Globusmuseum (1942-1962)

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Erste Sonderausstellung im Globusmuseum 1947
Daten zur Organisation
Art der Organisation Museum
Datum von 1942
Datum bis 1962
Benannt nach
Prominente Personen Robert Haardt
PageID 368327
GND
WikidataID
Objektbezug Globenmuseum
Quelle
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Letzte Änderung am 3.05.2024 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Globusmuseum 1947.jpeg
Bildunterschrift Erste Sonderausstellung im Globusmuseum 1947
  • 4., Gußhausstraße 20
  • Globus-Museum des Coronelli-Weltbundes der Globusfreunde (Museum für die Geschichte der Erd- und Himmelskunde) (1953, bis: 1962)

Es wurden noch keine Personen erfasst.


Das Globusmuseum (4., Gußhausstraße 20), war ein vom Maschinenbauer und Ingenieur Robert Haardt in dessen Wohnung geführtes Privatmuseum, das von 1942 (Beauftragung zur Gründung des Museums durch Gauleiter Baldur von Schirach) bis zu seinem Tod 1962 bestand. Bereits 1953/1954 wurden die meisten Objekte des Museums in das Globenmuseum in die Österreichische Nationalbibliothek überführt.

Geschichte

Bereits in der Zwischenkriegszeit versuchte Robert Haardt ein Museum speziell für die Vermittlung und Erforschung von Globen zu initiieren. Dieses sollte als Teil eines noch zu gründenden "Haus der Erdkunde" in Universitätsnähe angesiedelt sein und über Ausstellungsflächen, Vortragssäle und eine Bibliothek verfügen. Kernstück dieses Museums sollte ein Riesenglobus mit etwa 6 Metern Durchmesser sein.

Für die Gründung des Museums versuchte Haardt Fürsprecher in Wissenschaft (unter anderem Heinrich von Srbik, Hugo Hassinger), Politik und Verwaltung zu gewinnen. Nach dem Anschluss nahm er unter anderem auch Kontakt zum Gauleiter Baldur von Schirach auf, der ihn 1942 mit der Suche nach einem geeigneten Palais für das Museum beauftragte und finanzielle Mittel für den Ankauf von Objekten zur Verfügung stellte. Unterstützung für den Aufbau des Museums erfuhr er auch durch den Sammler Erich Woldan, der als Regierungsrat im Geographischen Dienst des Auswärtigen Amts tätig war. Als Gebäude für das Globusmuseum wurde zwischenzeitlich das Palais Pallavicini vorgesehen. Durch den Krieg und die fehlenden Objekte rückte die Museumsgründung jedoch in weite Ferne, die Sammlung wurde in der Privatwohnung Haardts in der Gußhausstraße 20 aufgestellt.

Nach dem Krieg wurden die Objekte aus Haardts Sammlung, die mit finanziellen Mitteln aus der Gauverwaltung angekauft und als "Deutsches Eigentum" geführt worden waren, als österreichisches staatliches Eigentum angesehen. Das Staatsamt für Volksaufklärung und Unterricht bescheinigte Haardt im Juli 1945, dass er mit der "Führung des Globus-Museums (…), dessen Bestände staatliches Eigentum sind, betraut ist." Das Museum wurde allerdings nicht als selbständige Institution unter dem Bundesministerium für Unterricht etabliert, erhielt aber weiterhin öffentliche Gelder für die Führung des Museums und den Ankauf von Objekten. Es wurden daher trotz neuerlicher Versuche auch keine neuen Räumlichkeiten gefunden, das Museum blieb bis zuletzt in der Privatwohnung von Robert Haardt. Die Sammlung wurde durch Übernahme von Globen diverser staatlicher Institutionen (Universitätssternwarte, Universitätsbibliothek) sukzessive erweitert. Das Museum hatte anfangs keine festen Öffnungszeiten, diese wurden ab 1947 wurden im Rahmen von Sonderausstellungen etabliert.

Ab 1947 wurden im Globusmuseum jährlich wechselnde Sonderausstellungen kuratiert, die vom BMU finanziell gefördert wurden. Die Ausstellungen (unter anderem "Alt-Wien in Plan und Bild") wurden maßgeblich von Erich Woldan initiiert, der auch Leihgaben zur Verfügung stellte.

Durch den unklaren Status des Globusmuseums verstärkten sich ab 1950 die Bestrebungen im BMU, die staatseigenen Objekte der Sammlung in ein staatliches Museum zu transferieren. Die Lagerung der Objekte in einer Privatwohnung wurde als Gefahr für die Sammlung angesehen. Bereits im Oktober 1945 hatte die Österreichische Nationalbibliothek einen Antrag auf Angliederung der Objekte des Globusmuseums beim zuständigen Staatsamt gestellt, am 2. Dezember 1953 wurde schließlich der Entschluss gefasst, dass alle durch öffentliche Mittel angekauften Globen aus Haardts Sammlung an die Kartensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek zu übergeben wären. 1954 erfolgte die Übergabe von 25 Globen, 51 Bänden der Handbibliothek, dreizehn Kartenwerken und zehn Portefeuilles mit Bildern. Am 14. April 1956 fand die Eröffnung des Globenmuseums im heutigen Lesesaal der Kartensammlung mit 63 Exponaten statt.

Das Globusmuseum von Robert Haardt bestand weiterhin fort und wurde unter dem Namen "Globus-Museum des Coronelli-Weltbundes der Globusfreunde (Museum für die Geschichte der Erd- und Himmelskunde)" bis zu seinem Tod am 19. Mai 1962 weitergeführt. Die privat gesammelten Objekte wurden nach und nach verkauft. Das bedeutendste Objekt ein 1951 von Haardt angekaufter Erdglobus des flämischen Kartographen Gemma Frisius von 1535 (der älteste in Österreich befindliche Globus) befindet sich heute als Leihgabe von Rudolf Schmidt im Kabinett der Sammler im Globenmuseum.

Literatur

  • Jan Mokre: Die Geschichte des Wiener Globusmuseums, ehrenamtlich geleitet von Robert Haardt (1884–1962) In: Der Globusfreund. Wissenschaftliche Zeitschrift für Globenkunde 68 (2023) 129-158
  • Elisabeth Zeilinger: Die Welt vor Augen. Ein Rundgang durch Geschichte und Bestände des Globenmuseums der Österreichischen Nationalbibliothek. In: Peter E. Allmayer-Beck [Hrsg.]: Modelle der Welt. Erd- und Himmelsgloben (Wien, 1997) 107-131
  • Helga Hühnel und Franz Wawrik: Das Globenmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek. In: Der Globusfreund. Wissenschaftliche Zeitschrift für Globen- und Instrumentenkunde 42 (1994) 5-8