Stadtplan, Gustav Freytag (1894)

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Stadtplan von G. Freytag
Daten zur Karte
Art der Karte Stadtplan
Originaltitel Plan der Reichshaupt- & Residenzstadt Wien. Verlag & Druck von G. Freytag & Berndt in Wien. 1894/1895.
Beschreibung Stadtplan
Erscheinungsjahr 1894
Ausfertigung Lithographie
Maßstab 1:25000
Ausrichtung Norden
Kartenzeichner Freytag & Berndt
Orte Wien
Bezirk
WikidataID
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Karten
Quelle
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Letzte Änderung am 24.10.2023 durch WIEN1.lanm08swa
Bildname WStLA KS Sammelbestand P1 00494G.jpg
Bildunterschrift Stadtplan von G. Freytag

Südbahnhof, Ostbahnhof und Arsenal im Stadtplan von Gustav Freytag (1894)

Historische Einordnung

Die rasante politische, technische und demographische Entwicklung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bewirkte enorme Veränderungen des Wiener Stadtbildes. Nach der Stadterweiterung des Jahres 1850 und der Niederlegung der Stadtbefestigung ab 1858 setzte bald die langwierige Diskussion um die Einbeziehung der Vororte in das Stadtgebiet ein, um raumplanerische und infrastrukturelle Probleme besser beherrschen zu können. Sie wurde erst mit den entsprechenden politischen Beschlüssen 1890 und deren Rechtswirksamkeit ab 1. Jänner 1892 abgeschlossen: Wien hatte nunmehr 19 Gemeindebezirke.

Für die unterschiedlichsten administrativen und planerischen Zwecke, aber auch schlicht zur Information der Bevölkerung und zur Orientierung wurde ein neuer Stadtplantyp benötigt, den es bis dahin in dieser Form in Wien nicht gegeben hatte: ein handlicher Gesamtplan des erweiterten Stadtgebietes, der detailreich genug war, um auch kleinere Gassen noch darzustellen. Wollte man das Stadtgebiet auf einem Blatt zeigen, musste der Maßstab allerdings soweit verkleinern, dass die Eintragung der Hausnummern nicht mehr möglich war. Nach mehreren Versuchen kristallisierte sich bald der Maßstab 1 : 25.000 als neuer "Standard" heraus, der bis heute für Gesamtpläne Wiens üblich ist. Dabei stellte sich erstmals bei Wien-Plänen auch das Problem der Geländedarstellung, da auch größere Agrarflächen und Waldgebiete dem Stadtgebiet einverleibt worden waren. Grundsätzlich boten sich dafür drei Möglichkeiten an, die alle drei auch in der Praxis umgesetzt wurden: die Zeichnung der Situation und der Bodenbedeckung unter Weglassung des Reliefs, die Reliefdarstellung durch Schraffen oder durch Höhenschichtlinien.

Gustav Freytag

Der Autor des vorliegenden Plans, Gustav Freytag hatte ab 1866 in Wien bei seinem Onkel Friedrich Köke die Lithographie erlernt und bereits damals besonderes Geschick für die Terraingravur gezeigt. Er vervollkommnete seine Ausbildung ab 1872 in Leipzig bei Brockhaus, in England und in Berlin als Zivileleve in der topographischen Abteilung des Großen Generalstabs, wo er vornehmlich in der Geländedarstellung arbeitete. 1878 zurück nach Wien gekehrt, eröffnete er 1879 seine eigene kartographisch-lithographische Anstalt, die vielfältige Aufträge durchführte und ab 1882/83 an "Special-Touristenkarten" 1 : 50.000 arbeitete, dem Vorläufer der späteren bekannten Freytag & Berndt-Touristenwanderkarten. Zur Ermöglichung einer Expansion des Betriebs ging er eine Partnerschaft mit dem Kaufmann Wilhelm Berndt (1851 Grünwald bei Gablonz – 1920 Ried im Innkreis) ein, 1886 wurde eine offene Handelsgesellschaft "G. Freytag & Berndt" gegründet, die in als Freytag & Berndt heute noch besteht.

Inhalt

Der 1894 oder 1895 erschienene Plan zeigt das gesamte Stadtgebiet, das Relief ist durch feine Schraffur dargestellt, die an manchen Stellen fast schon den Eindruck einer Schummerung hervorruft. Wald wird durch äußerst dunkles, Gärten durch helles grün angezeigt, auch andere Kulturgattungen wie etwa Weingärten werden ausgewiesen. Die einzelnen Gemeindebezirke sind ebenfalls farblich differenziert, wobei man sich bei den Bezirken 1 bis 9 am 1861 eingeführten Farbschema für die Straßen- und Hausnummerntafeln orientierte, aus pragmatischen Gründen aber teilweise abwich. Die großen bevorstehenden Infrastrukturmaßnahmen wie der Bau der Stadtbahn oder des städtischen Gaswerks in Simmering können naturgemäß noch keinen Niederschlag finden, aber manche Details des Straßennetzes bzw. manche Straßennamen geben noch ältere Verhältnisse wieder. Bemerkenswert sind auch die dargestellten Liniensignale der beiden Tramwaygesellschaften, die erst nach der Kommunalisierung des Straßenbahnbetriebs (1902) auf Buchstaben und Ziffern umgestellt wurden (1907). Eine Nebenkarte zeigt den 1. Bezirk nochmals im doppelt so großem Maßstab 1 : 12.500.

Quellen

Literatur

  • Historischer Atlas von Wien, 13. Lieferung (Wien 2010)