Josef Haslinger

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Daten zur Person
Personenname Haslinger, Josef
Abweichende Namensform Haslinger, Joseph
Titel Dr. phil., Prof.
Geschlecht männlich
PageID 38493
GND 119549867
Wikidata Q87224
Geburtsdatum 5. Juli 1955
Geburtsort Zwettl
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Literaturfunktionär
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 15.04.2024 durch WIEN1.lanm09kka


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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Generalsekretär der Grazer Autorenversammlung (1986 bis 1989)
  • Professor für literarische Ästhetik am Deutschen Literaturinstitut Leipzig (1996)
  • Präsident des PEN-Zentrums Deutschland (2013)

  • Theodor-Körner-Preis (Verleihung: 1980)
  • Förderungspreis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 1984)
  • Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich für Literatur (Verleihung: 1986)
  • Dramatikerstipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst (Verleihung: 1988)
  • Preis der Salzburger Literaturzeitschrift "erostepost" (Verleihung: 1989)
  • Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien (Verleihung: 1992)
  • Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien (Verleihung: 1993)
  • Förderungspreis des Landes Niederösterreich für Literatur (Verleihung: 1994)
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 7. Juni 2000, Übernahme: 1. Dezember 2000)
  • Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels (Verleihung: 2000)
  • Preis der LiteraTour Nord (Verleihung: 2001)
  • Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien (Übernahme: 6. September 2017)


Josef Haslinger, * 5. Juli 1955 Zwettl, Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Literaturfunktionär.

Biographie

Josef Haslinger wuchs im Waldviertel auf und war Sängerknabe im Zisterzienserkloster Zwettl. Nach der Matura studierte er in Wien Philosophie, Theaterwissenschaft und Germanistik. 1980 promovierte er mit der Arbeit "Die Ästhetik des Novalis". Schon während der Studienzeit war Haslinger im Literaturbetrieb tätig und seit 1977 gab er gemeinsam mit Gustav Ernst die Literaturzeitschrift "Wespennest" heraus (bis 1992). Sein literarischer Erstling, in dem er seine Erfahrungen als Klosterschüler in Zwettl verarbeitete, kam 1980 unter dem Titel "Der Konviktskaktus und andere Erzählungen" auf den Markt. 1985 erschien die vielbeachtete Novelle "Der Tod des Kleinhäuslers Ignaz Hajek".

Haslingers gesellschaftspolitisches Engagement zeigte sich auf verschiedenen Ebenen. Im Band "Politik der Gefühle" (1987) widmete er sich vor allem der sogenannten "Waldheim-Affäre". Haslinger zählte 1992 zu den Mitbegründern der Menschenrechtsorganisation "SOS Mitmensch". Seine dezidiert politikkritische Haltung fand ihren reichen publizistischen Niederschlag in Essaybänden wie "Rotweissbuch" (1988), "Wozu brauchen wir Atlantis?" (1990), "Das Elend Amerikas. Elf Versuche über ein gelobtes Land" (1992), "Hausdurchsuchung im Elfenbeinturm" (1996) und "Klasse Burschen" (2001).

Seinen Durchbruch zum Bestsellerautor mit zeitkritischem Anspruch schaffte Haslinger mit den Romanen "Opernball" (1995) und "Das Vaterspiel" (2000). "Opernball" wurde 1998 in zwei Teilen mit Starbesetzung für das Fernsehen verfilmt, zu den Produzenten gehörte Bernd Eichinger. Der Film erhielt − wie auch seine Darstellerinnen und Darsteller (vor allem Franka Potente, Heiner Lauterbach und Walter Schmidinger) − zahlreiche Auszeichnungen und wurde 1999 für den angesehenen Grimme-Preis nominiert. Auch "Das Vaterspiel" wurde 2009 unter der Regie von Michael Glawogger und mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle verfilmt. Ging es im "Opernball" vor allem um den laxen Umgang Österreichs mit Rechtsradikalismus, behandelt "Das Vaterspiel" die mangelnde juristische Aufarbeitung von NS-Gewaltverbrechen in Österreich nach 1945.

Dem Prosaband "Zugvögel" (2006) folgte 2007 ein Bericht über seine Erlebnisse während des katastrophalen Tsunamis 2004. Haslinger hielt sich mit seiner Familie auf Phi Phi Island auf; nach dieser thailändischen Insel ist auch sein Buch benannt, in dem der Autor auf Großschreibung verzichtet, weil er sich im Überlebenskampf mehrere Sehnen seiner Finger durchtrennt und irreparable Schäden erlitten hatte. 2011 erschien der Roman "Jáchymov", der vor dem Hintergrund des Kalten Krieges die Biographie des tschechischen Eishockeytorwarts Bohumil Modry (1916 bis 1963) beschreibt.

Neben der Schriftstellerei lehrte Haslinger ab 1996 als Professor für literarische Ästhetik am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, der Nachfolgeeinrichtung des legendären Johannes-R.-Becher-Instituts der DDR. Gemeinsam mit seinem Kollegen Hans-Ulrich Treichel gab er zwei Handreichungen für Literaten heraus − "Wie werde ich ein verdammt guter Schriftsteller?" (2005) und "Schreiben lernen − Schreiben lehren" (2006). Weitere Lehraufträge führten ihn an die Universitäten von Kassel, Innsbruck und Wien, darüber hinaus war er 1989/1990 Writer-in-Residence und Gastprofessor am Oberlin College, Ohio. Zudem publizierte er auch als Literaturwissenschaftler. So gab er mit Karl-Markus Gauß unter dem Titel "Die Fesseln meiner Brüder" (1984) die gesammelte Lyrik Hugo Sonnenscheins (Sonka) heraus und eröffnete mit dem Band "Am Ende der Sprachkultur? Über das Schicksal von Schreiben, Sprechen und Lesen" 2003 die Reihe der Wiener Karl-Kraus-Vorlesungen zur Kulturkritik.

Im Mai 2013 wurde Josef Haslinger zum Präsidenten des Deutschen PEN-Zentrums gewählt. Als Literaturfunktionär hatte Haslinger zuvor schon 1986 bis 1989 als Generalsekretär der Grazer Autorenversammlung Erfahrungen gesammelt. Sein Vorlass wurde 2003/2004 vom Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek erworben.

Literatur

Weblinks