Wilhelm von Vragassy

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Daten zur Person
Personenname Vragassy, Wilhelm von
Abweichende Namensform Vragassy, Vilmos
Titel Dr.
Geschlecht männlich
PageID 359227
GND
Wikidata
Geburtsdatum 1851
Geburtsort Prašice
Sterbedatum März 1933
Sterbeort Nitra, Slowakei
Beruf Arzt
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Antisemitismus, Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft, Zweite Wiener Medizinische Schule
Quelle
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Letzte Änderung am 17.01.2024 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Wilhelm Vragassy von Korompa und Székelyslava, * 1851 in Prašice, † März 1933 Nitra (Slowakei), Arzt.

Biografie

Bereits 1873 wird Vragassy, noch Medizinstudent, als Mitglied des freiwilligen Sanitätsdienstes des Deutschen Ritter-Ordens geführt. Vragassy trat außerdem 1874 als Freund des Künstlerhauses auf, welches er aber 3. Januar 1880 wieder verließ. 1883 trat Vragassy dem Ferdinandeum in Innsbruck als ordentliches Mitglied bei und korrespondierte mit dem Dirigent Hans Richter. Neben seiner Umtriebigkeit in zahlreichen Vereinen war Vragassy auch international vernetzt. So nahm er im August 1886 am 54. jährlichen Treffen der British Medical Association in Brighton teil. Weiters unternahm Vragassy gemeinsam mit dem Künstler Hans Makart eine Weltreise. Vragassy übersetzte später das Buch Diagnosis and surgical treatment of abdominal tumours von Sir Thomas Spencer Wells auf Deutsch, welches 1886 unter dem Titel "Diagnose und chirurgische Behandlung der Unterleibs-Geschwülste" im Braumüller Verlag erschien. Von 1893-1894 war Vragassy Chefarzt der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft (WFRG). In dieser Funktion nahm er an den Gründungsfeierlichkeiten der Innsbrucker Freiwilligen Rettungsgesellschaft im Oktober 1893 teil.

Antisemitismus unter Vragassy

Vragassy baute die WFRG nach seinen antisemitischen Vorstellungen um und vertrieb zahlreiche jüdische Ärzte aus der Organisation. Potenziellen neuen Mitgliedern jüdischen Glaubens wurde die Aufnahme mit der Aussage "Wir sind übercomplet" verwehrt. Langjährige Ärzte der WFRG wehrten sich gegen den offensichtlichen Ausschluss aus der Organisation und veröffentlichten am 15. Juni 1894 ihre Sicht der Dinge in der Tageszeitung Neue Freie Presse. Daraufhin berief das Actionskommittee der WFRG eine Untersuchungskommission unter der Leitung von Prof. Nothnagel ein. Nothnagel, Gründer des Vereines zur Abwehr des Antisemitismus, hatte wegen seiner Tätigkeit mit randalierenden Studierenden zu kämpfen, die seinen Hörsaal verwüsteten. Die antisemitischen Blätter Die Bombe, Kikeriki und Figaro bezogen zu Gunsten Vragassys Stellung und warfen Nothnagels Kommission vor eine "Säuberung" der WFRG vorzunehmen. Vragassy wurde schließlich durch Heinrich Charras ersetzt, erhielt aber ein kräftige Abfertigung. Seinen Antisemitismus legte Vragassy danach nicht ab. Er kandidierte im Jahr 1901 für die Volkspartei im Wahlbezirk Neutraer Comitates als antisemitischer Reichsraths Kandidat.

Weiteres Leben

Gemeinsam mit anderen katholischen Ärzten kämpfte Vragassy gegen Alkoholismus und referierte unter dem Titel "Zur Alkoholfrage" über dessen schädlichen Auswirkungen auf Körper und Geist. Weiters war Vragassy als Leibarzt von Thronfolger Franz Ferdinand tätig. Vragassy verbrachte einige Zeit in Russland wo er auch den Schriftsteller Leo Tolstoi behandelt haben soll. Nach den Revolutionen in Russland, lebte Vragassy in der Tschechoslowakei wo er im März 1933 verstarb.

Quellen

  • Fifty-Fourth Annual Meeting of the British Medical Association. In: The British Medical Journal 2, no. 1338 (1886), S. 364-73.
  • Vragassy Wilhelm, "Pirgow und Billroth", Medicinisch-chirurgische Zentralblätter 33, no 5, S. 58.
  • Freiwilliger Sanitätsdienst des Deutschen Ritter-Ordens. In: Wiener Zeitung, 4. März 1873, S. 2.


Literatur

  • Alexander Obermueller: Rettung in Wien. Eine Sozialgeschichte der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft 1881-1918. Masterarbeit Univ. Wien, Wien 2019.
  • Kiss, László. Less known Hungarian doctors of Tolstoy: Vilmos Vragassy (1855–1935) and Albert Škarvan (1869–1926). In: Orvosi Hetilap 151, no. 46 (2010), S.1908–11.
  • Emese Lafferton: Murder by Hypnosis? Altered States and the Mental Geography of Science. In: Medicine, Madness and Social History: Essays in Honour of Roy Porter. Hg. von Roberta Bivins und John V. Pickstone. London: Palgrave Macmillan 2007, S. 182-96.