Ruth Wodak

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Ruth Wodak bei der Überreichung des Paul-Watzlawick-Ehrenrings im Rahmen der Wiener Vorlesungen, 2022
Daten zur Person
Personenname Wodak, Ruth
Abweichende Namensform Wodak, Ruth Emily; Leodolter, Ruth
Titel o. Univ.-Prof., Dr., Dr. h.c. mult.
Geschlecht weiblich
PageID 364436
GND 123321352
Wikidata Q88734
Geburtsdatum 12. Juli 1950
Geburtsort London 4074335-4
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Universitätsprofessorin, Sprachwissenschaftlerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 27.04.2024 durch DYN.rabus
Bildname RuthWodak.jpg
Bildunterschrift Ruth Wodak bei der Überreichung des Paul-Watzlawick-Ehrenrings im Rahmen der Wiener Vorlesungen, 2022

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Theodor-Körner-Preis (Übernahme: 1974)
  • Kardinal-Innitzer-Förderungspreis für Geisteswissenschaften (Übernahme: 1980)
  • Hertha Firnberg Staatspreis für besondere Leistungen auf dem Gebiet von Wissenschaft und Forschung (Übernahme: 1990)
  • Wittgenstein-Preis (Übernahme: 1996)
  • Preis der Stadt Wien (Übernahme: 2001)
  • Willy und Helga Verkauf-Verlon Preis des DÖW (Übernahme: 2003)
  • Wiener Frauenpreis (Übernahme: 2006)
  • Ehrendoktorat der Universität Örebro (Übernahme: 2010)
  • Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Übernahme: 2011)
  • Frauen-Lebenswerk-Preis (Übernahme: 2018)
  • Ehrendoktorat der University of Warwick (Übernahme: 2020)
  • Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch (Übernahme: 2020)
  • Ehrensenatorin der Universität Wien (Verleihung: 2020, Übernahme: 21. Juni 2021)
  • Paul-Watzlawick-Ehrenring (Übernahme: 19. Oktober 2022)
  • Rockefeller Foundation Research Fellowship (Übernahme: 1982)
  • Pharmig Preis der Österreichischen Ärztekammer (Übernahme: 1989)


Ruth Wodak, * 12. Juli 1950 London, Linguistin, Sprachsoziologin, Diskursforscherin, emeritierte Universitätsprofessorin.

Biografie

Ruth Wodak kam als Tochter der Chemikerin Erna Wodak, geborene Mandel, und des promovierten Juristen Walter Wodak in London zur Welt. Ihre Eltern waren aufgrund ihrer jüdischen Herkunft 1938 aus Wien geflüchtet, lernten einander im britischen Exil kennen und heirateten dort 1944. Nach dem Krieg war ihr Vater als Diplomat tätig, weshalb Ruth Wodak ihre ersten Lebensjahre in Paris und Belgrad verlebte und dreisprachig (Deutsch, Englisch, Serbokroatisch) aufwuchs.

Ab Ende der 1960er Jahre studierte Wodak an der Universität Wien Slawistik, osteuropäische Geschichte und Sprachwissenschaft. 1974 dissertierte sie subauspiciis mit der Arbeit "Ansätze zu einer soziolinguistischen Theorie der Verbalisierung. Ihre Anwendung in einer explorativen Studie über das Sprachverhalten von Angeklagten bei Gericht", für die sie den Theodor-Körner-Preis erhielt. Anschließend arbeitete sie als Universitätsassistentin am Institut für Linguistik und habilitierte sich 1980 mit ihren Forschungen über therapeutische Kommunikation im Bereich der angewandten Linguistik. Von 1983 bis 1991 war sie außerordentliche Professorin an der Universität Wien. Einem Ruf an die University of Michigan, Ann Arbor, folgte sie 1991 nicht, stattdessen trat sie im selben Jahr an der Universität Wien eine ordentliche Professur für Angewandte Sprachwissenschaft an.

1996 erhielt Wodak den Wittgenstein-Preis, den bedeutendsten und höchstdotierten Forschungsförderungspreis der Republik Österreich, der in diesem Jahr erstmals vergeben wurde. Damit baute sie das Wittgenstein-Forschungszentrum "Discourse, Politics, Identity" auf, das sie von 1997 bis 2006 leitete. Ebenfalls in Verbindung mit dem Wittgenstein-Preis stand eine Forschungsprofessur, die sie von 1999 bis 2002 an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften innehatte. 2004 wechselte sie an die University of Lancaster und fungierte bis 2007 als "Chair in Discourse Studies". Ab 2007 bis zu ihrer Emeritierung im Herbst 2014 war sie, als erste Frau, "Distinguished Professor" und "Chair in Discourse Studies" an der University of Lancaster. Parallel dazu wirkte sie als Gastprofessorin an zahlreichen Universitäten und Forschungseinrichtungen in Europa, Asien und den USA. Zuletzt war sie Gastprofessorin an der Central European University in Wien.

Ruth Wodak zählt zu den Mitbegründer*innen der Kritischen Diskursanalyse (Critical Discourse Analysis), deren Theorien und Methoden sie mitentwickelt hat. Stark interdisziplinär ausgerichtet, liegen ihre Forschungsschwerpunkte im Bereich der Soziolinguistik, insbesondere in der Analyse politischer Rhetorik. Im Rahmen ihrer Forschungen hat sie sich etwa mit Wahlkampfrhetoriken, dem Sprechen über die "Waldheim-Affäre" und Erinnerungspolitiken der Nachkriegszeit auseinandergesetzt. Ihre intensive wissenschaftliche Beschäftigung mit Antisemitismus, Rassismus, Sexismus, Rechtspopulismus und Identitätspolitiken im Zusammenhang mit Sprache fanden international fachliche Anerkennung. In Österreich stieß die Wissenschaftlerin mit ihren Forschungen nicht zuletzt auch aufgrund ihres persönlichen gesellschaftspolitischen Engagements sowohl in politischen als auch akademischen Kreisen immer wieder auf Widerstand.

Wodak engagierte sich bei der österreichischen Anlaufstelle des "European Monitoring Centre for Racism, Xenophobia and Anti-Semitism" der Europäischen Union (seit 2007 Fundamental Rights Agency) und fungierte dort ab Oktober 2010 als Co-Direktorin des Austrian National Focal Point. Von 2009 bis 2011 war sie Präsidentin der Societas Linguistica Europaea, seit 2010 ist sie Mitglied der Academia Europaea sowie seit 2013 Mitglied der British Academy of Social Sciences. Aus der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der sie ab 1997 als korrespondierendes Mitglied angehörte, trat sie 2012 aus. Sie wirkte und wirkt in zahlreichen wissenschaftlichen Gremien und Zusammenschlüssen. Seit Februar 2023 gehört sie dem wissenschaftlichen Beirat der Wiener Vorlesungen an.

Ruth Wodak wurde für ihre Forschungen vielfach ausgezeichnet. Neben dem Wittgenstein-Preis erhielt sie unter anderem 2011 das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. 2020 wurde sie zur Ehrensenatorin der Universität Wien ernannt.

Werke (Auswahl)

  • Ruth Wodak: Disorders of Discourse. London: Longman 1996
  • Ruth Wodak: Gender and Discourse. London: Sage 1997
  • Ruth Wodak / Anton Pelinka: The Haider Phenomenon in Austria. New Brunswick N.J.: Transaction Publishers 2002
  • Hannes Heer / Walter Manoschek / Alexander Pollak / Ruth Wodak: The Discursive Construction of History: Remembering the Wehrmacht’s War of Annihilation. Basingstoke: Palgrave Macmillan 2007
  • Ruth Wodak: Politics as usual: The discursive construction and representation of politics in action. Basingstoke: Palgrave Macmillan 2008
  • Ruth Wodak / Barbara Johnstone / Paul Kerswill [Hg.]: The SAGE Handbook of Sociolinguistics. London: Sage 2010
  • Ruth Wodak / Majid Khosravinik / Brigitte Mral [Hg.]: Right-Wing Populism in Europe: Politics and Discourse. London: Bloomsbury 2013
  • Ruth Wodak [Hg.]: Critical Discourse Analysis. 4 Bände. London: Sage 2013
  • Johannes Angermuller / Dominique Maingueneau / Ruth Wodak [Hg.]: The discourse studies reader: main currents in theory and analysis. Benjamins 2014
  • Ruth Wodak / Michael Meyer [Hg.]: Methods of critical discourse studies. London: Sage 2015
  • Ruth Wodak: Politik mit der Angst. Zur Wirkung rechtspopulistischer Diskurse. Wien: Konturen 2016
  • Ernst Berger / Ruth Wodak: Kinder der Rückkehr: Geschichte einer marginalisierten Jugend. Berlin: Springer 2018
  • Ruth Wodak / Bernhard Forchtner [Hg.]: The Routledge handbook of language and politics. Abingdon: Routledge 2018
  • Pieter Bevelander / Ruth Wodak [Hg.]: Europe at the Crossroads. Confronting Populist, Nationalist and Global Challenges. Nordic Academic Press 2019
  • Ruth Wodak / Rudolf de Cillia / Markus Rheindorf / Sabine Lehner: Österreichische Identitäten im Wandel: Empirische Untersuchungen zu ihrer diskursiven Konstruktion 1995–2015. Wiesbaden: Springer 2020
  • Ruth Wodak: Die Politik mit der Angst: Die schamlose Normalisierung rechtsextremer und rechtspopulistischer Diskurse. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Berlin: Konturen 2020
  • Ruth Wodak / Markus Rheindorf: Identity Politics Past and Present: Political Discourses From Post-War Austria to the Covid Crisis. Exeter: University of Exeter Press 2022
  • Ruth Wodak: Das kann immer noch in Wien passieren. Alltagsgeschichten. Wien: Czernin Verlag 2024

Literatur


Ruth Wodak im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.