Franz Schubert (Bestände)

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Winterreise, in Musik gesetzt von Franz Schubert
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Objektbezug Franz Schubert
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Bildunterschrift Winterreise, in Musik gesetzt von Franz Schubert

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Bestandsgeschichte

Franz Schubert hinterließ in seiner kurzen Lebensspanne – er starb 1828 im Alter von 31 Jahren – ein riesiges Œuvre im Umfang von 1.000 Werken. Ungefähr 340 seiner Werke sind im Besitz der Wienbibliothek im Rathaus. Die Schubert-Bestände fußen vor allem auf einer Schenkung des Industriellen, Politikers und Kunstmäzens Nikolaus Dumba. Er vermachte im Jahr 1900 der Stadt Wien rund 200 Schubert-Autographen. In seinem Testament hielt er fest: „Die in meinem Besitze befindliche Sammlung von Manuscripten Franz Schuberts, dieses wunderbaren Wiener Meisters, hinterlasse ich meinem lieben Wien, jedoch wünsche ich, daß die Sammlung unter meinem Namen im städtischen Museum aufbewahrt und gezeigt wird. Sollten meine Frau und Tochter sich davon einige Lieder wählen wollen, so steht ihnen dies frei.“ (WStLA, Hauptarchiv-Akten-Persönlichkeiten, A1: D8.1).

Der Kunstmäzen setzte es sich zum Ziel, die verstreuten Schubert-Autographen zu einer Sammlung zusammenzuschließen. Vermutlich begann seine Sammeltätigkeit mit dem Tod von Schuberts Bruder Ferdinand 1859. Auch nach dem Tod von Anselm Hüttenbrenner, einem Vertrauten Schuberts, 1868 gelangten einige Autographen in Dumbas Besitz. Der Großteil der Sammlung dürfte der Mäzen jedoch nach 1870 aus verschiedenen Quellen erstanden haben, Eduard Schneider etwa, ein Neffe Schuberts, verkaufte Dumba rund 14 Werke auf Raten. Weiteres Nachlassmaterial gelangte durch Karl Schubert, einem weiteren Neffen des Komponisten, in die Sammlung Dumbas.

Todesmusik

Neben den Musikalien vermachte Nikolaus Dumba zwei Aquarelle von Leopold Kupelwieser und die berühmte Schubert-Brille der Stadt Wien. Die Sammlung Dumba bildete in weiterer Folge den Grundstock für die Entscheidung der Stadtbibliothek, 1905 einen fachlich eigenständigen Musikbereich zu installieren. 1928 übernahmen die Städtischen Sammlungen einige Gegenstände, die Witwe Marie Dumba dem Schubertmuseum geliehen hatte. Im Laufe der Jahrzehnte wurden in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek sukzessiv Autographen Franz Schuberts angekauft. Der bisher letzte Ankauf erfolgte 2021 mit dem Lied "Todesmusik" D 758. Seit 2001 gehört die Schubert-Sammlung zum "Memory of the World"-Register der UNESCO.

Inhalt

Unter den Schubert-Autographen der Wienbibliothek im Rathaus befinden sich 21 Kirchenwerke (u. a. "Messe in F-Dur" D 105, die "Deutsche Messe" D 872, "Stabat mater" D 383, "Der 23. Psalm" D 706), 14 Bühnenwerke (u. a. "Des Teufels Lustschloss" D 84, "Die Verschworenen" D 787, "Fierrabras" D 796), mehrstimmige Gesänge (Kantaten für Antonio Salieri D 407 oder Johann Nepomuk Vogl D 666) sowie rund 130 Lieder (u. a. "Gretchen am Spinnrade" D 118, "Schäffers Klagelied" D 121, "Erlafsee" D 586 sowie einzelne Lieder aus dem Liederzyklus "Die Schöne Müllerin" D 795 und die Stichvorlage zum ersten Teil der "Winterreise" D 911). Die Kammermusik ist nicht nur durch die Streichquartette (D 18, D 32, D 46, D 68, D 94) und Streichtrios (D 471, D 581), sondern auch durch die Oktette in F-Dur (D 72, D 803), den Flötenvariationen D 802 und der Violinfantasie in C-Dur D 934 vertreten. Bei den Klavierwerken sind besonders die drei letzten Klaviersonaten D 958, D 959 und D 960 zu nennen. Außerdem befinden sich in der Wienbibliothek etliche Entwürfe, Fragmente und Skizzen zu Schubertswerken (u. a. die Sonate in E-Dur D 459 und Teile der "Reliquie-Sonate" in C-Dur 840).

Zur Schubert-Sammlung der Wienbibliothek im Rathaus gehören jedoch nicht nur Autographen. Eine Vielzahl an Erst- und Frühdrucken von Schuberts Werken zählen ebenfalls dazu, die mit Erwerbungen von Otto Erich Deutsch und Ignaz Weinmann in den Besitz der Bibliothek kamen. Auch Abschriften von Schuberts Werken sind vertreten, die durch weitere Ankäufe und Schenkungen der Stadt Wien übergeben wurden. Darunter befinden sich auch zeitgenössische Abschriften etwa von Albert Stadler oder Josef Hüttenbrenner.

Knapp 60 Korrespondenzstücke von und an Franz Schubert gelangten mit anderen historischen Beständen – etwa dem Nachlass von Franz von Schober – an die Stadt Wien. Schließlich sind in den Schubert-Beständen vorhandene Programme, Ankündigungen und Aufzeichnungen für die Rezeptionsforschung von großer Bedeutung.

Quellen

Literatur

  • Ernst Hilmar / Margret Jestremski [Hg.]: Schubert-Enzyklopädie. 2 Bde. Tutzing: Hans Schneider 2004 (Veröffentlichungen des Internationalen Franz Schubert Instituts, 14)
  • Norbert Rubey: Die Schubert-Sammlung der Stadt Wien. Nicolaus Dumba. Portrait eines Mäzens. Katalog (233. Wechselausstellung im Wiener Rathaus März–August 1997), Wien 1997
  • Ernst Hilmar: Schubert-Abschriften und -Bearbeitungen in der Musiksammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Die Erwerbungen der letzten Jahre. In: Schubert durch die Brille. Tutzing: Hans Schneider 1993 (Mitteilungen des Internationalen Franz Schubert Instituts, 10), S. 63–68
  • Ernst Hilmar: Eine Quelle zur Schubert-Sammlung von Nikolaus v. Dumba. In: Schubert durch die Brille. Tutzing: Hans Schneider 1990 (Mitteilungen des Internationalen Franz Schubert Instituts, 4), S. 18–20
  • Elvira Konecny: Die Familie Dumba und ihre Bedeutung für Wien und Österreich. Diss. Univ. Wien. Wien 1986
  • Fritz Racek: Von den Schuberthandschriften der Stadtbibliothek. In: Festschrift zum hundertjährigen Bestehen der Wiener Stadtbibliothek. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1956 (Wiener Schriften, 4), S. 98–124


Franz Schubert im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.