Friedrich Heer

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Friedrich Heer 1949
Daten zur Person
Personenname Heer, Friedrich
Abweichende Namensform Gohde, Hermann
Titel Dr. phil., Univ.-Prof.
Geschlecht männlich
PageID 6687
GND 118547666
Wikidata Q87771
Geburtsdatum 10. April 1916
Geburtsort Wien
Sterbedatum 18. September 1983
Sterbeort Wien
Beruf Kulturpublizist, Historiker, Kulturkritiker, Schriftsteller, Dramaturg
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 28. September 1983
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 33 G, Nummer 69
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Friedrichheer.jpg
Bildunterschrift Friedrich Heer 1949
  • 9., Alser Straße 4 (Sterbeadresse)
  • 4., Johann-Strauß-Gasse 28 (Letzte Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Chefdramaturg des Burgtheaters (1961 bis 1971)

  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Verleihung: 18. Jänner 1977, Übernahme: 4. Mai 1977)
  • Buber-Rosenzweig-Medaille der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (Verleihung: 1968)
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 16. April 1980)
  • Großer Würdigungspreis für Geistesgeschichte (Verleihung: 1949)
  • Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur (Verleihung: 21. Dezember 1972)
  • Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold (Verleihung: 21. Mai 1976, Übernahme: 22. Dezember 1976)
  • Donauland-Sachbuchpreis Danubius (Verleihung: 1980)
  • Willibald Pirkheimer-Medaille (Verleihung: 1955)
  • Theodor-Körner-Preis für Soziale und Geisteswissenschaften (Verleihung: 1958)
  • Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaft (Verleihung: 1949)


Friedrich Heer, * 10. April 1916 Wien, † 18. September 1983 Wien, Kulturpublizist, Historiker, Kulturkritiker.

Biografie

Heer studierte an der Universität Wien Geschichte, Kunstgeschichte und Germanistik (Dr. phil. 1938) und wurde freier Schriftsteller. Während des Dritten Reiches hatte er Kriegsdienst zu leisten, war aber auch im Widerstand tätig und als überzeugter Katholik und Anschlussgegner mehrmals in Gestapohaft. 1949-1961 war Heer als Redakteur Theater- und Buchkritiker der Wochenzeitschrift "Die (Österreichische) Furche", außerdem Mitherausgeber der bis 1965 von Friedrich Torberg geleiteten Monatszeitschrift "Forum". 1950 habilitierte sich Heer an der Universität Wien für Geschichte (1962 außerordentlicher Professor für Geistesgeschichte), unternahm aber auch Vortragsreisen als Geisteswissenschafter, Kunsthistoriker und Philosoph durch Europa, wobei er vor allem zu Themen religiöser Erneuerung und der Völkerverständigung sprach.

Heer beeindruckte durch umfassende Bildung, Weltoffenheit, Produktivität und seine geistige Ausstrahlung. Ab 1961 war er auch Chefdramaturg des Burgtheaters. Zu seinen Veröffentlichungen gehörten unter anderem "Die Stunde des Christen" (1947), "Der Aufgang Europas" (zwei Bände, 1949/1950; Habilitationsschrift), "Die Tragödie des Heiligen Reiches" (zwei Bände, 1953), "Geistesgeschichte Europas" (drei Bände, 1953), "Land im Strom der Zeit" (1958), "Europa, Mutter der Revolutionen" (1964), "Gottes erste Liebe. 2000 Jahre Judentum und Christentum" (1967), "Der Glaube des Adolf Hitler" (1968), "Abschied von Hölle und Himmel" (1970), "Jugend zwischen Haß und Hoffnung" (1971), "Abendrot und Morgenröte" (1972), "Scheitern in Wien" (1974), "Europa unser" (1977) und "Karl der Große und seine Welt" (1978).

In einigen dieser Werke setzte Heer sich kritisch mit einzelnen katholischen Traditionen, allen voran dem kirchlichen Antisemitismus auseinander, was beim Erscheinen großes Aufsehen erregte. In seiner Geschichtsdeutung hatte Österreich immer einen besonderen Stellenwert, besonders in "Der Kampf um die österreichische Identität" (1981), einem seiner Hauptwerke. Daneben veröffentlichte er zahlreiche Sammelbände seiner Aufsätze, so z. B. "Sprechen wir von der Wirklichkeit" (1955), "Quellgrund dieser Zeit" (1956) und "Experiment des Lebens" (1957). Neben seinen geisteswissenschaftlichen Studien schrieb Heer, zum Teil unter dem Pseudonym Hermann Gohde, auch Romane ("Aster und der Alte", "Scheitern in Wien" und "Der achte Tag").

Für sein umfangreiches Œuvre hat Heer zahlreiche Preise erhalten, darunter den Würdigungspreis der Stadt Wien für Geisteswissenschaft (1949), die Willibald-Pirkheimer-Medaille Nürnberg (1955), den Österreichischen Staatspreis für Literatur (1972), die Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold (1976), das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1977) und das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1980).

Quellen

Literatur

  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Lebendige Stadt. Almanach. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1954-1963, S. 95 f.
  • Adolf Gaisbauer: Friedrich Heer. Eine Bibliographie. Wien [u.a.]: Böhlau 1990
  • Richard Faber / Sigurd Paul Scheichl [Hg.]: Die geistige Welt des Friedrich Heer. Wien [u.a.]: Böhlau 2008
  • Evelyn Adunka: Friedrich Heer. 1916 - 1983. Eine intellektuelle Biographie. Innsbruck / Wien: Tyrolia 1995
  • Wolfgang Ferdinand Müller: Die Vision des Christlichen bei Friedrich Heer. Innsbruck / Wien: Tyrolia 2002
  • Richard Faber / Carl Amery / Reinhard Knoll: Offener Humanismus zwischen den Fronten des kalten Krieges: Über den Universalhistoriker, politischen Publizisten und religiösen Essayisten Friedrich Heer. Würzburg: Königshausen & Neumann 2005
  • Schreiber bin ich, Worte-Macher ... Die vielen Gesichter des Friedrich Heer, 1916-1983. In: Spurensuche. Zeitschrift für Geschichte der Erwachsenenbildung und Wissenschaftspopularisierung 19 (2010), Heft 1/4

Weblinks