Stadtplan, Verlag Artaria (1901)

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Stadtplan von Louis Reiner (Artaria-Verlag) 1901
Daten zur Karte
Art der Karte Stadtplan
Originaltitel Plan der k.k. Reichshaupt und Residenzstadt Wien. Bearbeitet im Geographischen Institute (Dr. Karl Peucker) der Verlagshandlung Artaria & Co in Wien. Entworfen von Louis Rainer, gestochen von Anton Knorr, Druck Lithographische Anstalt von Th. Bannwarth, Wien. Ausgabe 1901
Beschreibung Stadplan mit Verzeichnis der Straßenbahnlinien
Erscheinungsjahr 1901
Ausfertigung Lithographie
Maßstab 1:25000
Ausrichtung Norden
Kartenzeichner Louis Reiner
Orte Wien
Bezirk
WikidataID
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Karten
Quelle
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Letzte Änderung am 24.10.2023 durch WIEN1.lanm08swa
Bildname WStLA KS Sammelbestand P1 01822G.jpg
Bildunterschrift Stadtplan von Louis Reiner (Artaria-Verlag) 1901

Überblick

Die vom Kartographen Louis Reiner gestaltete und vom Verlag Artaria verlegte Karte zeigt die Stadt Wien um die Jahrhundertwende. Sie stellt etwa die neuen Straßenbahnlinien, wie auch die Stadtbahn und die Vorortelinie dar.

Verlag Artaria

Der Verlag Artaria war der traditionsreichste Kartenverlag Wiens, bereits die erste bekannte von Artaria verlegte Karte war ein Stadtplan von Wien, nämlich die dritte Auflage (1786) eines ursprünglich von Maximilian Grimm 1783 selbst herausgebrachten Plans, dessen Kupferplatte in den Besitz Artarias gelangt war. Seither waren zahlreiche Wien-Pläne bei Artaria erschienen, es handelte sich um "den" Privatverlag für Wien-Pläne. Doch gerade weil es sich um einen so traditionsreichen Verlag hatte, musste er auf die Stadterweiterung von 1892 besonders reagieren. Einerseits hatte er bereits seit den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts einen Plan von Wien und einigen Vororten im Maßstab 1:7920 im Programm, der nach Norden ausgerichtet war, andererseits produzierte er noch bis in die späten 1880er Jahre einen "Strassen- und Nummern Plan von Wien und Vororten" im Maßstab 1:14.000, der nach Nordost orientiert war, da alte Grundlagen und Vorlagen zwar aktualisiert, aber doch immer weiter verwendet worden waren. Nun musste auch hier der „Modernisierungsschub“ kommen: runde Maßstäbe entsprechend dem metrischen System und Nordausrichtung der neuen Stadtpläne. 1890 erschien ein Plan von "Gross-Wien" 1:35.000, doch hatte sich dieser Maßstab offensichtlich als doch zu klein herausgestellt und nicht bewährt, so dass auch Artaria auf 1:25.000 umstellte.

Karteninhalt

Der vorliegende Plan ist laut Beschreibung im zugehörigen Straßenverzeichnis eine "revidierte Ausgabe für 1901". Er weist die Bodenbedeckung (Wälder, Wiesen, Gärten, Weingärten etc.) ebenso aus wie öffentliche Gebäude, Eisenbahn-, Stadtbahn- und Straßenbahnlinien, wobei auch auf diesem Plan noch die alten farbigen Liniensignalscheiben wiedergegeben sind. Auch hier sind die Gemeindebezirke farblich von einander abgesetzt, auch hier orientierte man sich – mit pragmatischen Abweichungen – bei den "Innenbezirken" am alten Farbschema der Straßen- und Nummerntafeln. Ist die Bodenbedeckung durch Schwarzzeichnung und Kolorit dargestellt, wurde auf das Relief, die Darstellung der Geländeformen und Höhenverhältnisse, mit Ausnahme einzelner Höhenangaben völlig verzichtet. Der Plan ähnelt damit – auch in der graphischen Gestaltung – sehr den Blättern der 1864-1881 erschienenen Administrativkarte von Niederösterreich (1 : 28.800), die bei Artaria in Kommission vertrieben worden waren. Der im Titel genannte Dr. Karl Peucker (1859 Bojanowo bei Posen – 1940 Wien), von der Hochschulgeographie kommend, hatte 1891 die wissenschaftliche Leitung des "Geographischen Institutes" Artarias übernommen – die Bezeichnungen schwanken (Kartographisches Institut, kartographische Abteilung, Abteilung für Geographie und Kartographie) und scheinen beliebig verwendet worden zu sein. Er war später ein wesentlicher Motor für die Weiterentwicklung der Kartographie und der Geländedarstellung.

Das Blatt zeigt die Stadt mitten in einer rasanten Entwicklungsphase. Die erste Ausbauphase der Stadtbahn einschließlich Vorortelinie ist abgeschlossen (zu einer zweiten sollte es nicht mehr kommen), die städtischen Gas- und Elektrizitätswerke in Simmering sind bereits fertig. Das Straßenbahnnetz steht unmittelbar vor der Übernahme durch die Stadt, der weitere Linienausbau und die Elektrifizierung sind bereits angelaufen. Die Verbauung ist so weit fortgeschritten, dass 1900 die Brigittenau vom 2. Bezirk Leopoldstadt abgetrennt und als 20. Gemeindebezirk konstituiert worden war. Vor allem im 10., 11., damaligen 13., 16. und damaligen 19. Bezirk sind große Bereiche mit projektierten Bauflächen ausgewiesen, die auf die Dynamik der Bevölkerungsentwicklung verweisen: Von 1869 bis 1900 hatte sich die Bevölkerung von 842.951 auf 1,614.774 fast verdoppelt, 1910 hatte man dann mit über zwei Millionen Einwohnern den Höhepunkt erreicht. Zwar kalkulierte man mit einer Verdopplung auf vier Millionen bis etwa 1950, doch durch den Ersten Weltkrieg mit allen seinen Folgen wurde die Entwicklung unterbrochen bzw. sogar rückläufig.

Quellen

Literatur

  • Historischer Atlas von Wien, 13. Lieferung (Wien 2010)