Ringstraßenwettbewerb Projekt Nr.52

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Detail Exerzierplatz zum Concursprojekt Nr. 52, 1858
Hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P15.111111.12 - Concursprojekt Nr. 52
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Wettbewerb
Datum von 31. Jänner 1858
Datum bis 31. Juli 1858
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 43948
GND
WikidataID
Objektbezug Ringstraße, Glacis
Quelle
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Letzte Änderung am 14.06.2023 durch WIEN1.lanm08pil
Bildname Wettbewerbsprojekt Nr. 52.jpg
Bildunterschrift Detail Exerzierplatz zum Concursprojekt Nr. 52, 1858
Hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P15.111111.12 - Concursprojekt Nr. 52

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Devise: Und das Wort ist Fleisch geworden.
Verfasser: Eduard Strache (Denkschrift), Franz Geyer (Pläne)

Das Projekt Nr. 52 wurde am 31. Juli 1858 im Ministerium des Innern abgelegt[1] und in der Sitzung am 17. November 1858 wurde durch Regierungsrath Hohenbruck die Entscheidung protokolliert, "dass das Projekt Nr. 52 sich zur Berücksichtigung bei der Preisvertheilung nicht eigne, dass aber das in der Denkschrift Dargebotene…in das Eigentum der Regierung übergehe, und sofort angemessen honorirt werde."[2]

Städtebaulicher Entwurf

Obschon nur die Denkschrift von Eduard Strache mit einem Preis bedacht wurde, wird an dieser Stelle der von Eitelberger nicht publizierte Plan besprochen, dessen Planverfasser Franz Geyer war. Im südlichen Bereich legte Eduard Strache den Boulevard zwei Blöcke vom bestehenden Stadtkörper entfernt an, anders bei der ehemaligen Mölkerbastei, dort sollte er nur durch einen schmalen Block vom alten Stadtgewebe getrennt sein. Diesen Verlauf erläuterte Strache in seiner Denkschrift ausführlich und führte vor allem ökonomische Interessen an, um aber auch darauf hinzuweisen, "daß eigentlich die Linien der zukünftigen Boulevards, schon von den Verhältnißen vorgezeichnet" waren.
Anders als andere Beiträger nahm er die Kärntnerstraße zwar als wichtige Achse auf, nutzte sie dann aber, um den Richtungswechsel des Boulevards aufzunehmen. An die Nordwestecke der Kreuzung setzte er das Stadthaus, wodurch im Grundriss eine unsaubere Ecklösung entstand, die er vielleicht durch eine Turmlösung auszugleichen versuchte.
Damit der Boulevard streckenweise gleichzeitig ein günstiges Areal für Wohnbauten böte, wurde das Wienflussbett parallel zu ihm angelegt. So entstand dies- und jenseits des neuen Flussverlaufes genügend Raum, um auf gerastertem Areal ein mit unterschiedlich großen Blöcken bestücktes Wohngebiet zu kreieren. Obschon er städtische Räume dann als schön bezeichnete, wenn diese gefasst sind, findet man nur wenige solcher Beispiele im Plan.
Das Stadthaus war Teil eines größeren Ensembles, das sich um zwei gegenüberliegende Plätze organisierte. Zentrum eines zweiten Ensembles bildete die Votivkirche, um die außer der Universität weitere verwandte Bauten, wie ein Museum und eine Bibliothek, vorgesehen waren, damit der Kirchenbau von ihnen gerahmt werde. Um eine Begrenzung auch zum Boulevard zu schaffen, die Sicht auf den Sakralbau aber nicht zu unterbrechen, projektierte er in der Mittelachse der Kirche ein niedriges Portal mit angeschlossenem Wachthaus.
Im Osten, vor dem ehemaligen Stubenthor legte er einen Zentralbahnhof, eine Zentralwarenhalle und einen mäßig großen Hafen an. Die aus funktionalen Gründen an dieser Stelle gebündelten Bauten bildeten jedoch baulich keine Gruppe. Alle übrigen geforderten Bauten verteilte er innerhalb der verbauten Flächen verteilt.
Strache entwickelte sein Stadterweiterungsprojekt im Kleinen nicht so sehr aus dem zweidimensionalen Plan wie aus dem dreidimensional imaginierten Stadtraum heraus; im Großen dachte er überaus systemisch. Er wies in seiner Denkschrift immer wieder auf die Stadterweiterungsaufgabe als Aufgabe für die gesamte Stadt Wien hin, sowohl in ideeller ("Neu-Wien") als auch in praktischer Hinsicht. Er bezog nicht nur die Straßenverbindungen zwischen innerer Stadt und Westbahnhof, ergo die westlichen Vorstädte in seine Überlegungen mit ein, sondern achtete auch auf die Lage der Markthallen in den Vorstädten. Offensichtlich wird dies auch dort, wo er über Wien als Zentrum der Monarchie und als Knotenpunkt des Verkehrs zu Wasser und zu Lande nachdachte.
Neben Stache benutzte auch er die Spinnennetzanalogie, da in der monozentrischen Stadt Wien einerseits Radialstraßen ins Zentrum führten (idealiter auf den Stephansdom zu) und andererseits um dieses Zentrum konzentrische Ringe angelegt waren.
Strache, der auf Städte "an der Themse und Seine" und an Elbe und Rhein hinwies, verwendete keine besonderen Typologien für seinen Stadtentwurf. Er gab aber dennoch an mehreren Stellen Hinweise über sein städtebauliches Verständnis. So fand er, dass zu kleine Parzellen "uns störend für die Harmonie der Bauten" schienen. Seine auf die Architektur bezogene Auffassung des Städtebaus führte er etwa in freistehenden monumentalen Bauten aus. An ihnen könnte "sich die seiner Bestimmung entsprechende reichere Architektur in mehreren Façaden entwickeln".

Stellenwert

Strache argumentierte besonders im Hinblick auf den Zentralbahnhof, die Zentralwarenhalle und den Donauhafen ökonomisch. Da Grund und Boden knapp und kostbar waren, bezog er eine klare Position. "Dagegen müßen wir uns gegen das System der Vorgärtchen an den Häuserfronten, insbesonders bei den Boulevards aussprechen." Da er sich mit den wirtschaftlichen Belangen mehr als so manch anderer auseinandersetzte, wird seine Denkschrift für die Jurymitglieder interessant gewesen sein.[3]

Siehe auch: Ringstraße, Ringstraßenwettbewerb, Ringstraße (Arbeiterschaft), Ringstraße (Bewohner), Ringstraße (Viertel)

Quellen

Einzelnachweise

  1. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, STEF, Karton 2, Faszikel Nr. 6788/M.I. 629-1858
  2. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, Präsidialakte, Fasz. 119 ad11801/1858
  3. Zum Ringstraßenwettbewerb siehe: Harald R. Stühlinger, Der Wettbewerb zur Wiener Ringstraße, Birkhäuser, Basel 2015