Herrengasse 7

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Herrengasse 7, um 1910
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1811
Datum bis
Andere Bezeichnung Innenministerium
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Giacomo Quarenghi, Alois Pichl
Prominente Bewohner
PageID 45632
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 27.02.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Herrengasse 7 Modenapalais.jpg
Bildunterschrift Herrengasse 7, um 1910
  • 1., Herrengasse 7
  • Nr.: 19 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 20 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 27 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 35 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 36 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 32.79" N, 16° 21' 57.35" E  zur Karte im Wien Kulturgut

1., Herrengasse 7 (Konskriptionsnummer 27).

Ursprünglich standen hier zwei Häuser, deren Eigentümer 1453 Hanns von Pellendorf war. Um 1455 kamen die Häuser an die Herren von Dietrichstein. 1530 wies König Ferdinand I. an dafür zu sorgen, dass das Gässchen, das hinten aus des Freiherrn von Dietrichstein Behausung längs des zum Minoritenklosters gehörigen Garten geht, so viel erweitert werde, dass man es mit einem Wagen bequem befahren könne. Zu solch einem Umbau kam es aber nicht.

1552 sind die Familien Dietrichstein und Hollerstock als Besitzer nachzuweisen.

Beide Häuser waren zwischen 1566 und 1664 in eines zusammengeschlossen. Der Hoefnagel-Plan (1609) zeigt vier Giebelhäuser (drei Trakte im Hof noch erhalten). Später wurden sie aber wieder getrennt.

1678 nahm Fürst Dietrichstein einen Umbau vor; da ein Gemach für die Fürstin und eine Kapelle über die Mauer hinausragten, fühlte sich der Nachbar, Graf Mollard, beeinträchtigt. Der Suttinger-Plan (1684) zeigt nur noch ein Haus, der Huber-Plan (1769/74) einen einheitlichen dreigeschossigen Komplex mit zwei Höfen („Dietrichsteinpalais"). Ende 17. Jahrhundert finden wir schließlich die Familie Dietrichstein als Eigentümer. Die Häuser blieben in der Dietrichsteinschen Familie bis 1810.

1811 erwarb das Haus Maria Beatrix, Erzherzogin von Österreich, Prinzessin von Este. Sie war die Gemahlin des Erzherzogs Ferdinand und Mutter der dritten Gemahlin des Kaisers Franz II. (I.) Maria Ludovica. Sie ließ anstelle der beiden Häuser den gegenwärtigen Palast (2 Stock, Grund 4820 m²) von den Architekten Giacomo Quarenghi und Alois Pichl im Renaissancestil errichten.

Nach Maria Beatrix' Tod (1829) ging der Palast in den Besitz ihres Sohns Erzherzog Franz über, ab 1814 als Franz IV. Herzog von Modena (es diente ein Jahrzehnt dem Prinzen Wasa und der Prinzessin Amalia von Schweden sowie einem Graf Harrach als Wohnung) und 1842 durch Kauf in den des Staats gelangte.

Die Regierung verlegte nach dem Ankaufe des Gebäudes verschiedene Ämter (Direktion der Staatseisenbahnen, später Sitz des Ministerratspräsidiums, der Polizei- und Zensurhofstelle, der Reichskanzlei, des Landesverteidigungsministeriums, des Rechnungsdepartements und andere) dorthin, sowie im Hoftrakt die Druckerei der Wiener Zeitung unter, und schließlich wurde es Sitz des k.k. Ministerratspräsidiums. Auch heute noch ist das Gebäude Eigentum des österreichischen Bundesschatzes.

1920-1923 hatten hier die vereinigten Ministerien für Inneres und Unterricht ihren Sitz; später gehörte das Modenapalais zum Bundeskanzleramt; schließlich wurde es dem Innenministerium überlassen (ebenso in der Zweiten Republik nach Abschluss des Wiederaufbaus [1944 Zerstörung des linken Trakts durch Bomben]); 1938 befand sich hier das Hauptquartier eines deutschen Generals der Ordnungspolizei.

Literatur

  • Wilhelm Engelmann: Die Modenapaläste auf der Landstraße und in der Herrengasse, in: Monatsblatt des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1919-1938. Band 1, 1919, S. 14 ff.
  • Rupert Feuchtmüller: Die Herrengasse. Wien [u.a.]: Zsolnay 1982 (Wiener Geschichtsbücher, 28), 52 ff.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 7, Wien ²1957 (Manuskript im WStLA), S. 99-100