die Republik Österreich, mit je 24 Prozent waren die Wiener Kinokette "Kiba" Kinobetriebsanstalt Gesellschaft m.b.H. und die Sascha-Film beteiligt.

Am 11. November 1949 erschien die erste Ausgabe der Austria Wochenschau in 40 Kinos in ganz Österreich; sie wurde bis Februar 1982 im Haus Siebensterngasse 19 produziert und um 1960 in rund 970 österreichischen Kinos gezeigt. Ein Programm der Austria Wochenschau dauerte acht bis zehn Minuten. 1954 bis 1971 wurde zusätzlich eine internationale Wochenschau, das "Weltjournal", produziert. Der Verleih erfolgte durch eine Wirtschaftsgenossenschaft der Kinobesitzer. In den 1960er Jahren verlor die Wochenschau ihre Aktualität, da sich das Fernsehen immer mehr verbreitete. Die einst stark besuchten Wochenschaukinos wurden nach und nach geschlossen. Als Vorprogramme in regulären Kinos konnten sich die Wochenschauen mit weniger aktuellen Themen halten.

Die während der 1970er Jahre dem Austropop gewidmeten Musikbeiträge der Austria Wochenschau und ihres Nachfolgers, des Magazins "Scope" (ab 1982) erwiesen sich als erfolgreich und stellen heute ein wertvolles Zeitdokument dar - als Vorform des Videoclips. "Scope" galt als eine Art "Austro MTV". Von 1985 bis 1994 wurde nur mehr "Hallo Kino" produziert, ein Society-Magazin mit Kinotrailern.

Nach der Übersiedelung aus dem 7. Bezirk begann die "Austria Film und Video GmbH" an ihrer neuen Adresse in Wien-Leopoldstadt 1999 als Filmarchiv Austria zum 50-Jahr-Jubiläum der Austria Wochenschau ein Projekt zur Aufarbeitung und Ergänzung des vorhandenen Archivmaterials. Das Filmarchiv hat eine eigene DVD- und Video-Edition "Österreichische Wochenschauen" ins Leben gerufen. Das Filmarchiv Austria ist heute die zentrale Sammel- und Dokumentationsstelle für das audiovisuelle Erbe Österreichs.

Videos

Wochenschaubericht 1945 (Dr. Karl Seitz) (1945), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 253A (Ausschnitt)

Literatur

  • Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Band 1 (A – K). Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966
  • Daniela Kirchner, Film and Television Collections in Europe. The MAP-TV Guide, New York: Routledge 1995, S. 8