Alfred Adler: Unterschied zwischen den Versionen

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Alfred Adler stammte aus einer Nach Studium in Wien (Dr. med. univ. 1895) als Augenarzt, Internist und Neurologe tätig, schloß sich Adler zunächst der psychoanalytischen Schule [[Sigmund Freud|Sigmund Freuds]] an, von der er sich 1911 trennte. Schon 1907 veröffentlichte er die „Studie über die Minderwertigkeit von Organen", 1912 folgte sein grundlegendes Werk „Über den nervösen Charakter", worin Adler die Grundzüge der von ihm begründet Individualpsychologie darlegte: an die Stelle der bei Freud im Mittelpunkt stehenden Sexualität setzte Adler das Streben des Gesamtindividuums nach Macht und Ansehen in seinem sozialen Umfeld. Den Versuch, die eigene erlebte Minderwertigkeit (durch soziale Konflikte oder organische Beeinträchtigung ausgelöst) zu kompensieren, sah Adler als Ursache von Neurosen an.  
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Alfred Adler war eines der sieben Kinder des Getreidehädlers Leopold Adler und seiner Frau Pauline (geborene Beer).  Er studierte Medizin an der [[Universität Wien (Institution)|Universität Wien]], wo er die russische Studentin  Raissa Timofejewna Epstein kennenlernte. Adler promovierte 1895 zum Dr. med. univ. Danach war er zunächst als Augenarzt tätig. 1897 heirateten Raissa und Alfred Adler in Moskau. 
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Nach Studium in Wien (Dr. med. univ. 1895) als Augenarzt, Internist und Neurologe tätig, schloß sich Adler zunächst der psychoanalytischen Schule [[Sigmund Freud|Sigmund Freuds]] an, von der er sich 1911 trennte. Schon 1907 veröffentlichte er die „Studie über die Minderwertigkeit von Organen", 1912 folgte sein grundlegendes Werk „Über den nervösen Charakter", worin Adler die Grundzüge der von ihm begründet Individualpsychologie darlegte: an die Stelle der bei Freud im Mittelpunkt stehenden Sexualität setzte Adler das Streben des Gesamtindividuums nach Macht und Ansehen in seinem sozialen Umfeld. Den Versuch, die eigene erlebte Minderwertigkeit (durch soziale Konflikte oder organische Beeinträchtigung ausgelöst) zu kompensieren, sah Adler als Ursache von Neurosen an.  
  
 
Ab 1920 lehrte er am Pädagogischen Institut der Stadt Wien und veröffentlichte im selben Jahr seine „Praxis und Theorie der Individualpsychologie". Er richtete damals 30 entsprechende Erziehungsberatungsstellen ein. Er wurde Direktor der ersten Klinik für Kinderpsychologie. 1934 übersiedelte Adler in die USA, wo er seit 1926 Gastprofessor an der Columbia Universität und seit 1932 am Long Island College in New York war. Auch dort beeinflußte er maßgeblich das Erziehungswesen.  
 
Ab 1920 lehrte er am Pädagogischen Institut der Stadt Wien und veröffentlichte im selben Jahr seine „Praxis und Theorie der Individualpsychologie". Er richtete damals 30 entsprechende Erziehungsberatungsstellen ein. Er wurde Direktor der ersten Klinik für Kinderpsychologie. 1934 übersiedelte Adler in die USA, wo er seit 1926 Gastprofessor an der Columbia Universität und seit 1932 am Long Island College in New York war. Auch dort beeinflußte er maßgeblich das Erziehungswesen.  

Version vom 6. Juni 2019, 10:02 Uhr

Alfred Adler (1930)
Daten zur Person
Personenname Adler, Alfred
Abweichende Namensform
Titel Dr. med. univ.
Geschlecht männlich
PageID 5993
GND 118500686
Wikidata
Geburtsdatum 7. Februar 1870
Geburtsort Wien
Sterbedatum 28. Mai 1937
Sterbeort Aberdeen; Großbritannien
Beruf Arzt, Tiefenpsychologe
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage-GW, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 6.06.2019 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Adleralfred.jpg
Bildunterschrift Alfred Adler (1930)
  • 2., Czerningasse 7 (Wohnadresse)
  • 1., Dominikanerbastei 10 (Wohnadresse)
  • 19., Dreimarksteingasse 8 (Wohnadresse)
  • 15., Mariahilfer Straße 208 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Bürger der Stadt Wien (Verleihung: 11. Juli 1930)

Adler Alfred, * 7. Februar 1870 Wien, † 28. Mai 1937 Aberdeen, Großbritannien, Arzt, Tiefenpsychologe.

Biografie

Alfred Adler war eines der sieben Kinder des Getreidehädlers Leopold Adler und seiner Frau Pauline (geborene Beer). Er studierte Medizin an der Universität Wien, wo er die russische Studentin Raissa Timofejewna Epstein kennenlernte. Adler promovierte 1895 zum Dr. med. univ. Danach war er zunächst als Augenarzt tätig. 1897 heirateten Raissa und Alfred Adler in Moskau.

Nach Studium in Wien (Dr. med. univ. 1895) als Augenarzt, Internist und Neurologe tätig, schloß sich Adler zunächst der psychoanalytischen Schule Sigmund Freuds an, von der er sich 1911 trennte. Schon 1907 veröffentlichte er die „Studie über die Minderwertigkeit von Organen", 1912 folgte sein grundlegendes Werk „Über den nervösen Charakter", worin Adler die Grundzüge der von ihm begründet Individualpsychologie darlegte: an die Stelle der bei Freud im Mittelpunkt stehenden Sexualität setzte Adler das Streben des Gesamtindividuums nach Macht und Ansehen in seinem sozialen Umfeld. Den Versuch, die eigene erlebte Minderwertigkeit (durch soziale Konflikte oder organische Beeinträchtigung ausgelöst) zu kompensieren, sah Adler als Ursache von Neurosen an.

Ab 1920 lehrte er am Pädagogischen Institut der Stadt Wien und veröffentlichte im selben Jahr seine „Praxis und Theorie der Individualpsychologie". Er richtete damals 30 entsprechende Erziehungsberatungsstellen ein. Er wurde Direktor der ersten Klinik für Kinderpsychologie. 1934 übersiedelte Adler in die USA, wo er seit 1926 Gastprofessor an der Columbia Universität und seit 1932 am Long Island College in New York war. Auch dort beeinflußte er maßgeblich das Erziehungswesen.

Am 28. Mai 1937 starb er in Aberdeen, nach dem er eine Reihe von Vorträgen an der Aberdeen University gehalten hatte, an einem Herzinfarkt. Er wurde am Friedhof Aberdeen begraben. 2011 wurde seine Asche in ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof überführt.

Begründer des Vereins für Individualpsychologie, der Internationalen Zeitschrift für Individualpsychologie (1914, amerikanischen Ausgabe 1935). Adler wohnte 2, Czerningasse 7 (Gedenktafel 1985), ab 1911 1, Dominikanerbastei 10 (Gedenktafel); einen Landsitz hatte er in Salmannsdorf (19, Dreimarksteingasse 8). Bürger der Stadt Wien (11. Juli 1930). Alfred-Adler-Straße

Quellen


Literatur

  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Lexikon der Psychologie. Band 1: AAM bis Graphische Darstellung. Freiburg im Breisgau / Wien [u.a.]: Herder 1971, S. 21 ff.
  • Manes Sperber: Alfred Adler oder das Elend der Psychologie. Wien [u.a.]: Molden 1970
  • Isidor Fischer [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 1: Aaser-Komoto. München: Urban & Schwarzenberg 1962
  • Hertha Orgler: Alfred Adler. Der Mann und sein Werk. Triumph über den Minderwertigkeitskomplex. Wien / Innsbruck: Urban & Schwarzenberg 1956
  • Hertha Orgler: Alfred Adler. The man and his work. Triumph over the inferiority complex. Ashingdon [u.a.]: Daniel 1947
  • Alfred Adlers Individualpsychologie. Eine systematische Darstellung seiner Lehre in Auszügen aus seinen Schriften. Hg. von Heinz L. Ansbacher ... München [u.a.]: Reinhardt 1972
  • Josef Rattner: Adler Alfred in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1972
  • Almuth Bruder-Bezzel: Alfred Adler. Die Entstehungsgeschichte einer Theorie im historischen Milieu Wiens. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1983
  • Walter Spiel: Die Individualpsychologie Alfred Adlers in Wien. In: Zur Geschichte der Psychiatrie in Wien. Wien: Brandstätter 1983, S. 135 ff.
  • Bernhard Handlbauer: Die Entstehungsgeschichte der Individualpsychologie Alfred Adlers. Wien / Salzburg: Geyer-Edition 1984 (Veröffentlichungen des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Geschichte der Gesellschaftswissenschaften, 12)
  • Bernhard Handlbauer: Die Adler-Freud-Kontroverse. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag 1990
  • Alfred Adler zum Gedenken. Hg. von einer Arbeitsgemeinschaft der Internationalen Vereinigung für Individualpsychologie. Wien: Selbstverlag 1957
  • Österreichisches Biographisches Lexikon: Alfred Adler
  • H.A. Beckh-Widmanstetter: Alfred Adler und Währing. In: Unser Währing. Vierteljahresschrift des Museumsvereins Währing 1 (1966), S. 38 ff.
  • Wiener Zeitung, 29.05.1937
  • Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1972
  • Österreichisches Biographisches Lexikon: Alfred Adler