Johannes-Nepomuk-Statue mit Brückensturz-Relief

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Johannes von Nepomuk, Breitenseer Straße 76-80 (2020)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sakrale Freiplastik
Datum von 1741
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Johannes Nepomuk
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 42826
GND
WikidataID
Objektbezug Johannes-Nepomuk-Kapelle, Johannes-Nepomuk-Statuen, Katholische Kirche, Erzdiözese Wien
Quelle
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Nepomuk Breitensee.jpg
Bildunterschrift Johannes von Nepomuk, Breitenseer Straße 76-80 (2020)
  • 14., Breitenseer Straße 76-80

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48° 12' 8.82" N, 16° 18' 14.64" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Kleindenkmal (1741) in Wien 14., Breitenseer Straße 76–80.

Beschreibung

Johannes-Nepomuk-Statue aus Salzburger Forellen-Marmor auf geschwungenem Postament mit Voluten, auf denen adorierende Engel aus Breitenbrunner Sandstein – ursprünglich ebenfalls polychromiert – knien, 1741; im Sockel Relief des Brückensturzes, beides ursprünglich in einem – heute nicht mehr existierenden – Breitpfeiler eingebaut. 1999–2002 erfolgte die Restaurierung und im Frühsommer 2002 die Wiederaufstellung in einer Glaskonstruktion, Aufschrift (Sandstrahlung) "S. IOANNES NEPOMUK", oben fünf Sterne.

Die Ausführung des Breitenseer Johannes Nepomuks birgt mehrere der damals üblichen Darstellungstypen. Er hält im linken Arm das Kreuz und die Palme, die rechte Hand legt er ergeben auf die Brust. Im Gegensatz zu den sonst üblichen barocken Figuren hat Johannes Nepomuk hier nicht beide Hände frei zur Gestikulation. Jedoch ähnlich wie auf der Karlsbrücke in Prag wird er von zwei Engeln begleitet, von denen einer das Buch hält, und der andere mit seiner linken Hand auf das Kreuz in seinem Arm weist. Ein wichtiges Beispiel für diesen Typus und seine Verbreitung ist in Österreich die Johannes-Nepomuk-Statue Giovanni Giulianis in der Allee des Breitenfurter Schlosses, die vielleicht schon im 1. Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts entstanden ist.

Geschichte des Kleindenkmals

Im Jahre 1741 ließ der für alles künstlerische Empfinden aufgeschlossene Michael von Kienmayer, einer jener Besitzer der Herrschaft Breitensee, der neben Ludwig von Sampo und Maria Anna Freyin von Posch auch bei den Bemühungen um die Errichtung der ersten selbständigen Seelsorgestelle in Breitensee eine bedeutende Rolle gespielt hatte, diese aus Salzburger Forellen-Marmor angefertigte Statue gegenüber der alten Laurentiuskapelle (die Kapelle befand sich am Standort 14., Breitenseer Straße 51) errichten. Kienmayer hatte 1736 das Schloss (14., Breitenseer Straße 53) und die Herrschaft Breitensee vom Spanier Ludwig von Sampo, der als kaiserlicher Beamter im Gefolge Kaiser Karls VI. nach Österreich gekommen war, erworben und hatte die Laurentiuskapelle 1740 öffentlich zugänglich gemacht. 1905 wurde die zu diesem Zeitpunkt schon recht baufällige Kapelle abgerissen. Das Kleindenkmal gegenüber blieb – in einem heute nicht mehr vorhandenen Breitpfeiler, ein verputzter Backsteinbau, – erhalten.

Kienmayer hatte die Johannes-Nepomuk-Statue in einen Breitpfeiler mit breitem Sockel und etwas vertieftem Mittelteil, der die Reliefdarstellung des Brückensturzes beinhaltete, einbauen lassen. Ein Gesims deckte diesen unteren Teil ab. Darüber befand sich eine von zwei mit eingeblendeten Schmucktafeln verzierten Pfeilern eingefasste Rundnische, darüber ein Flachgiebel dessen Basis sich um den Abschluss der Nische ausbauchte. Diese Nische, mit einem Eisengitter mit fünf Sternen im Tympanon vergittert und von zwei Pfeilern mit einem darüber gelegten Gurtbogen gegen die Vorderseite abgeschlossen, beinhaltete ursprünglich auf blauem Grund weiße Wolken mit Puttenköpfchen aus Stuck und über einem geschwungenen Postament mit Voluten, auf denen Engel sitzen, die polychromierte aus Untersberger Marmor hergestellte Statue des böhmischen Heiligen mit Kruzifix. Der Breitpfeiler existierte noch bis zu seiner Demolierung 1958/1959 (damals jedoch bereits ohne Flachgiebel, der wohl schon früher abgetragen wurde) neben dem Gasthaus "Zum goldenen Kreuz", der alten Meierei des Herrschaftssitzes. Dann musste der Pfeiler jedoch der Straßenverbreiterung weichen. 1961/62 errichtete die Firma Louis Patz & Comp. an Stelle des alten Wirtshauses ein neues Werksgebäude, das barocke Denkmal wurde in eine Nische der Straßenfront integriert. 1974 wurde als Produktionsstandort in Loipersbach/Bgld. die Kurt Heyer Ges.m.b.H. gegründet, zwei Jahre später wurde das neue Werk in Betrieb genommen, der Betrieb schrittweise in den neuen Standort umgesiedelt. Das leerstehende Fabriksgebäude wurde von der Firma Austria Email AG erworben und erst in den 1990er Jahren abgerissen.

Danach galt das Kleindenkmal zunächst als verschollen. Auf Grund der Initiative eines Breitenseer Lehrers konnte die Wiederaufstellung in der neuen Form in der Wohnhausanlage der Sozialbau AG erreicht werden, die Idee den ursprünglichen Bildstock zu rekonstruieren und wiederzuerrichten, wurde aus Kostengründen verworfen. Man entschied sich für die Wiederaufstellung in einer Glasvitrine. Die bemerkenswerte Statue des heiligen Johannes Nepomuk sowie das Relief blieb damit jedenfalls als eines der wenigen Kleindenkmäler in Breitensee für die Öffentlichkeit sichtbar erhalten.

Die Bedeutung von Flurdenkmälern in der Landschaft

Flurdenkmäler spielten einst eine große Rolle. Während sie heute auf den ersten Blick fast unmotiviert in die Landschaft gesetzt zu sein scheinen, sieht man bei näherer Betrachtung, dass damit wichtige Punkte in der Landschaft – Wegekreuzungen, Flurgrenzen, Orte besonderer Erinnerung – mit religiös motivierten Kunstwerken versehen wurden. Auch in Breitensee existierten einst zahlreiche dieser Denkmäler.

In einem Grundbuch im Wiener Stadt- und Landesarchiv findet sich eine Grenzbeschreibung vom 4. September 1787, die unzählige Grenzzeichen, Marksteine, Säulen, Kreuze und Bildstöcke erwähnt. Besonders hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auf das so genannte "Gugel-Kreuz", das einst dort, wo heute die Schanzstraße in die Hütteldorfer Straße mündet, das Ende der Wiener Landesgerichtsfreiheit anzeigte und vermutlich nach seinem gugel- oder kapuzenähnlichen Sockel so benannt wurde, oder – heute noch existent – eine Dreifaltigkeitssäule aus dem Jahr 1698 und eine Mariensäule von 1697; erstere stand einst an der Einmündung der Steinbruchstraße in den Flötzersteig, heute befindet sie sich im Karl-Kantner-Park neben der Thaliastraße. Auch die Mariensäule steht heute nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz etwa im Bereich 16., Wiesberggasse/Roseggergasse, wo sich der Flötzersteig mit dem Verbindungsweg von Breitensee nach Ottakring kreuzte, sondern am Joachimsthalerplatz. Auch innerhalb des Ortsgebietes und in unmittelbarer Dorfnähe befanden sich einst ein Kreuz beim Dorfeingang (Breitenseer Straße, Ecke Kendlerstraße) und die so genannte Kreuzkapelle (heute im Bereich Kendlerstraße/Steinbruchstraße), von der eine Lithographie erhalten ist.

Die Religion hat früher als universale Sprache fungiert, mit der man anderen Menschen gegenüber seine Gefühle und Bedürfnisse ausgedrückt hat. Die geistigen Veränderungen der modernen Zeit sind so rasant vor sich gegangen und das Verständnis für religiöse Inhalte weit gehend abhanden gekommen, so dass heute diese ursprünglichen Aussagen kaum mehr erkannt werden.

Jan Wolfflin ne Pomuk

Jan Welflin (oder Wolfflin) ne Pomuk wurde um 1350 in Pomuk (bei Pilsen, Westböhmen) geboren, war seit 1370 Kleriker und Notar in der erzbischöflichen Gerichtskanzlei in Prag, seit 1380 Priester und seit 1389 Generalvikar des Erzbistums Prag unter Erzbischof Johann von Jenzenstein. Wegen seines standhaften, energischen Auftretens für die Rechte der Kirche ließ ihn König Wenzel IV. gefangen nehmen und foltern. (Zu dieser Zeit bestanden erhebliche Spannungen zwischen Hof und Domkapitel.) Schließlich wurde er am 20. März 1393 in der Moldau ertränkt. Sein ans Ufer gespülter Leichnam wurde im Prager Veitsdom bestattet. Sein Tod gab auch bald Anlass zu Legendenbildungen. Dass die Bewahrung des Beichtgeheimnisses durch Johannes die wahre Ursache seines gewaltsamen Todes gewesen sei, lässt sich erst ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod, 1449, nachweisen. Schon bald nach seinem Tod wird Johannes Nepomuk als Märtyrer verehrt, 1729 erfolgt die Heiligsprechung.

Die große Zahl seiner Darstellungen – vor allem als Brückenheiliger – beginnt erst mit seiner Heiligsprechung. Allein Gerhard Kapner nennt in seinem 1970 erschienenen Werk über Freiplastik nicht weniger als acht Johannes-Nepomuk-Kapellen und 50 Statuen, Statuetten und Breitpfeiler in Wien. Die Darstellungen zeigen ihn meist als Angehörigen des Domkapitels mit Talar, Rochett, Schulterkragen mit Hermelin und Zierkapuze oder Mozzetta (einem zum Schulterumhang verkürzten Mantel) und Birett. Fast immer hält er ein Kruzifix, oft auch eine Märtyrerpalme in Händen. Auch den fünf Sternen, die einst auch im Eisengitter des Breitpfeilers in Breitensee zu finden waren und in der heutigen Aufstellung in das Glas sandgestrahlt wurden, begegnet man häufig: Sie werden oft als die fünf Buchstaben des lateinischen Wortes "tacui" (ich habe geschwiegen) gedeutet. Häufig trägt er statt des Kruzifixes seine Zunge oder hält die Finger an den Mund.

Die Gründe für die Aufstellung von Bildsäulen, die besonders in der Barockzeit besonders häufig erfolgten, waren vielschichtig. Meist waren es Initiativen der Herrscher und Orden vor dem Hintergrund einer Rekatholisierung, später erweiterte sich der Kreis der Stifter derartiger Stätten der Frömmigkeit, die nun vor allem mit Heiligenstatuen die Sakrallandschaft prägten. Man trug nicht nur Dreifaltigkeits- oder Marienstatuen, sondern nun auch die Heiligenstatuen aus den Kirchen hinaus in die Landschaft. Damals erhielt Florian seinen Wasserkübel, um Brände zu löschen, wurde Donatus zum Schutz der Fluren und Weinberge vor der Vernichtung durch Unwetter.

Unter all den vielen Heiligen aber wurde Johannes Nepomuk zum "Heiligen des Barocks schlechthin". Auch hier entbrannte in der Literatur eine Diskussion, ob seine Heiligsprechung und der Kult nicht eine kaiserlich-päpstliche Maßnahme zur Verdrängung anderer Leitbilder breiter Volksschichten gewesen sei, vor allem des Böhmen Jan HUS. Wie dem auch immer sein mag, Tatsache ist, dass man sich bemühte, die Nepomuk-Verehrung Rom gegenüber immer weiter zurück zu datieren, bis man endlich 1721 seine Seligsprechung und acht Jahre später seine Heiligsprechung durchsetzte. (Siehe auch: Johannes Nepomuk)

Literatur

  • Markus Baier: Johannes-Nepomuk-Statue kehrt wieder an ihren Platz zurück. In: Breitenseer Pfarrzeitung 2 (2002), S. 6 und 3 (2002), S. 5
  • Bezirksjournal Penzing und Umgebung 6 (2002), S. 6
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Wien: Schroll 1996
  • Felix Czeike: XIV. Penzing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 14), S. 9
  • Vincez Darnaut, Aloys Edler von Bergenstamm u. Aloys Schützenberger [Hg.]: Kirchliche Topographie der Wiener Erz-Diöcese. Ein Beitrag zur Kirchen-, Staats- und Kulturgeschichte Österreichs 2,2. Wien: Strauß 1820
  • Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 110
  • Hiltgart Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Legende und Darstellung in der bildenden Kunst. Stuttgart: Reclam 1987
  • Ernst Klebel: Zur Frühgeschichte Wiens. In: Abhandlungen zur Geschichte und Quellenkunde der Stadt Wien. Hg. Vom Verein für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien: 1932, S. 7–111
  • Erich Lunzer: Der heilige Johannes von Nepomuk in Breitensee. Unveröffentlichtes Manuskript. Gekürzt veröffentlicht in: Breitenseer Pfarrnachrichten 8 (1982), S. 12
  • Christian Matzka et al.: Kultur-Tourismus Bd. 1. Linz: Trauner 2000
  • Heinrich May: Breitensee in alter und neuer Zeit. Ein Heimatbuch des Bezirksteiles "Breitensee". Wien: Selbstverlag 1933
  • Erna u. Hans Melchers: Das große Buch der Heiligen. Geschichte und Legende im Jahreslauf. München: Südwest 1978
  • Hermine Pinggera: Straßenwanderungen. In: Hietzing. Ein Heimatbuch des 13. Wiener Gemeindebezirkes 1. Landschaft und Siedlung. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Wien: Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst 1925, S. 248–309
  • Reinhard Rosenbusch: Breitensee – Aus der Vergangenheit eines Dorfes. In: Festschrift 100 Jahre Pfarrgemeinde Breitensee. 1898/99–1998/99. Wien: Manz’sche Buchdruckerei Stein & Co. 1998, S. 14–32
  • Reinhard Rosenbusch: Statuen in Breitensee oder doch in Ottakring? In: Breitenseer Pfarrzeitung 1 (2003), S. 6
  • Anton Scheiblin: Vom Lothringer Haus zum Laudon-Schloß. In: Penzinger Museumsblätter. Hg. vom Museumsverein Penzing, 6/7 (1965), S. 101–127
  • Anton Scheiblin: Die Kreuzkapelle außer Breitensee. In: Penzinger Museumsblätter. Hg. vom Museumsverein Penzing, 12 (1966), S. 209
  • Hans Schinner: Breitensee – Vom Dorf zur Großstadtpfarre. Wien: Wiener Dom-Verlag 1976 (Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien 18)
  • Klaus Wedenig: Die Restaurierung des Bildstocks mit dem hl. Johannes von Nepomuk in der Breitenseerstraße 53 [sic!]. Unveröffentlichte Dokumentation (2002)
  • Wolfgang Westerhoff: Bildstöcke in Wien. St. Pölten/Wien: Niederösterreichisches Pressehaus 1993
  • Wiener Bezirkszeitung 13 (2002), S. 33; 17 (2002), S. 64.
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv: Grundbuch 184/5: Grenzbeschreibung vom 4. September 1787
  • K. k. Zentral-Kommission für Kunst- und historische Denkmale, Hrsg.: Österreichische Kunsttopographie 2. Die Denkmale der Stadt Wien (XI.–XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908

Weblinks