J.-A.-Kienreichsche Buchhandlung

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verlag
Datum von 1790
Datum bis unbekannt
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 71065
GND 10038110-8
WikidataID
Objektbezug Verlagsgeschichte, Langes 19. Jahrhundert
Quelle Murray G. Hall: Österr. Verlagsgeschichte
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Letzte Änderung am 6.07.2021 durch WIEN1.lanm08pil

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J.-A.-Kienreichsche Buchhandlung. Der aus einer alten steirischen Familie stammende konzessionierte Buchhändler Josef Andreas Kienreich erwarb die Bruckmayersche Buchhandlung in Graz vermutlich im Jahr 1790. Bereits zwei Jahre später war das Unternehmen, nun unter dem Namen Kienreichsche Buchhandlung, deutlich gewachsen.

1830 starb Josef Andreas Kienreich und das Geschäft ging spätestens 1831 auf seinen Sohn Josef Johann Kienreich über. Kienreich betrieb auch eine eigene Druckerei und hatte einträgliche Drucksortenaufträge, bis diese 1869 durch die vom Katholischen Preßverein errichtete Vereinsdruckerei übernommen wurden. Dadurch gezwungen, sein Geschäft auf eine neue Grundlage zu stellen, verkaufte er 1870 seine Druckerei sowie eine Papierfabrik an die Firma Leykam. Das Verlagsgeschäft führte Josef Johann Kienreich dagegen bis zu seinem Tod 1874 weiter.

Anschließend wurde das Unternehmen von seinem Sohn Josef Kienreich übernommen und ging nach dessen Tod 1888 an die Witwe über. Gemeinsam mit ihrer Tochter führte sie die Firma bis zu ihrem Tod 1893 weiter. Im selben Jahr gelangte der Betrieb in den Besitz Karl Schmelzers, der die Firma rasch ausbaute und sie in den Dienst des aufkommenden Reiseverkehrs stellte. Er eröffnete 1898 in Graz ein Sortimentsgeschäft und ließ zum ersten Mal die "Kienreichschen Taschenfahrpläne" erscheinen. Auf Grund des großen Erfolgs eröffnete Karl Schmelzer im Laufe der nächsten Jahre Filialen an mehreren Bahnhöfen. 1899 kam der Kienreichsche Zeitschriften-Lesezirkel hinzu.

Schließlich errichtete Schmelzer im Jahr 1903 auch in Wien eine Zeitschriftenleihanstalt und erwarb die Buch- und Kunsthandlung des Ignaz Scheuble. Die Tätigkeit seiner Wiener Firma erstreckte sich hauptsächlich auf das Gebiet des Bahnhofsbuchhandels, mit dem die Basis für die spätere Zusammenarbeit mit der nachmaligen Firma "Morawa & Co." geschaffen wurde.

Über die weitere Geschichte des Unternehmens ist wenig bekannt.

Produktion

Schon Josef Andreas Kienreich soll Bücher – vor allem aus dem ökonomischen, medizinischen und belletristischen Fach – verlegt haben. Als ältestes erhaltenes Werk gilt der 1791 veröffentlichte Titel "Der vollkommene Weinwirth und Weinkellermeister". Neben solchen "Anleitungsbüchern" publizierte Kienreich pädagogische Literatur, Kinderbücher und wissenschaftliche Titel. Hinzu kamen Werke zu landwirtschaftlichen, gewerblichen und technischen Themen, außerdem Kalender, Gebetbücher sowie Nachdrucke von Dichtungen und Romanen. 1830 wurden insgesamt 629 Bücher verschiedenen Inhalts und 232 Theaterstücke verzeichnet, die in der Buchhandlung Jos. Andreas Kienreich verlegt oder in größeren Mengen zu haben waren.

Auch die belletristische Produktion in den Jahren 1918/1919 weckte das Interesse der Forschung. Damals setzte der Jos. A. Kienreich Verlag, der neben Graz auch Wien und Leipzig als Niederlassungen anführte, einen Schwerpunkt auf junge österreichische Autoren. Im Herbst 1918 erfolgte die Ankündigung, neben Hans Seefelds Roman "Das Erbe von Lindström" eine "Bücherei Österreichischer Schriftsteller" zu verlegen. Der erste Band "Frauen" erschien wohl in einer Auflage von 5.000 Stück und enthielt Erzählungen von Rudolf Hans Bartsch, Franz Karl Ginzkey und Julius Franz Schütz. Mara von Malliczky zeichnete für den Buchschmuck verantwortlich, Rudolf Geyer für die Umschlagzeichnung. Bereits Mitte März 1919 kam die zweite Auflage in Höhe von weiteren 5.000 Exemplaren auf den Markt.

Im April 1919 kündigte der Verlag die Fortsetzung der Reihe an. In "Liebesmären" wurden drei Novellen von Otto Hödel, Karl Bienenstein und Emil Hadina veröffentlicht, außerdem erschien das Buch "Seltsame Geschichten" von Paul Busson. Umschlagzeichnung und Buchschmuck besorgte jeweils Rudolf Posch. Andere Bände kamen nicht in dieser Reihe heraus. Allerdings wurden 1918/19 weitere Romane verlegt, darunter "Jan Derriksens Dienstjahr" von J. H. Königsfeld, "Die lockende Stadt" von Dorothea Gerard, "Marietta" von Volkmar Iro und "Immer ist Sonntag" von Robert Nagel. Das Vorhaben, belletristische Literatur zu verlegen, gab man bald wieder auf. Einzelne belletristische Titel erschienen allerdings auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg.

Literatur