Volksbegehren

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Quelle	Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 22.08.2014 durch WIEN1.lanm09bur

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Gesetzesantrag des Volks, der sowohl im Verfahren zur Erlassung von Bundesgesetzen wie von Landesgesetzen nach bestimmten Grundsätzen vorgesehen ist. Neben der Volksabstimmung, deren Ergebnis für den Nationalrat verbindlich zu vollziehen ist, und der Volksbefragung, deren Ergebnis für die Regierung lediglich eine Orientierungshilfe darstellt, kennt das österreichische Recht auch das Volksbegehren, das von der Regierung abzuhalten ist, wenn eine ausreichende Zahl von unterstützenden Unterschriften vorgelegt werden kann. Das Ergebnis von Volksbegehren ist für die Regierung nicht verbindlich, doch verhandeln die politischen Parteien über eine prozentuale Mindestgrenze, ab der anschließend bindend eine Volksabstimmung durchzuführen ist.

Die Einleitung eines Volksbegehrens kann beispielsweise durch mindestens 10.000 Personen oder durch acht Abgeordnete zum Nationalrat erfolgen. Bei mindestens 100.000 Unterstützern eines Volksbegehrens in ganz Österreich hat sich der Nationalrat mit der Angelegenheit zu befassen.

• Das erste Volksbegehren war 1964 jenes zur Rundfunkreform (in Wien 246.309 Unterschriften [19,76% der Stimmberechtigten]).

Die weiteren Volksbegehren (Ergebnisse in Wien; ab Nummer 17 folgen in nunmehr vervollständigter Neureihung die endgültigen Ergebnisse für Wien [fallweise auch für Österreich] sowie die Angabe, wieviel Prozent der Wiener Stimmberechtigten das Volksbegehren durch persönliche Unterschrift auf den Sammelstellen oder durch Unterstützungserklärung unterstützt haben):

• 2. 40-Stunden-Woche (1969; 242.335; 19,02%).
• 3. 13. Schulstufe (1969; 52.978; 4,16%).
• 4. Aktion Leben (1975; 72.878; 6,09%).
• 5. Pro Zwentendorf (1980; 124.275; 10,65%).
• 6. Anti Zwentendorf (1980; 40.025; 3,43%).
• 7. (Gegen das) Konferenzzentrum (1982; 213.648; 18,6%).
• 8. Umwelt – Konrad Lorenz [Hainburg] (1985; 152.404; 13,44%).
• 9. Zivildienst (1985; 25.331; 2,24%).
• 10. Gegen Abfangjäger (1985; 30.167; 2,66%).
• 11. Anti Draken (1986; 60; 0,01%).
• 12. Anti Privilegien (1987; 34.410; 3,04%).
• 13. Senkung der Klassenschülerzahl (1989; 36.616; 3,24%)
• 14. Rundfunkfreiheit (1989); 18.906; 1,67%).
• 15. Beitritt Europäischer Wirtschaftsraum (EWR) (1991; 33.779; 3,03%).
• 16. Österreich zuerst ("Anti-Ausländer-Volksbegehren" 1993; 99.040; 8,87%).
• 17. Pro Motorrad (1995): 13.310 Unterschriften (einschließlich 923 Unterstützungserklärungen; 1,2%).
• 18. Tierschutz-Volksbegehren (1996): 126.561 Unterschriften (11,43%).
• 19. Neutralitäts-Volksbegehren (1996): 91.350 Unterschriften (einschließlich 3.153 Unterstützungserklärungen; 8,25%).
• 20. Volksbegehren gegen Gentechnik (7.-14. April 1997): 1,225.790 Unterschriften (in Wien 243.313; 22,06%).
• 21. Frauen-Volksbegehren (7.-14. April 1997): 644.665 Unterschriften (in Wien 163.115; 14,79%).
• 22. Volksbegehren Atomfreies Österreich (24. November - 1. Dezember 1997): 248.787 Unterschriften (in Wien 59.644; 5,46%).
• 23. Volksbegehren Schilling-Volksabstimmung (24. November - 1. Dezember 1997): 253.949 Unterschriften (in Wien 62.457; 5,72%).
• 24. Familien-Volksbegehren (9.-16. September 1999): 9.576 Unterschriften (einschließlich 146 Unterstützungserklärungen; 0,88%).
• 25. Volksbegehren Neue EU-Abstimmung (29. November - 6. Dezember 2000): Unterschriften in Wien 55.168 (einschließlich 4.714 Unterstützungserklärungen; 4,64%).
• 26. Bildungsoffensive und Studiengebühren-Volksbegehren (6.-13. November 2001): 44.456 Unterschriften in Wien (einschließlich 7.546 Unterstützungserklärungen; 4,08%).
• 27. Volksbegehren Veto gegen Temelin (14.-21. Jänner 2002): 169.613 Unterschriften in Wien (einschließlich 2.862 Unterstützungserklärungen; 15,4%).
• 28. Volksbegehren Sozialstaat Österreich (3.-10. April 2002): 150.587 Unterschriften in Wien (einschließlich 12.556 Unterstützungserklärungen; 13,72%)
• 29. Volksbegehren gegen Abfangjäger (29. Juli - 5. August 2002): 111.868 Unterschriften in Wien (einschließlich 1.560 Unterstützungserklärungen).
• 30. Volksbegehren Atomfreies Europa (10.-17. Juni 2002): 32.255 Unterschriften in Wien (einschließlich 1.349 Unterstützungserklärungen; 2,93%).
• 31. Pensionsvolksbegehren (22.-29. März 2004; erstmals Verwendung einer Online-Stimmliste, die Mehrfachunterstützungen unterbindet): 124.062 Unterschriften in Wien (einschließlich 55 Unterstützungserklärungen; 11,25%).

(Die Daten stellte dankenswerter Weise die MA 62 zur Verfügung.)

Literatur

• Josef Rauchenberger: Stichwort Demokratie. 50 Jahre Zeitgeschehen. Politisches Handbuch. Wien: PR-Verlag 1994, S. 827 ff. (Übersichtstabelle: S. 983 [dort auch die Zahlen für Österreich]).