Leonore Brecher

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Daten zur Person
Personenname Brecher, Leonore
Abweichende Namensform Brecher, Eleonore
Titel Dr.
Geschlecht weiblich
PageID 42581
GND
Wikidata
Geburtsdatum 14. Oktober 1886
Geburtsort Botoșani
Sterbedatum 18. September 1942
Sterbeort Maly Trostinec
Beruf Zoologin, Erwachsenenbildnerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 2., Rembrandtstrasse 32/18 (Letzte Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Leonore Brecher, * 14. Oktober 1886 Botoșani, † 18. September 1942 Vernichtungslager Maly Trostinec, Zoologin, Erwachsenenbildnerin.

Biografie

Leonore Rachelle Brecher wurde am 1886 im rumänischen Botoșani (Botoschan) geboren. Verwandte ermöglichten es der früh verwaisten jungen Frau, nach der Matura (1906) an den Universitäten von Iași und Czernowitz Zoologie und Botanik zu studieren. Während des Krieges ging sie nach Wien, wo sie ihr Studium fortsetzte und seit 1915 an der Biologischen Versuchsanstalt (BVA), dem "Vivarium" der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, im Prater forschte. 1916 promovierte Leonore Brecher an der Universität Wien bei Hans Przibram mit einer Dissertation über "Die Puppenfärbungen des Kohlweißlings".

1917 absolvierte sie die Lehramtsprüfung und anschließend ein Probejahr am Mädchenrealgymnasium in der Albertgasse 38. Danach wandte sie sich als unbezahlte Assistentin Hans Przibrams wieder der Forschung zu und beschäftigte sich unter anderem mit der Frage, ob und wie sich die Puppen von Kohlweißlingen, aber auch Ratten farblich an ihre Umwelt anpassen und welche Faktoren und Mechanismen dafür ausschlaggebend sind. Nachdem ihre Bewerbung um eine reguläre Assistentinnenstelle an der Akademie der Wissenschaften 1920 gescheitert war, konnte Leonore Brecher ihre Forschungsarbeit mit Hilfe privater Stiftungsgelder und gelegentlicher Stipendien der Akademie fortsetzen. Daneben hielt sie ab 1920 an der Volksheim Ottakring, der damals wissenschaftlich ambitioniertesten Volkshochschule Europas, mehrere Biologie-Kurse ab.

Im Oktober 1922 war sie Gründungsmitglied des "Verbandes der Akademikerinnen Österreichs (VAÖ)", der auf eine Initiative von Elise Richter zurückgeht. 1923/1924 forschte Leonore Brecher mithilfe eines Stipendiums der "American Association of University Women" an der Universität Rostock. Ihre bereits 1923 eingereichte Habilitation wurde 1926 trotz der Fürsprache von Hans Przibram und einer Reihe von Veröffentlichungen in führenden Fachzeitschriften durch eine antisemitische Kommissionsmehrheit, angeführt vom Paläobiologen Othenio Abel, abgelehnt.

Stipendien ermöglichten Leonore Brecher, zwischen 1926 und 1933 Forschungsaufenthalte am Pathologischen Institut der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, am Biochemical Institute in Cambridge, am Zoologischen Institut in Rostock und an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland war die Forscherin gezwungen, wieder nach Österreich an die BVA zurückzukehren, doch nach dem "Anschluss" verlor sie als "Nicht-Arierin" auch diese Anstellung.

Zunächst gelang es ihr, nach Cardiff zu emigrieren. Hier trat sie eine unbezahlte Forschungsstelle an der Universität an. Da die Zoologin hier weder eine dauerhafte bezahlte Anstellung noch Sponsoren für ihre Forschungsarbeit finden konnte, musste sie aufgrund der prekären Situation wieder nach Wien zurückkehren, wo sie ab Oktober 1938 in der jüdischen Schule in der Kleinen Sperlgasse unterrichtete. Leonore Brechers Versuch, in die USA zu emigrieren, scheiterte an bürokratischen Hürden. Am 14. September 1942 wurde sie in das Vernichtungslager Maly Trostinec bei Minsk deportiert und noch am Tag ihrer Ankunft, dem 18. September 1942, ermordet.

2018 wurde nach der Zoologin und Erwachsenenbildnerin der Leonore-Brecher-Weg im 12. Bezirk benannt.

Literatur

Weblinks