Zinnen-Verlag

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verlag
Datum von 24. Juni 1932
Datum bis 2. Oktober 1944
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 70856
GND 1064060862
WikidataID
Objektbezug Verlagsgeschichte
Quelle Murray G. Hall: Österr. Verlagsgeschichte
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Zinnen-Verlag. Die Zinnen-Verlag Ges.m.b.H. wurde auf Grundlage eines Gesellschaftsvertrags vom 9. März 1932 gegründet. Die Eintragung ins Wiener Handelsregister erfolgte am 24. Juni 1932, Gegenstand des Unternehmens waren der Verlagsbuchhandel sowie das Verlagsgeschäft. Als weitere Niederlassungen neben Wien werden Basel und Leipzig angeführt.

Der Zinnen-Verlag war eng mit dem Amonesta-Unternehmen verbunden. Höchstwahrscheinlich handelte es sich um eine Strohmann-Firma, die ihren Sitz am selben Standort hatte und auch personelle Verflechtungen aufwies. Hinter dem Verlag standen mit August Amonesta jun., Leo Schidrowitz und Gustav Ullmann die drei Gesellschafter des Verlags für Kulturforschung, der ebenfalls zum Firmenkomplex gehörte. Geschäftsführer des Zinnen-Verlags waren Julius Kern und Ernst Simon.

Im Dezember 1937 erfolgte die Eintragung von Gustav Ullmann als Kollektivprokurist der Firma. Nach dem "Anschluss" dürfte das Unternehmen unter Fortführung der Produktion arisiert und vom NS-Parteigenossen Ludwig Lininger fortgeführt worden sein. August Amonesta starb 1942 im KZ Auschwitz, Leo Schidrowitz konnte emigrieren. Über das Schicksal Ullmanns ist nichts bekannt. Am 2. Oktober 1944 wurde der Zinnen-Verlag aus dem Wiener Handelsregister gelöscht.

Produktion

Zwischen 1932 und 1938 erschienen im Zinnen-Verlag rund 30 Titel, der Schwerpunkt lag auf fremdsprachiger Unterhaltungsliteratur. Bei drei Viertel der Werke handelte es sich um Übersetzungen aus dem Amerikanischen, Englischen, Rumänischen, Dänischen, Italienischen oder anderen Sprachen. Offensichtlich verlegte man vor allem solche Werke in deutscher Sprache, die in ihren Herkunftsländern bereits große literarische Erfolge erzielen konnten.

Zu den bekannteren Autorinnen und Autoren im Bereich der Übersetzungsliteratur zählten Pearl S. Buck und P. G. Wodehouse. Aufsehen erregte zudem Oskar Maria Grafs "Notizbuch eines Provinzschriftstellers", das 1932 in einer Auflage von 4.000 Stück erschienen war. Als das Werk fünf Jahre später beschlagnahmt werden sollte, fanden die Polizeibeamten allerdings nur mehr zwei Exemplare im Verlag vor. Nach der Konfiskation im Juni 1937 wurde das Graf-Buch Gegenstand einer Gerichtsverhandlung, angeklagt war der Zinnen-Verlag. Am 27. Oktober 1937 erklärte man das Buch auf Antrag des Staatsanwalts nach § 303 St.G. ("Verspottung und Herabsetzung der Lehren der katholischen Kirche") für verfallen.

Mit der Geschichtensammlung "Das bayerische Dekameron" verlegte der Zinnen-Verlag 1932 noch einen weiteren Titel von Oskar Maria Graf. Ebenfalls 1932 erschien "Der unbegabte Goethe" des Mitgesellschafters Leo Schidrowitz. Die Anti-Goethe-Kritik war erstmals 1924 in dessen eigenem Verlag publiziert worden. Die Produktion des Zinnen-Verlags nach 1938 gilt es noch zu untersuchen.


Literatur