Graben 22

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1., Petersplatz 4-6, um 1940
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner Hermes Schallautzer, Josef von Spaun, Josef Böhm
PageID 37164
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 25.04.2021 durch DYN.krabina
Bildname Petersplatz4-6.jpg
Bildunterschrift 1., Petersplatz 4-6, um 1940
  • 1., Graben 22
  • 1., Petersplatz 4
  • 1., Jungferngasse 2
  • Nr.: 552 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 571 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 611 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)


1, Graben 22 (Konskriptionsnummer 571)

Graben 22 zeigt drei Straßenfronten zwischen Graben, Jungferngasse (Nummer 2) und Petersplatz (Nummer 4).

Bereits seit 1378 ist der Besitzer des damaligen Hauses bekannt (Geweranschrift). Zu den späteren Eigentümern des Gebäudes (ab Anfang des 15. Jahrhunderts) zählte die Familie Schallautzer, unter anderem Hermes Schallautzer, Bürgermeister und enger Vertrauter König Ferdinands I., sowie Baudirektor von Wien.

1809 wurde das vier Stock hohe Haus durch das Bombardement der Franzosen in Brand geschossen, Kralik berichtet: "Als am 11. Mai bei Einbruch der Dunkelheit die hinter den kaiserlichen Hofstallungen aufgefahrenen französischen Geschütze ihr Feuer eröffneten, brannte es bald an mehreren Stellen der inneren Stadt. Von Neun Uhr abends bis halb Drei morgens, das war der Zeitpunkt, da auf dem Burgtor die weiße Fahne ausgesteckt wurde, war der freilich etwas kärgliche Erfolg der etwa 2000 verschossenen Haubitzgranaten und glühenden Kugeln 13 entzündete Dächer, unter denen sich das vorbenannte Grabenhaus befand, - und 17 teils verwundete, teils getötete Verteidiger der Stadt." Nach dem Abzug der Franzosen wurde das Haus wieder aufgebaut.

1819 gelangte das Gebäude in den Besitz der Familie Lagusius (ehemals Hasenöhrl). Die Familie Lagusius wurde 1764 von Kaiser Joseph II. mit dem Prädikat von Lagusius geadelt. Ihr Grabmal befindet sich in der Michaelerkirche am linken Pfeiler unter dem Abschlussbogen, der das Querschiff vom Hauptschiff trennt.

Im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts war hier das vornehme Restaurant Breying & Möbius untergebracht, das im Jahr der Wiener Weltausstellung (1873) zu den ersten Restaurants der Stadt zählte. Das Ansuchen der Betriebsinhaber und Einverleibung von Bestandrechten wurde jedoch mit Entscheidung vom April 1852 abgewiesen. 1872 kam es erneut in den Besitz der Edlen von Lagusius. Bereits im folgenden Jahr wurde es von der österreichischen Sparkasse erworben.

Anlässlich der Verbreiterung der Jungferngasse 1875 wurde es abgebrochen beziehungsweise umgebaut, wobei, als ein Teil des alten Hauses abgerissen wurde, ein Stück der alten Stadtmauer zum Vorschein kam.

Kriegsschäden

Im April 1945 erlitt die dem Petersplatz zugekehrte Rückfront des Hauses Graben 22 bedeutende Fenster- und Luftdrucksschäden. Solche beklagte auch der Inhaber des im Hause befindlichen vegetarischen Restaurants Skala, das als eine der ersten Wiener Gastwirtschaften nach dem 7. Mai 1945 den Mittagsbetrieb wieder aufnahm, vorerst allerdings nur mit einem Eintopfgericht (150 Portionen täglich), das nur gegen Bescheinigung an Kranke und Werktätige verabfolgt wurde. Essmarken mussten einen Tag vorher gelöst werden.

Eine im ersten Stock gelegene Arztwohnung (Ecke Petersplatz/Jungferngasse) wurde vollkommen verwüstet. Dabei wurden Einrichtungsgegenstände und ärztliche Instrumente vernichtet oder unbrauchbar gemacht, obwohl der für das Haus verhängnisvolle Bombeneinschlag vor dem Haus Petersplatz 9 am entgegengesetzten Ende des Platzes erfolgte und die Peterskirche dazwischen lag.

Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

  • Materialwarengeschäft "Zum schwarzen Hund" (Brüder Gustav und Carl Voigt verlegten kurzzeitig nach Abbruch des Hauses Stadt 572 ihr Geschäft hierher)
  • Restaurant Breying & Möbius
  • Vegetarisches Restaurant Skala

Literatur

  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 1. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 117-119, 186 - 187
  • Richard Kralik: Geschichte der Stadt Wien und ihre Kultur. 1914, S. 387