Karl Schusdek

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Schusdek, Karl
Abweichende Namensform Schustek, Karl
Titel
Geschlecht männlich
PageID 358549
GND
Wikidata Q108040395
Geburtsdatum 27. August 1894
Geburtsort Wien
Sterbedatum 13. April 1974
Sterbeort
Beruf Verleger
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Verlagsgeschichte
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 2., Rembrandtstraße 18 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Karl Schusdek, * 27. August 1894 Wien (Rembrandtstraße 18), † 13. April 1974 Zürich, Verleger.

Biografie

Karl Schusdek nahm nach der Matura im Wintersemester 1913/1914 ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien auf, musste aber schon bald nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum Militär einrücken. Nach Kriegsende gründete er eine Versandbuchhandlung, die er zwei Jahre später zum Verlag Karl Schusdek erweiterte. Seine Frau Elise Schusdek gründete 1924 mit dem Buchhändler Robert Schneider (der allerdings ein Jahr später aus der Firma ausschied) die Handelsgesellschaft "Buchhandlung Schneider & Co.", in der Karl Schusdek als Prokurist auftrat.

In den Jahren bis 1925 brachte er Werke belletristischer und volksaufklärerischer Art auf den Markt, verlegte aber auch mehrere Bücher erotischen Inhalts. Mit David Erdtracht lag er im Urheberrechtsstreit um die deutsche Übersetzung von Paul Marguerittes Bestseller "La Garçonne" ("Die Junggesellin"), Erfolg hatte er mit dem Bestseller "Die Hygiene der Ehe. Der Weg zu Liebes- und Eheglück", der eine Gesamtauflage von 100.000 Stück erreichte. Der Verlag von Werken wie Magnus Hirschfelds "Sittengeschichte des Weltkriegs" oder des "Kamasutram" brachten Schusdek insbesondere in der "Reichspost" den Ruf eines "Pornografie-Verleger" ein.

Danach konzentrierte sich Schusdek wieder mehr auf den Versandhandel und gab die Kundenzeitschrift "Schusdeks Magazin" heraus. Nach dem "Anschluss" Österreichs 1938 verlor der Buchhändler wegen seiner jüdischen Herkunft das Geschäft und konnte nach Monaten in "Schutzhaft" auf den Balkan fliehen, von wo er sich bis nach Indien durchschlug. Dort arbeitete er als Sprachlehrer für Französisch und Englisch und verlegte Ansichtskarten.

Nach Ende der NS-Herrschaft kehrte Schusdek über Stationen in Asien und Afrika nach Europa zurück und ließ sich nach Aufenthalten in Österreich und der Schweiz ab 1950 in Lindau am Bodensee nieder, wo er Mitinhaber der "Rudolf'schen Verlagsbuchhandlung" wurde. Erneut setzte er auf den Absatz erotischer Literatur und brachte das "Kamasutram" unter dem Titel "Liebe im Orient" neu heraus. 1959 erfolgte die Beschlagnahme des Titels und eine Anklage wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften. Das Verfahren zog sich bis 1963. 1967 schritt die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften neuerlich gegen seinen Verlag ein.

Der Verleger kehrte 1967 Lindau den Rücken, verkaufte Verlagsbuchhandel und Buchversand und zog nach Hanau am Main um, wo er seinen letzten Verlag - den "Verlag Karl Schusdek" begründete, der wiederum erotische Literatur im Fokus hatte. Nach anhaltenden Konflikten mit dem Rechtsstaat zog er sich 1970 aus dem Verlagsgeschäft zurück. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er, an Demenz erkrankt, im Sanatorium Kilchberg in der Schweiz.

Literatur

  • Ernst Fischer: Verleger, Buchhändler und Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933. Ein biographisches Handbuch. Elbingen: Verband deutscher Antiquare 2011, S. 299
  • Laura Köhninger: "Frau Wirtin ist jetzt indiziert". Der Erotika-Verleger Karl Schustek im Visier der Staatsanwaltschaft in den 1960er Jahren. Bachelorarbeit, Univ. München, 2012, S. 8 ff.
  • Georg Hupfer: Zur Geschichte des antiquarischen Buchhandels in Wien. Diplomarbeit, Univ. Wien, 2003, S. 273 ff.
  • Murray G. Hall: "nur für einen wissenschaftlich interessierten Leserkreis bestimmt ...". Zum Vertrieb und Verkauf von erotischem Lesestoff in Wien im 20. Jahrhundert. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich 2/2016, S. 43-60

Quellen

  • Geburtenbuch der IKG Wien, Band Q, Nr. 2130.

Weblinks