Hella Pick

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Hella Pick bei einer Wiener Vorlesung im November 2022
Daten zur Person
Personenname Pick, Hella
Abweichende Namensform Pick, Hella Henrietta
Titel Dr. h.c., BSc Econ.
Geschlecht weiblich
PageID 365038
GND 142322946
Wikidata Q90472
Geburtsdatum 24. April 1927
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum April 2024
Sterbeort London
Beruf Journalistin, Autorin, Zeitzeugin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 5.04.2024 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname HellaPick.jpg
Bildunterschrift Hella Pick bei einer Wiener Vorlesung im November 2022

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Commander of the British Empire (Verleihung: 2000, Übernahme: 2002)
  • Ehrendoktorat der Universität von Sussex (Übernahme: 2018)
  • Goldenes Ehrenkreuz der Republik Österreich (Übernahme: 1981)
  • Goldenes Ehrenzeichen der Stadt Wien (Verleihung: 14. November 2023, Übernahme: 11. Dezember 2023)


Hella Pick, * 24. April 1927 (abweichend: 1929) Wien, † 3. oder 4. April 2024, Journalistin, Autorin, Zeitzeugin.

Biografie

In ein bürgerliches, jüdisch-assimiliertes Umfeld geboren, wuchs Hella Pick nach der Scheidung ihrer Eltern bei der Mutter und deren Eltern Olga und Alfred Spitz in Döbling auf. Ihren Vater sah sie nach seiner Emigration in die USA 1938 nicht wieder. Im März 1939 gelangte Hella Pick mit einem sogenannten Kindertransport nach London und lebte dort zunächst bei Pflegeeltern. Ihre Mutter Johanna Marie Pick (1900–1971), genannt "Mizzi", konnte ihr wenige Monate später nachfolgen und gemeinsam ließen sie sich im Lake District nieder. Die Großmutter Olga Spitz, die bereits zuvor nach Prag gereist war, weil sie sich dort fälschlicherweise in Sicherheit wägte, überlebte den Holocaust nicht. Sie wurde 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort in das polnische "Transit-Ghetto" Izbica transferiert. Über die genaueren Umstände ihres Todes liegen keine Informationen vor. Alfred Spitz war bereits 1934 verstorben.

Im Exil arbeitete Hanna Pick, wie sich ihre Mutter nun nannte, als Köchin und später als Modistin. Dennoch lebte die Familie in Armut und wäre ohne die Unterstützung wohlgesonnener Bekannter sowie von Hilfsorganisationen wie dem Refugee Children's Movement nicht über die Runden gekommen. Hella Pick besuchte zunächst eine Schule im Lake District; ihr Studium der Politikwissenschaft an der London School of Economics (1944–1947) schloss sie mit einem BSc Econ. ab. Im Jahr darauf erhielt sie die britische Staatsbürgerschaft. Nach erfolglosen Bewerbungen bei der UNO und der OECD arbeitete sie schließlich als Marktforschungsassistentin bei der Colonial Development Corporation. 1953 wechselte Pick als Wirtschafts- und Handelsredakteurin zum Magazin "West Africa", bei dem sie bis 1959 blieb. Daneben war sie auch als freischaffende Journalistin tätig, unter anderem für die BBC.

Ab 1961 arbeitete Hella Pick als Korrespondentin der angesehenen britischen Tageszeitung "The Guardian" in New York und Washington, später kehrte sie nach Europa zurück. In ihrem bewegten beruflichen Leben lernte sie Prominente aus Politik, Diplomatie und Kunst kennen und war hautnah am politischen Weltgeschehen. Sie traf mit Persönlichkeiten wie John F. Kennedy, Michail Gorbatschow oder Lech Wałęsa zusammen oder berichtete über die amerikanische Bürgerrechtsbewegung, die Kubakrise und den Zerfall Jugoslawiens, um nur einige Namen und Ereignisse zu nennen. Im deutschsprachigen Raum wurde Pick einem breiteren Publikum durch ihre Teilnahme an Fernsehsendungen wie "Presseclub" oder "Der Internationale Frühschoppen" bekannt.

Ende April 1996 nahm Pick als außenpolitische Redakteurin ihren Abschied von "The Guardian". Bereits ab 1993 hatte sie an einer Biografie über Simon Wiesenthal zu arbeiten begonnen, wodurch sie sich erstmals intensiver mit ihren jüdischen Wurzeln auseinandersetzte. Nach dem Ende ihrer Karriere als Journalistin schrieb sie Bücher und war rund 20 Jahre lang für das vom Verleger George Weidenfeld gegründete Institute for Strategic Dialogue tätig.

1949 suchte Hella Pick das erste Mal nach Kriegsende ihre Geburtsstadt Wien auf, um – auf Wunsch ihrer Mutter – zu sehen, ob vom Eigentum der Familie noch etwas vorhanden war. Später kehrte sie als Journalistin öfter zurück, insbesondere ab Mitte der 1970er Jahre, als sie für "The Guardian" zahlreiche Artikel mit Österreichbezug verfasste. Ende der 1960er Jahre erhielt sie die österreichische Staatsbürgerschaft zurück, die ihr Bruno Kreisky persönlich angetragen hatte. Für die Arbeit an der Wiesenthal-Biografie lebte sie in den 1990er Jahren erstmals wieder längere Phasen in Wien. Sie besuchte zudem regelmäßig die Salzburger Festspiele und das Ausseerland. Im November 2022 war sie Gast bei den Wiener Vorlesungen.

Ein Jahr nach dem englischen Original erschien 2022 die deutschsprachige Ausgabe ihrer Autobiografie "Unsichtbare Mauern. Die abenteuerliche Reise einer der größten politischen Journalistinnen zu den Gipfeln und Abgründen der Zeitgeschichte" (Czernin). Darin beschreibt die Kosmopolitin ihr bewegtes Leben und wie sie sich als Frau, Flüchtling und Jüdin in dem von Männern dominierten Bereich des außenpolitischen Journalismus behauptete.

Werke (Auswahl)

  • Hella Pick: Unsichtbare Mauern. Die abenteuerliche Reise einer der größten politischen Journalistinnen zu den Gipfeln und Abgründen der Zeitgeschichte. Wien: Czernin 2022
  • Hella Pick: Bertha von Suttner. Living for peace. An essay. Wien: Federal Ministry for Foreign Affairs 2005
  • Hella Pick: Guilty Victim. Austria from the Holocaust to Haider. London u. a.: I.B.Tauris & Co Ltd. 2000
  • Hella Pick: Und welche Rolle spielt Österreich? Vom besetzten Grenzland zum offenen EU-Staat. Die Alpenrepublik im internationalen Blickfeld. Wien: Kremayr & Scheriau 1999
  • Hella Pick: Simon Wiesenthal. Eine Biographie. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag 1997

Literatur


Hella Pick im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks