Johann Hinderbach

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Daten zur Person
Personenname Hinderbach, Johann
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 15634
GND 118915967
Wikidata Q1697690
Geburtsdatum 1418 JL
Geburtsort Rauschenberg
Sterbedatum 21. September 1486 JL
Sterbeort Trient
Beruf Theologe, Geschichtsschreiber, Bibliophiler, Bischof, Humanist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 10.08.2023 durch WIEN1.lanm09p15
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Johann Hinderbach, * 1418 Rauschenberg, Hessen, † 21. September 1486 Trient (Trento, Italien; Dom von Trient), Theologe, Geschichtsschreiber, Humanist, Bibliophiler, Hofgesellschafter Maximilians I., später Bischof von Trient.

Von seinem älteren, in kaiserlichen Diensten stehenden Bruder Dietmar Hinderbach nach Wien geholt, begann er hier 1434 seine Studien an der Universität Wien, erwarb 1436 das Baccalaureat, studierte ab 1439 Jus und übersiedelte 1441 nach Padua; er trat als Sekretär in die Kanzlei des Kaisers ein und schloss enge Freundschaft mit Enea Silvio Piccolomini. Ab 1449 erhielt er eine Reihe von Pfründen (unter anderem Pfarre Mödling, Kanonikat zu Passau, Dompropstei Trient), unternahm im Dienste des Kaiers zahlreiche Gesandtschaftsreisen (vorwiegend nach Italien), wohnte 1452 der Kaiserkrönung Friedrichs III. in Rom bei und wurde Sekretär der Kaiserin Eleonore. Im selben Jahr promovierte er zum Doctor decretorum. 1462 hatte er eine gefährliche Mission in Wien als Verbindungsmann zwischen Friedrich III. und den aufständischen Wienern zu erfüllen, in deren Verlauf er viele seiner Bücher und Aufzeichnungen verlor. Seine „Historia eiusdem (das heißt Friedrichs III.) expeditionis et belli" enthält eine sehr wertvolle und bedeutsame Schilderung der politischen Ereignisse in und um Wien 1460-1462. Von 1465 bis zu seinem Tod war Hinderbach Bischof von Trient. Sieben Handschriften (um 1450) mit insgesamt 1864 mehrstimmigen Musikstücken (heute in Trient verwahrt) hat Hinderbach vermuttlich in Wien oder Wiener Neustadt herstellen lassen oder gesammelt und 1465 nach Trient mitgenommen.

In seine Amtszeit als Bischof fiel die grausame Judenverfolgung von 1475, für die ein angeblicher Ritualmord („Simon von Trient") den Anlass gab. Der Trienter Hof in Wien (Teil von 1, Domgasse 4, Blutgasse 1) war niemals Besitz des Bistums Trient, sondern gehörte 1413-1492 der Familie Hinderbach, an deren prominentesten Sproß Bischof Johann Hinderbach der Name erinnern sollte. Hinderbach hinterließ auch eine Selbstbiographie.


Literatur

  • Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur mittelelaterlichen Geschichte Österreichs. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Wien/München: Oldenbourg / Wien/Graz/Köln: Böhlau / Innsbruck: Wagner, Ergänzungs-Band 19,1963, S. 403 ff.
  • Richard Perger: Zur Geschichte des Trienter Hofes in Wien. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien Band 29. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1973, S. 37 ff.
  • Klaus Lohrmann [Hg.]: 1000 Jahre österreichisches Judentum. Ausstellungskatalog. Eisenstadt: Edition Roetzer 1982, S. 77 und Kat.-Nr. 38 (Studia Judaica [Iudaica] Austriaca, 9)
  • Joseph Aschbach: Geschichte der Wiener Universität. Band 1: Geschichte der Wiener Universität im ersten Jahrhunderte ihres Bestehens. Festschrift zu ihrer fünfhundertjährigen Gründungsfeier. Wien: Verl. der k. k. Universität 1865, S. 561 ff.
  • Karl Großmann: Die Frühzeit des Humanismus in Wien bis zu Celtis Berufung. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich Neue Folge, Heft 1-4 (22.1929), S. 214 f.