Zum roten Turm (Apotheke)

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Apotheke
Datum von 1782
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 34699
GND
WikidataID
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle
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Letzte Änderung am 8.07.2021 durch WIEN1.lanm08pil
  • 1., Rotenturmstraße 23

Frühere Adressierung
  • Zum König von Ungarn (1808, bis: 1933)
  • C. Brady, Zum König von Ungarn (1933, bis: 1933)
  • Zum Roten Turm (1953)

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48° 12' 40.31" N, 16° 22' 30.96" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Apotheke "Zum roten Turm (1., Rotenturmstraße 23), gegründet am 31. August 1782

Die Apotheke wurde nach der Freigabe von Apothekengründungen durch geprüfte Provisoren, die Kaiser Joseph II. mit Hofentschließung vom 31. Juli 1781 bekannt gegeben hatte, im darauffolgenden Jahr durch Franz Josef Spanfelder auf der Grundlage einer Personalbefugnis in der Nähe des Roten Turms eröffnet. Spanfelder brachte seine Apotheke in den aufgelassenen Kasematten der Stadtbefestigung (nahe der heutigen Rotenturmstraße) unter.

Nach rund vierzehnjähriger Betriebsführung legte Spanfelder 1797 die Befugnis zugunsten des Joseph Fülop Edlen von Rosdinartonof zurück. Fülop erhielt allerdings die Auflage, für die Apotheke einen neuen Standort zu suchen. Offenbar gelang dies Fülop nicht und er legte als Konsequenz die Befugnis am 30. Juni 1803 zurück.

Mit Dekret vom 13. September 1803 wurde die Apotheke dem langjährigen Hofapothekenbeamten Ferdinand Walko verliehen, jedoch wieder unter der Bedingung, dass er sie in der Gegend innerhalb des Roten Turms an einen anderen Standort verlege. Erfolgreicher (oder vielleicht auch nur williger) als sein Vorgänger, fand der Apotheker im Haus "Zu den drey Kronen" ( Konskriptionsnummer 771; Rotenturmstraße 24/ Adlergasse 2), das seinen Namen nach dem in ihm liegenden Gasthaus trug, ein geeigneteres Lokal.

Nachdem Walko die Befugnis abgab, verlieh der Magistrat daraufhin das Personalgewerbe mittels Dekrets an den um 1794 geborenen Johann Esterbauer, der am 4. Februar 1820 auch das Bürgerrecht erhielt. Da Esterbauer bereits am 6. Juli 1826 verstarb, hatte seine Witwe die Absicht, die Apotheke als Witwenbetrieb weiterzuführen. Für die Übergangszeit wurde dem [[Apothekergremium| Gremial]vorsteher Ignaz Moll die Aufsicht über die Apotheke übertragen und Johann Schaffl, 1827 dann Karl Metzinger als Provisor eingesetzt. Im März 1832 zog die Apotheke ins Haus Konskriptionsnummer 728/774/678 (Fleischmarkt 1/Rotenturmstraße 20). Erst sieben Jahre später, am 30. Juli 1839, legte Caroline Esterbauer ihre Personalkonzession zurück. Sie wurde am 24. Oktober 1839 samt Bürgerrecht ihrem vormaligen Provisor Karl Metzinger verliehen.

Aufgrund der in den 1840er Jahren schlechteren Ertragslage vieler der damals bereits 16 bestehenden Stadtapotheken versuchte Metzinger dem wachsenden Konkurrenzdruck innerhalb der Stadtbefestigung zu entgehen und die Apotheke auf den Schaumburgergrund (heute vierter Bezirk) zu transferieren. Die Frist für den Umzug verstrich und die Apotheke verblieb am bisherigen Standort. Nachdem er am 18. März 1858 die Apotheke aufgab, wurde am 15. Juni 1858 das Personalgewerbe an den etwa 37-jährigen k. k. Hofapothekenexpedienten Josef Eduard Voigt verliehen, der am 14. September 1858 auch das Bürgerrecht erhielt. Nach seinem Tod am 4. September 1881 ließ seine Witwe Marie Konstanze den Betrieb einige Zeit mit behördlicher Genehmigung weiterführen. Vertreten wurde sie durch ihren Provisor, Moritz Eysank von Marienfels.

Am 1. Juni 1882 erwarb Mag. pharm. Arnold Fridrich die Apotheke, die er aus Gesundheitsgründen im Jahr 1890 an den gewesenen Apotheker in Wien Dr. Alexander Rosenberg verkaufte.

Am 1. Jänner 1896 kam die Apotheke in den Besitz des gewesenen Apothekers im mährischen Kremsier, Carl Brady, dem Konzession und Betriebsgenehmigung am 15. Jänner vom Magistrat erteilt wurden. Am 19. November 1912 erhielt sein Sohn Hermann Brady die Konzession und folgte als Betriebsleiter nach. Während der Leitung durch Hermann Brady musste die Apotheke 1909 wegen Abbruchs des Hauses Fleischmarkt 1 in das gegenüber liegende Gebäude Fleischmarkt 2/Rotenturmstraße 18/Köllnerhofgasse 5 verlegt werden, in dem sich seit 1861 das Hotel "Österreichischer Hof" befand.

Ab dem 1. Februar 1921 wurde die Firma "C. Brady, Wien" im Handelsregister als OHG geführt. Gesellschafter waren Mag. pharm. Hermann Brady und Mag. pharm. Max Todres als Inhaber. Nach Hermann Bradys Tod am 4. August 1929 übernahm seine Witwe Olga Brady unter der Leitung von Mag. pharm. Jakob Tutnauer die Apotheke. Nach der politisch erzwungenen Zurücklegung der Konzession von Olga Brady im November 1938 wurde die Konzession an Mag. pharm. et Dr. Walter Khünl-Brady, Adoptivsohn des Besitzerehepaars Olga und Hermann Brady verliehen.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Apotheke durch Bomben schwer beschädigt, nach Kriegsende war Dr. Khünl-Brady unbekannten Aufenthalts. Daraufhin wurde am 2. Juni 1945 Mag. Max Todres zum Leiter der Apotheke bestimmt und am 5. Juli 1945 zum öffentlichen Verwalter bestellt. Nach dem Tod des Apothekers Todres am 26. März 1947 wurde am 23. April 1948 die öffentliche Verwaltung aufgehoben. Der nach Wien zurückgekehrte Dr. Khünl-Brady eröffnete am 9. November 1953 die Apotheke auf dem schräg gegenüberliegenden neuen Standort Rotenturmstraße 23 (Eingang am hier unnummerierten Fleischmarkt) und gab ihr gleichzeitig das neue Schild "Zum roten Turm".

Im Jahr 2000 schien als Inhaber der Apotheke die Mag. pharm. G. Khünl- Brady & Co. auf, Konzessionär war Mag. pharm. Gunter Khünl-Brady.

Besitzerliste

  • 1782/1783–1797 Franz Josef Spanfelder
  • 1797–1803 Joseph Fülop Edler von Rosdinartonof
  • 1803–1819 Ferdinand Walko, * 1774
  • 1819–1826 Johann Esterbauer, * um 1794, † 6. Juli 1826
  • 1826–1839 Caroline Esterbauer (Witwenbetrieb)
  • 1839–1858 Karl Metzinger (Kauf als Provisor)
  • 1858–1881 Josef Eduard Voigt, * um 1821, † 4. September 1881
  • 1882–1890 Dr. Arnold Fridrich
  • 1890–1896 Dr. Alexander Rosenberg
  • 1896–1912 Carl Brady
  • 1912–1929 Hermann Brady (ab 1921 OHG "C. Brady, Wien"), * um 1871, † 4. August 1929
  • 1929–1938 Olga Brady (Witwenbetrieb bis zur politisch erzwungenen Zurücklegung der Konzession)
  • 1938–1945 Walter Khünl-Brady
  • 1945–1948 Öffentliche Verwaltung (Max Todres, † 26. März 1947)
  • 1953–? Walter Khünl-Brady
  • … 2000 … Inhaber "Mag. pharm. G. Khünl-Brady & Co." Konzessionär Mag. pharm. Gunter Khünl-Brady

Standorte

Apothekenschild

  • … 1808 … "Zum König von Ungarn"
  • … 1933 … "C. Brady, Zum König von Ungarn"
  • seit 1953 "Zum roten Turm"

Literatur

Felix Czeike: Geschichte der Wiener Apotheken, Die Apotheken im heutigen ersten Wiener Gemeindebezirk. Innsbruck: Studienverlag. Band 50, 2010, S. 393-406