Roland Girtler

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Daten zur Person
Personenname Girtler, Roland
Abweichende Namensform Girtler, Roland Leopold Erich
Titel emer.tit.ao.Univ.-Prof. Dr.phil.
Geschlecht männlich
PageID 38824
GND 115493832
Wikidata Q112873
Geburtsdatum 31. Mai 1941
Geburtsort Wien
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Soziologe
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri


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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Förderungspreis der Theodor Körner-Stiftung (Verleihung: 26. Mai 1972)
  • Preis des Rudolf Sallinger Fonds (Verleihung: 1980)
  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Übernahme: 3. Juni 2002)
  • Kulturmedaille des Landes Oberösterreich (Verleihung: 2009)
  • Preis der Stadt Wien für Volksbildung (Verleihung: 2014)


  • Professor für Verstehende Soziologie an der Universität Wien (1989 bis 2006)

Roland Girtler, * 31. Mai 1941 Wien, Soziologe.

Biografie

Roland Girtler wurde in Wien-Ottakring als Sohn eines Arztes und einer Ärztin geboren. Nach einer durch den Zweiten Weltkrieg bedingten bewegten Kindheit in der Lüneburger Heide und in Spital am Pyhrn besuchte er von 1951 bis 1959 das humanistische Gymnasium im Stift Kremsmünster, an dem er auch maturierte. 1959 immatrikulierte er an der Universität Wien und besuchte unter anderem juristische und historische Vorlesungen. Ab 1967 studierte er an der philosophischen Fakultät der Universität Wien Ethnologie, Urgeschichte und Philosophie und fand dann zu seiner Berufung, der Soziologie. Mit der Dissertation "Die Rechtsnormen der souveränen Eingeborenengruppen in Nordwestaustralien. Ein Beitrag zur Methode der Rechtsethnologie" promovierte er 1971 zum Dr. phil.

Von Herbst 1971 bis Frühjahr 1972 hielt sich Girtler in Indien auf, wo er den "Panchayat" (Dorfrat) in den Bauerndörfern Gujarats erforschte. Daraus entstand sein erstes Buch "Die 'demokratische' Institution des Panchayat in Indien". Nach seiner Rückkehr startete er seine universitäre Laufbahn. Als Universitätsassistent führte ihn seine abwechslungsreiche Forschertätigkeit dann zu Aristokraten, Landärzten, Politikern und Jägern in Österreich und den Nachbarländern. Ein wesentlicher Schwerpunkt seiner unkonventionellen, bei Fachkolleginnen und Fachkollegen nicht immer unumstrittenen Arbeit liegt bei den sogenannten "Randgruppen" der Gesellschaft wie Prostituierten, Obdachlosen, Schmugglern, Wilderern und Ganoven. Er beschäftigte sich aber auch mit Bergbauern und Sennerinnen, Polizisten, Klosterschülern, Pfarrersköchinnen und der deutschsprachigen Minderheit der "Landler" in Siebenbürgen.

1979 habilitierte er sich an der Universität Wien zum Thema "Kulturanthropologie. Entwicklungslinien, Paradigmata, Methoden". 1989 wurde er zum außerordentlichen Professor für Soziologie an der Universität Wien ernannt, wo er auch nach seiner Emeritierung noch tätig ist. Außerdem fungiert er als wissenschaftlicher Leiter des Wilderermuseums in St. Pankraz bei Hinterstoder in Oberösterreich, das er im Jahr 2000 konzipiert hat.

Girtler hat zahlreiche Bücher geschrieben, von denen sich viele auch an eine allgemeine Öffentlichkeit richten. Einige seiner Bestseller wurden übersetzt. Einer breiten Öffentlichkeit ist Girtler auch durch seine wöchentliche Kolumne in der "Kronenzeitung" am Sonntag bekannt.

Werke (Auswahl)

  • Roland Girtler: Die "demokratische" Institution des Panchayat in Indien. Wien: Siglmayr 1972
  • Roland Girtler: "Primitive" Organisation, Norm und Zweck. Die Rechtsstruktur australischer Wildbeutergruppen. Wien: Stiglmayr 1976
  • Roland Girtler: Kulturanthropologie. Entwicklungslinien, Paradigmata, Methoden. München: Deutscher Taschenbuchverlag 1979
  • Roland Girtler: Polizeialltag. Strategien, Ziele und Strukturen polizeilichen Handelns. Opladen: Westdeutscher Verl. 1980
  • Roland Girtler: Vagabunden in der Großstadt. Teilnehmende Beobachtung in der Lebenswelt der "Sandler" Wiens. Stuttgart: Enke 1980
  • Roland Girtler: Der Adler und die 3 Punkte. Die gescheiterte kriminelle Karriere des Ganoven Pepi Taschner. Wien [u. a.]: Böhlau 1983
  • Roland Girtler: Methoden der qualitativen Sozialforschung. Anleitung zur Feldarbeit. Wien [u. a.]: Böhlau 1984
  • Roland Girtler: Der Strich. Erkundungen in Wien. Wien: Age d'homme 1985
  • Roland Girtler: Wilderer. Soziale Rebellen im Konflikt mit den Jagdherren. Linz: Landesverlag 1988
  • Roland Girtler: Über die Grenzen. Ein Kulturwissenschaftler auf dem Fahrrad. Linz (u. a.]: Veritas-Verlag 1991
  • Roland Girtler: Schmuggler. Von Grenzen und ihren Überwindern. Linz: Veritas-Verlag 1992
  • Roland Girtler / Friederike Okladek: Eine Wiener Jüdin im Chor der deutschen Wehrmacht. Die Geschichte einer Rebellin. Wien: Jugend & Volk 1994
  • Roland Girtler: Landärzte. Als Krankenbesuche noch Abenteuer waren. Wien [u. a.]: Böhlau 1997
  • Roland Girtler: Wilderer: Rebellen in den Bergen. Wien [u. a.]: Böhlau 1998
  • Roland Girtler: Rotwelsch. Die alte Sprache der Gauner, Dirnen und Vagabunden. Wien [u. a.]: Böhlau 1998
  • Roland Girtler: Die Lust des Vagabundierens. Eine Pilgerreise mit dem Fahrrad nach Assisi. Wien [u. a.]: Böhlau 2001
  • Roland Girtler: Echte Bauern. Der Zauber einer alten Kultur. Wien [u. a.]: Böhlau 2002
  • Roland Girtler: Die feinen Leute. Von der vornehmen Art, durchs Leben zu gehen. Wien [u. a.]: Böhlau 2002
  • Roland Girtler / Eva Bodingbauer: Wilderer-Kochbuch. Mit Durchschuss. Wien [u. a.]: Böhlau 2004
  • Roland Girtler: 10 Gebote der Feldforschung. Wien: LIT 2004
  • Roland Girtler: Irrweg Jakobsweg. Die Narbe in den Seelen von Muslimen, Juden und Ketzern. [Graz]: Ed. Gutenberg 2005
  • Roland Girtler: Pfarrersköchinnen. Edle Frauen bei frommen Herren. Wien [u. a.]: Böhlau 2005
  • Roland Girtler: Das letzte Lied vor Hermannstadt. Das Verklingen einer deutschen Bauernkultur in Rumänien. Wien [u. a.]: Böhlau 2007
  • Roland Girtler: "Herrschaften wünschen zahlen". Die bunte Welt der Kellnerinnen und Kellner. Wien [u. a.]: Böhlau 2008
  • Roland Girtler: "Holt's den Viechdoktor!" Die abenteuerliche Welt der alten Landärzte. Wien [u. a.]: Böhlau 2009
  • Roland Girtler: Eigenwillige Karrieren. Wer seinen eigenen Weg geht, kann nicht überholt werden. Wien [u. a.]: Böhlau 2011
  • Roland Girtler: Max Weber in Wien: Sein Disput mit Joseph Schumpeter im Café Landtmann. Das alte Institut für Soziologie: Paul Neurath, René König und seine übrigen Bewohner nebst dazugehöriger Geschichten über Trinkrituale, Duelle und Ganoven. Wien [u. a.]: LIT 2013
  • Roland Girtler: Farbenstudenten zwischen Weltbürgertum und Antisemitismus. Berlin [u. a.]: LIT 2016
  • Roland Girtler: Allerhand Leute. Rinderzüchterin, Prinz, Bordellbesitzer, Philharmoniker, Landarzt, Wirtshausmusiker, Fährmann. Wien [u. a.]: Böhlau 2018
  • Roland Girtler: Streifzug durch den Wiener Wurstelprater. Die bunte Welt der Schausteller und Wirte. Wien [u. a.]: Böhlau 2016
  • Roland Girtler: Feine Leute. Aristokraten und Bürger, Geistliche und Gauner, Künstler und Stars. Wien: LIT 2016
  • Roland Girtler: Die wechselseitige Niedertracht der Wissenschaftler. Wien: LIT 2020

Literatur

  • Wissenschaft jenseits von Soziologesisch. Festschrift für Roland Girtler. Oberwart: Edition Lex Liszt 12 2001
  • Hubert Christian Ehalt / Josef Hochgerner / Wilhelm Hopf [Hg.]: "Die Wahrheit liegt im Feld". Roland Girtler zum 65. Wien: LIT 2006
  • Annelies Pichler: Der Professor als Rebell, Experte und Vagabund. In: Kleine Zeitung, 30.05.2001

Weblinks