Susanne Ovadia

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Daten zur Person
Personenname Ovadia, Susanne
Abweichende Namensform Benedikt, Susanne Sophie; Benedikt-Ovadia, Susanne
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 368022
GND
Wikidata
Geburtsdatum 13. September 1923
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 25. Dezember 2014
Sterbeort Paris 4044660-8
Beruf Journalistin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 5.12.2023 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 19., Himmelstraße 55 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Susanne Ovadia, * 13. September 1923 Wien, † 25. Dezember 2014 Paris, Journalistin.

Biografie

Susanne Ovadia, geborene Benedikt, war die Jüngste der vier Töchter des Ehepaars Irma und Ernst Benedikt. Gemeinsam mit ihren Schwestern Gerda, Ilse und Friedl wuchs sie in einer wohlhabenden, sehr einflussreichen und in Wien bekannten Familie auf. Ihr Vater war ab 1920 Chefredakteur und Herausgeber der Neuen Freien Presse.

Wie ihre Schwestern besuchte Susanne Benedikt die Volksschule in der Mannagettagasse, anschließend die Mädchenmittelschule in der Gymnasiumstraße 79, ab 1935 jene in der Billrothstraße. Im Schuljahr 1936/37 verließ sie das Billrothgymnasium und erhielt im Herbst ein Zeugnis über den Abschluss der 4. Klasse. Wenige Monate nach dem sogenannten "Anschluss", im Juni 1938, wurde Susanne Benedikt von ihrer finnlandschwedischen "Tante" Aline Pipping (1863–1963), eine Halbschwester ihrer Großmutter mütterlicherseits, in Wien abgeholt und zu Verwandten in Finnland gebracht. 1940 übersiedelte sie nach Stockholm und Ende desselben Jahres kam es zu einem Wiedersehen mit den ins schwedische Exil geflüchteten Eltern. In Stockholm wohnte Susanne Benedikt in einem gemieteten Zimmer in der Innenstadt und besucht ein Gymnasium. Nach der Matura 1942 arbeitete sie als Sekretärin und als freie Mitarbeiterin verschiedener Zeitungen – erste journalistische Arbeiten entstanden. 1943 wurde sie persönliche Assistentin von Ossian Goulding, dem Schwedenkorrespondenten des Daily Telegraph. Im Jahr darauf wechselte sie zum amerikanischen Sender CBS und arbeitete für den dortigen Europakorrespondenten und Kriegsberichterstatter Charlie Shaw, später war sie für die United press und die Associated Press tätig. Für das Radio und verschiedene schwedische Zeitungen verfasste sie journalistische Beiträge. Gegen Kriegsende nahm sie die schwedische Staatsbürgerschaft an.

Ab 1951 arbeitete Susanne Benedikt in Schweden für "Radio Free Europe", einem antikommunistischen, vom CIA finanzierten, Radiosender. Im Jahr darauf ging sie nach Paris, wo sie als Chief Editor das Pariser Büro von Radio Free Europe leitete. Ebenfalls in Paris befand sich zu diesem Zeitpunkt ihre nunmehr schwerkranke Schwester Friedl, um die sich Susanne Benedikt bis zu deren Tod intensiv kümmerte.

1956 heiratete Susanne Benedikt den Geschäftsmann Silvio Ovadia (1915–2004), den sie 1951 in Stockholm kennengelernt hatte. Die gemeinsame Tochter Karina kam 1960 zur Welt und kurze Zeit später zog die Familien in einen Vorort von Paris.

Als Jüngste der Familie überlebte Susanne Ovadia ihre Eltern und Schwestern. Nach ihrer Pensionierung setzte sie sich ab 1990 intensiver mit der Geschichte ihrer Familie auseinander. Sie begann, den Nachlass ihres Vaters zu sortieren, suchte die auf verschiedene Länder und Kontinente verstreuten Briefe und Dokumente ihrer Eltern und Geschwister zusammen und zeichnete ihre Lebenserinnerungen für ihre eigene Tochter auf. 2011 übergab sie einen Teilnachlass Ernst Benedikts der Österreichischen Nationalbibliothek. Nach der Erstveröffentlichung von "Das Augenspiel" (1988), Elias Canettis dritten Teil seiner Autobiographie, in dem die Familie Benedikt eine prominente Rolle einnimmt und vor allem Ernst Martin Benedikt wenig vorteilhaft geschildert wird, erwirkte sie eine Überarbeitung der betreffenden Stellen für die zweite Auflage. Mit Canetti, den sie in den späten 1930er Jahren über ihre Schwester Friedl kennengelernt hatte und mit dem sie auch nach dem Krieg und dem Tod ihrer Schwester in Verbindung geblieben war, verlor sich danach der Kontakt.

Anhand überlieferter Briefe, Tagebücher und Dokumente skizzierte der Autor und Publizist Ernst Strouhal im Dokumentarroman "Vier Schwestern" (2022) die Geschichte seiner Familie im Spiegel der geschichtlichen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts. Susanne Ovadia, Strouhals Tante, war eine dieser "Vier Schwestern".

Literatur