Kurt Moldovan

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Kurt Moldovan (1958)
Daten zur Person
Personenname Moldovan, Kurt
Abweichende Namensform
Titel Prof.
Geschlecht männlich
PageID 11913
GND 118850903
Wikidata Q1306253
Geburtsdatum 22. Juni 1918
Geburtsort Paris
Sterbedatum 16. September 1977
Sterbeort Wien
Beruf Maler, Graphiker, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 5.11.2022 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum 27. September 1977
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 40, Nummer 52
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Kurtmoldovan.jpg
Bildunterschrift Kurt Moldovan (1958)
  • 3., Juchgasse 25 (Sterbeadresse)
  • 9., Widerhoferplatz 3 (Wirkungsadresse)
  • 3., Invalidenstraße 3 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Erster Preis der Arbeiterkammer für moderne Graphik (Verleihung: 1952)
  • Erster Preis des österreichischen Graphikwettbewerbs (Verleihung: 1953)
  • Förderungspreis der Stadt Wien für Malerei und Graphik (Verleihung: 1954)
  • Förderungspreis des Österreichischen Staatspreises (Verleihung: 1956)
  • Theodor-Körner-Preis für Bildende Kunst und Kunstfotografie (Verleihung: 1956)
  • Erster Preis des österreichischen Graphikwettbewerbs (Verleihung: 1957)
  • Preis der Stadt Wien für Malerei und Grafik (Verleihung: 1958)
  • Anerkennungspreis des österreichischen Staatspreises (Verleihung: 1958)
  • Großer Österreichischer Staatspreis für Bildende Kunst (Verleihung: 26. Oktober 1968, Übernahme: 20. November 1968)
  • Berufstitel Professor (Verleihung: 1973, Übernahme: 3. September 1973)


Kurt Moldovan, * 22. Juni 1918 Paris, † 16. September 1977 Wien 3, Juchgasse 25 (Zentralfriedhof, Ehrenhain Kulturschaffender, Gr. 40), Maler, Graphiker, Dichter; Pseudonym als Schriftsteller: Lenus Moll.

Biographie

Ein Leben als Künstler war Kurt Moldovan keineswegs vorbestimmt. Nach der Schulzeit versuchte er sich nach eigenen Angaben als Kellner und als Feinmechaniker in einer Manometerfabrik. Er studierte 1937 bis 1940 an der Kunstgewerbeschule, bevor er seinen Kriegsdienst 1940 bis 1945 überwiegend an der Ostfront versah. Zurückgekehrt nach Wien, inskribierte er sich an der Akademie der bildenden Künste und studierte 1945 bis 1948 in der Meisterklasse von Sergius Pauser und im Abendakt bei Herbert Boeckl. Bereits 1946 wurden Arbeiten Moldovans in einer Ausstellung im Foyer des Wiener Konzerthauses gezeigt. Im selben Jahr zog er vom Atelier am Widerhoferplatz 3 im 9. Wiener Gemeindebezirk in ein neues im 3. Bezirk, Invalidenstraße 3. Am 10. Jänner 1947 nahm er an der Gründungsversammlung des Wiener Art Clubs teil. 1948 kam er in Kontakt mit dem Kreis um Hans Weigel im Café Raimund und im Zuge dessen begegnete er Kurt Absolon und Ingeborg Bachmann sowie bei Aufenthalten auf Schloss Leopoldskron in Salzburg Agnes Muthspiel, Herbert Breiter und Gottfried von Einem. Als Moldovan 1950 nach Paris reiste, traf er dort auf mehrere junge Wiener Maler wie Ernst Fuchs, der ihn mit in den "Existentialistenkeller" nahm, Arik Brauer, der gemeinsam mit seiner Frau Naomi Dahabani folkloristische Lieder vortrug, und Friedensreich Hundertwasser. In Wien war er häufig im Strohkoffer anzutreffen. 1952 erhielt der Künstler über Vermittlung Alfred Schmellers ein einjähriges Stipendium der École des Beaux Arts in Paris. Längere Studienaufenthalte führten ihn im Laufe seines Lebens nach Italien, Spanien, Marokko, Mexiko, USA und Großbritannien. 1954 diplomierte Moldovan an der Akademie für angewandte Kunst bei Franz Herberth (Druckerwerkstätte).

Seinem Werk und seinen vielfältigen Tätigkeiten erschöpfend gerecht zu werden, hieße den Rahmen dieses Artikels sprengen. Die Auswahl im Folgenden soll einen Eindruck seines Schaffens vermitteln. Als bildender Künstler wurde Moldovan vor allem durch seine grafischen Zyklen bekannt wie beispielsweise "Fin de Siecle" (1950), "Der Krieg" (1951), "Tierkreis" (1956) und "Danse macabre" (1957). Er schuf einen Zyklus von 25 Tuschzeichnungen für das Internationale Studentenheim der Stadt Wien (1962; 19., Gymnasiumstraße 85) und den Zyklus "Wien" für das Bundesministerium für Unterricht (1958). 1954 bis 1955 war Moldovan als Kunstkritiker der Wiener Tageszeitung "Bildtelegraf" tätig. Auch in der Tageszeitung "Die Presse" erschienen immer wieder Beiträge des Künstlers, etwa 1950 Karikaturen und 1952 sein Essay "Mit Autostop durch Italien". Von April 1958 bis zu ihrer Einstellung 1961 arbeitete er an der Wiener Wochenzeitschrift "Heute" mit, in der insgesamt 15 Illustrationsbeiträge zu Kurzgeschichten erschienen. Im Laufe der Jahre illustrierte er zahlreiche Bücher, wie etwa "Sacher-Masoch" von Reinhard Federmann (1961), "Euer Ruhm war nicht fein" von Werner Riemerschmid (1962), "Die Freunde meiner Frau" von Herbert Eisenreich, "Über Don Quijote" von Salvador de Madariaga (beide 1966) und "Der Sammlersammler" von Peter Marginter (1972). Beim Werk "Vom Umgang mit Drachen" (1958) kamen die Texte von Moldovan und die Zeichnungen von Paul Flora, ein zweites Buch der beiden erschien 1965 unter dem Schriftstellerpseudonym "Lenus Moll". Der Maler und Grafiker fand häufig Beschäftigung als Gebrauchsgrafiker und Bühnenbildner, entwarf unter anderem Titelblätter für Programmhefte und Bühnenprojektionen des Wiener Volkstheaters (1950er/1960er), eine Titelzeichnung für eine Konzertankündigung Gottfried von Einems (1960), Bühnenprojektionen für das Theater der Jugend (1963) und Illustrationen für das Theater in der Josefstadt (1964 bis 1966) und das Burgtheater (1966). Seine Tätigkeit für das Theater blieb jedoch nicht auf visuell erfahrbare Eindrücke beschränkt, denn er verfasste das Libretto "Liebe" für das von Theodor Berger komponierte Ballett "Jahreszeiten" (Premiere, Staatsoper Wien, 28.11.1960). Wohl stets offen für Neues erhielt der Künstler 1963 von der Stadt Wien den Auftrag am Gemeindebau Hartlebengasse 1−17, 22. Wiener Gemeindebezirk, eine 40 Meter lange Mauer keramisch zu dekorieren. Es entstand das Werk "Technische Parolen" in Terrakotta. 1964 gestaltete er Mosaiktische für die Firma Jaeckel in Wien. 1971 kam mit dem Zeichenfilm "Alice im Wunderland" (ORF, Regie: Armin Ackermann, 21 min.) ein weiteres Medium hinzu. Neben zahlreichen Beteiligungen an in- und ausländischen Ausstellungen (unter anderen Biennale Venedig 1950, Biennale Sao Paolo 1954 und 1958, Litho-Biennale Cincinnati 1954 und 1956 bzw. Tokio 1960 und 1962, Weltausstellung Brüssel 1958, Kulturamt der Stadt Wien 1962) lehrte er auch an der Internationalen Sommerakademie in Salzburg 1964, 1965 und 1967. 1970 war Moldovan Mitglied des Österreichischen Kunstsenats.

Zu den Weggefährten und Kunst- und Künstlerfreunden rund um Kurt Moldovan zählten unter anderen Alfred Kubin, den er in seiner Studienzeit kennenlernte, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Ernst Fuchs, Fritz Janschka, Otto Beckmann, Friedrich Fischer, Claus Pack, Fritz Jakob, Karl Kreutzberger, Kurt Steinwendner, Edgar Jené, Jörg Mauthe, Werner Hofmann, Max Weiler, Kurt Kocherscheidt und Paul Flora, der einer seiner engsten Freunde war und an seinem Grab einen Nachruf sprach. Kurt Moldovan war am 16. September 1977 überraschend in Wien gestorben.

Literatur

  • Wiener Zeitung, 15.01.1988
  • Otto Breicha [Hg.]: Der Art Club in Österreich. Zeugen und Zeugnisse eines Aufbruchs. Monographie eines Aufbruchs. Wien: Jugend und Volk 1981, S. 185 f.
  • Otto Breicha [Hg.]: Kurt Molovan, kreuz und quer. Beutezüge eines Zeichners. Salzburg: Verlag Galerie Welz 1980
  • Peter Bloch [Galerie], Heft 3, Lagerkatalog Kurt Moldovan. Zeichnungen und Aquarelle, Februar 1976
  • Lebendige Stadt. Almanach. Band 10. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1963, S. 170
  • Hans Pemmer / Franz Englisch: Landstraßer Häuserchronik. Manuskript in 11 Bänden (Wiener Stadt- und Landesarchiv), Band 3, S. 189