Israelitischer Schul- und Bethausverein Tomche Thora

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Anzeige der Bildung des Israelitischen Schul- und Bethausvereins Tomche Thora, 1920
Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1920
Datum bis 1938
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 66855
GND
WikidataID
Objektbezug Jüdisches Bethaus, Jüdische Geschichte
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Israelitischer Schul und Bethausverein Tomche Thora.jpg
Bildunterschrift Anzeige der Bildung des Israelitischen Schul- und Bethausvereins Tomche Thora, 1920
  • 2., Heinestraße 35

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Die Karte wird geladen …

48° 13' 10.56" N, 16° 23' 16.61" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Vereinsgeschichte

Der Israelitische Schul- und Bethausverein Tomche Thora (=Unterstützung der Thoralehre) wurde im Jahr 1920 in Wien gegründet und unterhielt zunächst in 2., Herminengasse 14 und bis 1938 in 2., Heinestraße 35 und 20., Bäuerlegasse 26 jüdische Bethäuser und Vereinslokale. Die Proponenten Chaim Aron Friedmann, Rabbiner in Wien, 1920 wohnhaft 9., Elisabethpromenade (9) 39, Nuchim Mordechai Friedmann, Privater in Wien unter derselben Adresse, Beer Friedmann, Privater, 9., Elisabethpromenade 25, Isak Leib Gellmann, Privater, 1., Salzgries 2, Chaim Hersch Silbermann, Kaufmann, 2., Obere Donaustraße 79, Max Gelber, Rechtsanwalt, unter derselben Adresse, reichten die Statuten im Winter 1920 bei der Vereinsbehörde ein. Der Vereinszweck lautete: „Der israelitische Schul- und Bethaus-Verein ‚Tomche Thora‘ hat den Zweck, für die Erteilung von Unterricht in der Thora Abhaltung von israelitischen Gottesdienst (sic!), sowie für die Errichtung und Erhaltung aller nötigen Institutionen im Sinne der Thora Sorge zu tragen“ (Statut § 1). Mitglied konnte „jeder Israelit“ werden, der das 20. Jahr überschritten hatte (Statut 1920, § 3)[1]. Das Bethaus bildete neben dem Privatbethaus Israel Friedmann das Ausbildungszentrum des „Großrabbiners“ Israel Friedmann *10. Mai 1855 Potok Złoty (Polen), † 1. Dezember 1933 Wien, begraben 3.12.1933 (Zentralfriedhof, Israelitische Abteilung, Viertes Tor, Rabbiner-Reihe 21/16/30), des "Czortkower Rebben"[2] und betrieb dort eine Talmud-Thora-Schule. Die Mitglieder waren Anhänger der „Czortkower-Dynastie“, chassidischer Rabbiner aus Czortkow (heute Ukraine). Der Begründer war der Vater von Israel Friedmann Rabbiner David Moshe Friedman (1828-1903), Sohn von Israel Friedmann von Ruschyn *1797 Pohorebyschtsche, † 9. Oktober 1850.[3] Das Bethaus wurde nach 1945 nicht wieder begründet.

Arisierung und Vereinsauflösung 1938/1939

Die Auflösung des Israelitischen Schul- und Bethausvereins Tomche Thora, sowie dessen Löschung aus dem Vereinsregister durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände erfolgte im Verlauf des Jahres 1939. Das Vereinsvermögen wurde zwangsweise in die orthodoxe Weltorganisation Agudas Jisroel eingegliedert, das Vermögen zugunsten des Stillhaltekommissars und der NSDAP eingezogen. [4]

Eigentumsverhältnisse: Arisierung und Restitution der Liegenschaft

Der Israelitische Schul- und Bethausverein Tomche Thora hatte eine Liegenschaft in 2., Herminengasse 14, KG Leopoldstadt, EZ 716 im Eigentum. Die Behörde Stillhaltekommissar bezeichnete das Haus als „3-stöckiges Mittelhaus (…) durchwegs von Juden bewohnt und verwahrlost“ und bewertete es mit 13.500 Reichsmark.[5] Die Liegenschaft im nunmehr gestiegenem Wert von 14.640 Reichsmark wurde 1938 vom Stillhaltekommissar „als einmalige Aufbauumlage“ eingezogen und am 24. Februar 1939 Maria Winkler, „Professorensgattin“, 1939 wohnhaft 9., Sechsschimmelgasse 10/6, zugeteilt. Am 28. Februar 1939 kam es zum Kaufvertrag zwischen dem Stillhaltekommissar und Maria Winkler, der Kaufpreis betrug 16.000 Reichsmark. Laut Angabe von Maria Winkler in der „Anmeldung entzogener Vermögen“ vom 9. November 1946 hatte sie das Haus 1939 „als Existenzgrundlage erworben, da ihr Gatte Dr. Arnold Winkler am 15. März 1938 von der „NSDAP eingekerkert und nachher als Nazigegner mit halbem, Ruhegenuss pensioniert wurde“ . Das Zinshaus sei bei der Arisierung ein „total verwahrlostes Objekt“ gewesen, das „seit dreißig Jahren ohne Reparatur“ gewesen wäre. Im Jahr 1945 war es zudem bombengeschädigt, Maria Winkler „total ausgebombt“. Die Einverleibung des Eigentumsrechts an die neue Eigentümerin erfolgte am 10. März 1939[6] Im Jahr 1952 stellte die Israelitische Kultusgemeinde als Rechtsnachfolgerin des nicht mehr wieder begründeten Vereins bei der Rückstellungskommission Wien beim Landesgericht für Zivilrechtssachen einen Antrag auf Rückstellung der Liegenschaft (Zl. 60 Rk 17/52, Akt nicht mehr existent). Am 1. April 1952 kam es zum Vergleich über eine Rückstellung an die Israelitische Kultusgemeinde. Im Jahr 2000 war das Haus im Besitz der Israelitischen Kultusgemeinde Wien[7]

Vereinsvorstand 1938

Erinnern

Am Haus 2., Heinestraße 35 befindet sich ein Stein der Erinnerung - Israel Friedmann - Bethaus. Der Rabbiner-Friedmann-Platz in Wien 2 wurde 2008 nach dem Großrabbiner Israel Friedmann benannt.

Quellen

Literatur

  • Hugo Gold: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel-Aviv: Publishing House Olamenu 1966, S. 120.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 110, A 32: Zl. 4557/1939.
  2. Geni R. Israel Friedmann
  3. [1] Wikipedia Chortkov (Hasidic Dynastie) ][Stand: 04.05.2020].
  4. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 A 2/51, Karton 556 und Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 110, A 32: Zl. 4557/1939.
  5. Österreichisches Staatsarchiv, Stillhaltekommissar Wien, Referat König, Mappe 42, Schachtel 975
  6. Österreichisches Staatsarchiv, Stillhaltekommissar Wien, Referat König, Mappe 42, Schachtel 975 und [Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 41: 2. Bezirk, Zl. 367].
  7. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 41: 2. Bezirk, Zl. 367 und "Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde nach 1945" B 3, B AD XXVI B, d, AD-GV Rückstellungen Wien II, Mappe: Herminengasse 14 (Signatur aus dem Jahr 2000).
  8. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 A 2/51, Karton 556.