Ferdinand Bruckner

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Bruckner, Ferdinand
Abweichende Namensform Tagger, Theodor
Titel Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 9762
GND 118515802
Wikidata Q112057
Geburtsdatum 26. August 1891
Geburtsort Wien
Sterbedatum 5. Dezember 1958
Sterbeort West-Berlin
Beruf Schriftsteller, Dramatiker, Lyriker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Akademie der Künste Berlin
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Berlin, Friedhof Heerstraße
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 13. Juli 1951, Übernahme: 16. Juni 1955)
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 1957)

Ferdinand Bruckner (Pseudonym für Theodor Tagger), * 26. August 1891 Wien, † 5. Dezember 1958 West-Berlin (Friedhof Heerstraße), Schriftsteller, Dramatiker, Lyriker.

Biographie

Ferdinand Bruckner wurde als Sohn eines österreichischen Bankkaufmanns jüdischer Konfession und einer französischen Übersetzerin in Sofia als Theodor Tagger geboren. Er wuchs in Wien, Berlin und Graz auf, studierte Musik, Germanistik und Philosophie in Paris, Wien und Berlin und begann sehr früh zu publizieren. Während des Ersten Weltkrieges gehörte er zu den Beiträgern der in Berlin erscheinenden expressionistischen Zeitschrift "Marsyas". Sein Manifest "Das neue Geschlecht. Programmschrift gegen die Metapher", 1917 in Berlin erschienen, war ein pazifistischer Aufschrei. Seiner Generation würden "Messer aufgenötigt, wo wir Bausteine lieber in den Händen hielten." In den 1920er Jahren wandte er sich ganz dem Theater zu, gründete zusammen mit seiner Frau Bettina Neuer 1922 in Berlin das Renaissancethater, musste aber wegen finanziellen Misserfolgs die Leitung wieder schnell abtreten. Bruckner zählte zu den viel gespielten Dramatikern der Zeit. "Krankheit der Jugend" (1926), "Die Verbrecher" (1928), "Die Rassen" (1933) auch heute noch gespielt, erwiesen sich als erfolgreiche Zeitstücke der Neuen Sachlichkeit, nicht unähnlich denen Ödön von Horváths. Das Historiendrama "Elisabeth von England" (1930), als Duell zwischen der schillernden englischen Königin und dem fanatischen spanischen König aufgestellt, wurde zum Welterfolg.

Der Nationalsozialismus vertrieb ihn aus dem Deutschen Reich, er flüchtete nach Wien. Seine Theaterstücke wurden noch in Österreich, in der Schweiz und in der Europa gespielt, aber Bruckner schien die Lage so aussichtslos, dass er über Zürich und Paris bereits 1936 in die USA emigrierte. Die in Aussicht gestellte Kooperation mit der Filmfirma Paramount zerschlug sich. Bruckner übersetzte seine Stücke und auch die anderer Autoren ins Englische, arbeitete mit Erwin Piscator zusammen und wollte den Amerikanern das Problem des Widerstands auf dem Theater nahe bringen. Der große Erfolg blieb ihm versagt. Er schrieb zahlreiche Beiträge für die Monatszeitschrift "Austro American Tribune", wurde zusammen mit Oskar Maria Graf Vorsitzender der kurzlebigen "German American Writers Association" und nahm aktiven Anteil an der Exilkultur. Seine Neuübersetzung von Lessings "Nathan" wurde in den USA zum Bühnenerfolg. Seinen Lebensunterhalt bestritt Bruckner mit Lehraufträgen an Colleges in New York City und an Piscators Dramatic Workshop. Nach dem Krieg versuchte Bruckner, sich wieder in den deutschsprachigen Theaterbetrieb zu integrieren. Auch in Wien wurde er gespielt und geehrt. Seine Nachkriegsstücke (darunter "Das irdene Wägelchen", 1957) wurden zwar da und dort gespielt, es blieb ihnen aber der Erfolg versagt. Von 1953 bis zu seinem Tod 1958 lebte er in Berlin und war dort unter anderem als dramaturgischer Berater am Schillertheater engagiert.

Taggergasse (1969)

Quellen

Literatur

  • Moreno Joaquin [Hg.]: Ferdinand Bruckner (1891 – 1958). Berlin: Weidler 2008.
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Lebendige Stadt. Almanach. Band 10. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1963
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Harry Zohn: "...ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1986, S. 203
  • Harry Zohn: Österreichische Juden in der Literatur. Ein bio-bibliographisches Lexikon. Tel Aviv: Olamenu 1969
  • Edith Rieder-Laska: Ferdinand Brückner: Leben und Werk eines österreichischen Dramatikers bis zum Jahr 1949. Diss. Univ. Wien. Wien 1950
  • Eva Jurasz: Ferdinand Bruckner: Seine Stellung im Wiener Theaterleben 1927-1967. Diss. Univ. Wien. Wien 1973
  • Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982, S. 25
  • Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. 2 Bände. Salzburg: Bergland-Buch 1964. Band 1, S. 418 ff., Band 2, S. 374
  • Bühne 4 (1988), S. 18
  • Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1972

Weblinks