Maria Schaumayer

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Daten zur Person
Personenname Schaumayer, Maria
Abweichende Namensform
Titel Dkff., Dr.in, Kommerzialrätin
Geschlecht weiblich
PageID 35146
GND 170958000
Wikidata Q1277360
Geburtsdatum 7. Oktober 1931
Geburtsort Graz
Sterbedatum 23. Jänner 2013
Sterbeort Wien
Beruf Wirtschaftswissenschaftlerin, Politikerin
Parteizugehörigkeit Österreichische Volkspartei
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, POLAR
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Letzte Änderung am 23.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 2. Februar 2013
Friedhof Döblinger Friedhof
Grabstelle Gruppe 34, Reihe 5, Nummer 16
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
  • 6., Nelkengasse 4/6 (Wohnadresse)
  • 4., Weyringergasse 5/10 (Wohnadresse)
  • 19., Peter-Jordan-Straße 18-24/8/8 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Amtsführende Stadträtin für baubehördliche und technische Angelegenheiten (06.06.1969 bis 23.11.1973)
  • Amtsführende Stadträtin für städtische Unternehmungen (29.10.1965 bis 06.06.1969)
  • Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderats (11.12.1964 bis 24.09.1982)
  • Präsidentin der Oesterreichischen Nationalbank (01.06.1990 bis 31.05.1995)
  • Regierungsbeauftragte für die Entschädigung der Zwangsarbeiter unter dem NS-Regime (2000)

  • Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 24. Juni 1973)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 27. September 1983, Übernahme: 28. Juni 1984)
  • Großes Silbernes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 1995)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 2000)
  • Ehrenbürgerin der Stadt Wien (Verleihung: 9. August 1996, Übernahme: 14. Jänner 1997)
  • Ehrenmitglied der Österreichische Akademie der Wissenschaften (Übernahme: 17. Mai 2006)
  • Großer Leopold-Kunschak-Preis (Übernahme: 13. März 2007)
  • Käthe-Leichter-Preis (Verleihung: 2011)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark mit dem Stern (Verleihung: 1992)
  • Ehrensenatorin der Wirtschaftsuniversität Wien (Verleihung: 1995)

Maria Schaumayer, * 7. Oktober 1931 Graz, † 23. Jänner 2013 Wien, Wirtschaftswissenschaftlerin, Politikerin.

Biografie

Maria Schaumayer wurde am 7. Oktober 1931 in Graz als Tochter einer Pädagogin und des Direktors einer land- und forstwirtschaftlichen Fachschule, der später von den Nationalsozialisten außer Dienst gestellt wurde, geboren. 1949 maturierte sie mit Auszeichnung am Realgymnasium Fürstenfeld und inskribierte anschließend an der Hochschule für Welthandel (heute: [[Wirtschaftsuniversität]) in Wien, wo sie den Titel "Diplomkaufmann" erwarb. An der Universität Innsbruck studierte sie von 1952 bis 1954 Wirtschaftswissenschaften und schloss ihre Studien mit dem Doktorat ab. Nebenbei erwarb sie berufliche Praxis in der Industrie und im Großhandel.

Im Oktober 1954 trat Schaumayer in die Creditanstalt (CA) ein, wo sie im Exportgeschäft tätig war. Von 1957 bis 1965 engagierte sie sich außerdem als Betriebsrätin.

Nach der Wahl vom 25.Oktober 1964 zog Maria Schaumayer als Mandatarin der ÖVP für den Wahlkreis Döbling in den Wiener Gemeinderat bzw. Landtag ein. Schon ein Jahr später, im Oktober 1965, wurde sie in der damaligen SPÖ-ÖVP-Koalition zur amtsführenden Stadträtin der Verwaltungsgruppe XII – Städtische Unternehmungen bestellt. Im Juni 1969 wechselte sie das Ressort und übernahm die politische Leitung der Verwaltungsgruppe IX – Baubehördliche und sonstige technische Angelegenheiten. Im Herbst 1973 schied sie nach der Auflösung der Wiener Koalition aus der Stadtregierung aus. Ab 1969 fungierte sie als Sprecherin der ÖVP-Fraktion in Stadtsenat und Landesregierung und bekleidete 1970 bis 1974 auch die Funktion der Obmann- Stellvertreterin im Österreichischen Städtebund.

Als Ressortverantwortliche führte die Politikerin unter anderem eine Tarifreform bei den Verkehrsbetrieben durch und konnte die Umstellung von Stadt- auf Erdgas vorantreiben. Dem Gemeinderat bzw. Landtag von Wien gehörte sie noch bis September 1982, unter anderem als stellvertretende Vorsitzende des Gemeinderatsausschusses für Vermögensverwaltung, städtische Dienstleistungen und Konsumentenschutz, an.

Im Mai 1974 nahm Schaumayer ihre wirtschaftliche Berufskarriere wieder auf und wurde in den Vorstand der Österreichischen Kommunalkredit AG berufen. Dort übernahm sie die Verantwortung für das gesamte Kreditgeschäft, für Rechnungswesen und Bilanzfragen. Im September 1982 wechselte sie in den Vorstand der ÖMV AG, wo sie für den Bereich Finanzen verantwortlich wurde und sich für die Teilprivatisierung der Gesellschaft einsetzte. In dieser Funktion blieb die Wirtschaftswissenschaftlerin bis 1989 tätig. Daneben bekleidete sie einige Aufsichtsratsfunktionen, so etwa in der Wiener Städtischen Versicherung, in der ÖMV Handels AG und in der Raiffeisenbank Wien-Niederösterreich; schrittweise zog sie sich aber auch aus diesen Funktionen zurück.

Nach dem plötzlichen Tod von Hellmuth Klauhs wurde Maria Schaumayer im Mai 1990 überraschend zur Präsidentin der Oesterreichischen Nationalbank bestellt; dieses Amt übte sie – als erste Frau an der Spitze einer Notenbank weltweit – bis zu ihrer Pensionierung im Mai 1995 aus. In diese Zeit fallen der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union und erste Vorbereitungen für die europäische Währungsunion. In Gesprächen und Interviews betonte sie immer wieder, dass ihr die europäische Integration nicht bloß ökonomisches, sondern zutiefst empfundenes politisches Anliegen war.

Nach der Nationalratswahl 1999 tauchte ihr Name als mögliches Regierungsmitglied in einer SPÖ-ÖVP-Koalition auf, was sie allerdings ablehnte. Hingegen übernahm sie im Februar 2000 die Funktion einer Regierungsbeauftragten für die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter der NS-Zeit in Österreich. In dieser Funktion war sie maßgeblich am Abschluss von bilateralen Verträgen zwischen der Republik Österreich und sechs europäischen Staaten sowie den USA beteiligt und konnte eine Einigung mit einer von Anwalt Ed Fagan vertretenen Gruppe von Zivilklägern erreichen. Durch die Errichtung des Österreichischen Fonds für Versöhnung, Frieden und Zusammenarbeit haben rund 132.000 ehemalige Zwangsarbeiter eine Entschädigung erhalten.

1991 wurde von der damaligen Präsidentin der Nationalbank die Dr. Maria Schaumayer-Stiftung ins Leben gerufen, deren Ziel die aktive Unterstützung von Frauen für Führungspositionen in Wirtschaft und Wissenschaft ist und die Förderpreise vergibt. Neben ihrem beruflichen Werdegang zeichnete sie sich durch eine Reihe ehrenamtlicher Funktionen aus, etwa als Präsidentin des Blindenverbandes oder als Mitglied der Bankwissenschaftlichen Gesellschaft.

Für ihr vielfaches Engagement erhielt Maria Schaumayer zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, so 1973 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 1984 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, 1992 das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark mit dem Stern und 1995 bzw. 2001 das Große Silberne bzw. das Große Goldene Ehrenzeichen am Bande. 1996 verlieh ihr die Stadt Wien die Ehrenbürgerschaft, 2006 wurde sie als erste Frau mit der Ehrenmitgliedschaft der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet. Die Wirtschaftsuniversität Wien hat, dotiert von der Oesterreichischen Nationalbank, das Dr. Maria Schaumayer -Habilitationsstipendium für Habilitationsprojekte im Bereich der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften eingerichtet.

Werke

  • Moderne Marktforschung und Marktwerbung im Export. Innsbruck, Univ., Diss., 1953
  • Das Geld- und Kreditnetz in Österreich. Wien: Jugend & Volk 1990
  • diverse Beiträge in Sammelwerken und Zeitschriften

Quellen

Literatur

Weblinks