Donaudampfschiffahrtsgesellschaft

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Dampfschiff (Lokalboot) am Donaukanal mit dem Direktionsgebäude der DDSG im Hintergrund (1873 bis 1880)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 1823
Datum bis
Benannt nach Donau, Dampfschiff
Prominente Personen
PageID 7708
GND 1056582-6
WikidataID Q697026
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname HMW 078079 00287 00001.jpg
Bildunterschrift Dampfschiff (Lokalboot) am Donaukanal mit dem Direktionsgebäude der DDSG im Hintergrund (1873 bis 1880)
  • 2., Handelskai 265

Frühere Adressierung
  • Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft (1829, bis: 1995)
  • DDSG Donaureisen (1991, bis: 1995)
  • DDSG Cargo (1995, bis: 2007)
  • DDSG Blue Danube (1996)
  • First-DDSG (2013)

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Die Karte wird geladen …

48° 13' 26.40" N, 16° 24' 27.94" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Donaudampfschiffahrtsgesellschaft am Generalstadtplan 1904.

Die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft (DDSG) wurde 1823 gegründet und am 13. März 1829 wiederbegründet; bereits am 11. April 1828 hatten die englischen Schiffsbauer John Andrews und Josef Prichard ein österreichisches Privilegium für eine verbesserte Konstruktion von Dampfschiffen für den Donauverkehr erhalten. Am 26. Juli 1830 fand der Stapellauf des ersten Donaudampfschiffs ("Franz I.") statt, das am 4. September 1830 seine erste Fahrt nach Pressburg und Pest unternahm; am 1. Februar 1831 wurde mit diesem Dampfer der regelmäßige Fahrdienst bis in die Moldawa begonnen. Der Landungsplatz befand sich gegenüber dem heutigen Gänsehäufel am rechten Ufer der (unregulierten) Donau.

Die frühe Flotte

Am 1. September 1830 erhielt die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft ein Privileg für die damals üblichen 15 Jahre, nach Reorganisation (neue Statuten 1845) am 16. August 1846 ein neues (bis 1880 geltendes) Privileg. Am 12. September 1837 erfolgte die erste Fahrt des Dampfschiffs "Maria Anna" stromaufwärts nach Linz (Fahrtdauer 55 Stunden 22 Minuten, 250 Passagiere); nach Linz verkehrte auch die "Amsterdam" (Aquarell von Leander Ruß, 1845). Die Landungsstelle für die Linzer Schiffe befand sich am rechten Donaukanalufer beim "Schanzel". Zu den ersten Schiffen der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft gehörten: "Franz I." (1830), "Maria Dorothea" (1834; der erste in Österreich gebaute Seedampfer, mit dem die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft ins Osmanische Reich vorstoßen wollte), "Zriny" (1835), "Maria Anna" (1837), "Stambul" (1838; Seedampfer), "Minerva" (1839 als "Sophia" in Dienst gestellt, 1845 umgetauft), "Radetzky" (1851). 1852 besaß die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft insgesamt 71 Dampfschiffe und 233 Anhangkähne.

Größte Binnenschifffahrt der Welt

1865 überstieg das Transportaufkommen erstmals eine Million Tonnen. Die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft befuhr 1868 die Donau nahezu allein von Donauwörth bis zur Sulina-Mündung; auf hoher See geriet sie in Kontroversen mit dem Lloyd. In der Zeit 1890-1894 geriet die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft in eine große Krise, wenngleich sie 1894 die größte Binnenschifffahrt der Welt darstellte (Schiffspark Ende 1893 154 Raddampfer, 25 Schrauben- und acht Kettenschiffe, dazu 770 eiserne Transportfahrzeuge, 273 verschiedene Fahrzeuge sowie ein Eisenbahnfuhrpark; zwei Werften, vier Reparaturwerkstätten). In den beiden Jahrzehnten bis zum Ersten Weltkrieg erfolgte (trotz des Bestehens alter Probleme) eine Konsolidierung. 1912 wurde als Schwesterschiff der "Budapest" die „Schönbrunn“ in Dienst gestellt, 1913 das Schiff „Herzogin von Hohenberg“ (später „Franz Schubert“, außer Dienst gestellt um 1971) und 1916 die beiden Expressdampfer "Wilhelm II." und "Franz Joseph I." (für den Langstreckenverkehr zur Donaumündung; nach dem Ersten Weltkrieg umgetauft in "Uranus" und "Jupiter" sowie durch die Einheiten "Saturnus" und "Helios" ergänzt). Als Stabsschiff der k. u. k. Donauflottille wurde 1905 die "Hebe" in Dienst gestellt.

Das letzte Dampfschiff

Die 1927 in Dienst gestellte "Österreich" war das letzte und stärkste Dampfschiff der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft. Im Sommer veranstaltete die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft Rundfahrten auf Donaukanal und Donau, die ursprünglich von der Augartenbrücke, nach dem Zweiten Weltkrieg von der Schwedenbrücke ausgingen. Die Haltestelle Weißgerberlände wurde früher auch von Donauschiffen angefahren; bei der Urania befand sich der Schiffswendeplatz (heute teilweise Parkanlage bei der Urania). Bis zum Ende der Ersten Republik wurde die Donauflotte ausgebaut. Sie verfügte 1938 über 21 Einheiten: Die Expressschiffe "Helios", "Jupiter", "Saturnus" und "Uranus" befuhren den gesamten Donauabschnitt von Passau bis Russe (Bulgarien), die Dampfschiffe "Aggstein", "Aschach", "Babenberg", "Budapest", "Dürnstein", "Franz Schubert", "Hebe", "Johann Strauß", "Linz", "Melk" und "Schönbrunn" verkehrten als Schnell-, Post- und Ausflugsschiffe innerhalb Österreichs, die Dampfschiffe "Grein", "Leda", "Minerva", "Pöchlarn" und "Tulln" auch im Ausland (vor allem in Ungarn). Im August 1939 wurden die Motorfahrgastschiffe "Stadt Wien" und "Stadt Passau" in Dienst gestellt, die den Linienverkehr Wien-Passau aufnehmen sollten.

Dampfschiff mit eingeklapptem Schlot bei der Anlegestelle beim Direktionsgebäude am Donaukanal.

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

Im August 1940 wurde kriegsbedingt der Linienschiffsverkehr eingestellt. Die Schiffe wurden für "Kraft durch Freude-Fahrten", Ausflugsfahrten von Wehrmachtsangehörigen sowie den Transport von Verwundeten und Evakuierten verwendet; am 1. März 1945 wurde die "Stadt Wien" vor Tulln von einer Fliegerbombe getroffen.

Dennoch unterhielt die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft zumindest zwei Zwangsarbeiterlager, nämlich in 2., Handelskai 135 und Handelskai 286, in denen ausländische Arbeiter ("Ostarbeiter") Zwangsarbeit verrichteten. Das Lager am Handelskai 135 bestand zumindest bis vor Jänner 1944, möglicherweise aber auch darüber hinaus, da in einer Schreiben der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft an die Gemeindeverwaltung des Reichsgaues Wien, Hauptabteilung, Bauwesen, G/4, Baupolizei vom 21. März 1944 berichtet wird, dass die Wohnbaracken VI und VII, die im Lager am Handelskai 286 standen, "seinerzeit von unserem Barackenlager II., Handelskai 135, wegen der damaligen Verminderung der Belegschaft, abgetragen" und im Barackenlager / II., Handelskai 286 aufgestellt worden waren. Das Lager am Handelskai 286 war am 27. Jänner 1944 vom Gewerbeaufsichtsamt Wien begutachtet worden, wobei durch einen staatlichen Gewerbearzt große Mängel festgestellt worden waren.[1] Wielange das Lager am Handelskai 135 bestand, konnte bisher nicht geklärt werden.

1945 wurde die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft durch die sowjetrussische Besatzungsmacht als deutsches Eigentum beansprucht (Alliierte Besatzung). In Oberösterreich (südlich der Donau US-amerikanische Zone) wurde Ende der 1940er Jahre der Linienverkehr wieder aufgenommen, allerdings wurden nur Häfen am rechten Donauufer angelaufen. Erst am 12. Juli 1952 wurde nach langen Verhandlungen die Schifffahrt auf der gesamten österreichischen Donau wieder freigegeben.

Die Weiße Flotte

Die "Weiße Flotte" der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft bestand 1988 aus folgenden Einheiten: Kabinenschiffe "Mozart" (Baujahr 1987, 236 Kabinenplätze) und "Theodor Körner" (Baujahr 1965, Renovierung 1985, 84 Kabinenplätze), Tagesausflugsschiffe "Prinz Eugen" und "Admiral Tegetthoff" (Baujahr 1987), "Vindobona" (Baujahr 1979), "Wachau" (Baujahr 1975), "Austria" (Baujahr 1970) sowie "Stadt Wien" und "Stadt Passau" (Baujahr 1939), Nostalgieschiff "Schönbrunn" (Baujahr 1912) und Luftkissenboot "Donaupfeil" (Baujahr 1986). 1985 wurde die (außer Dienst gestellte) "Johann Strauß" im Donaukanal (stadtseitiges Ufer zwischen Salztor- und Marienbrücke) als Restaurant- und Veranstaltungsschiff verankert.

Gesellschaftssitz

Der Sitz der Gesellschaft befand sich ab 1858 im Direktionsgebäude 3, Dampfschiffstraße 2 (Direktionsgebäude der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft), das jedoch 1979-1981 durch das neu erbaute Schifffahrtszentrum (2, Handelskai 265) ersetzt wurde; ursprünglich hatten sich die Kanzleien im Bellegardehof befunden.

Privatisierung

Die Gesellschaft wurde im Jahr 1990 aufgeteilt und privatisiert. Ihre Nachfolgegesellschaften waren die DDSG Donaureisen (Passagierbereich) sowie die DDSG Cargo (Frachttransportbereich).

1996 Endete die Geschichte der DDSG Donaureisen. Im selben Jahr wurde die DDSG Blue Danube Schiffahrt GmbH, als Tochter der Österreichisches Verkehrsbüro AG (50%) und Tochter des Wiener Hafens (50%), welcher zur Wien Holding gehört, gegründet. Die DDSG Blue Danube übernahm einen großen Teil der Schiffe der Ersten Donaudampfschiffgesellschaft.

Die DDSG Cargo wurde 2007 weiterverkauft und wieder in Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft rückbenannt. Seit 2013 firmiert sie unter dem Namen First-DDSG.

Sonstiges

Mosaik "Dampfschiff Franz I." (21, Ostmarkgasse 9); Fassadenschmuck "Stapellauf des Dampfschiffs Franz I." (21, Floridsdorfer Hauptstraße 21).

Der Donaudampfschiffahrtsgesellschaftskapitän ist ein häufig angeführtes Beispiel für ein Mehrfachkompositum in der deutschen Sprache. Als Eigennamen bleibt der Begriff von der Rechtschreibreform unberührt, der eine Schreibung mit drei f vorsähe. 1936 wurde der Tango "Donaudampfschiffahrtsgesellschaftskapitän" von Erich Meder und Karl Loubé veröffentlicht. Das Lied berichtet über das Liebesleben eines Donau­dampfschifffahrts­gesellschafts­kapitäns. Wegen des langen Titels will ihm schließlich niemand schreiben.

Donau­dampfschifffahrts­elektrizitäten­hauptbetriebswerk­bauunterbeamten­gesellschaft wird in verschiedenen Ausgaben des Guinness-Buchs der Rekorde als das längste veröffentlichte Wort der deutschen Sprache angegeben (79 Buchstaben).

Weblinks

Literatur

  • 50 Jahre "Stadt Wien". In: Samstag, 02.09.1989, S. 13
  • 175 Jahre 1. Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft – Vom Biedermeier ins dritte Jahrtausend 1829-2004. Schriftenreihe des Arbeitskreises Schiffahrts-Museum Regensburg. Regensburg: Eigenverlag 2004
  • Johannes Binder, Ernst-Ulrich Funk, Helmut Grössing und Manfred Sauer: Rot-Weiss-Rot auf blauen Wellen. 150 Jahre DDSG. Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft. Wien: 1979
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 27.02.1979
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 193 f., 241
  • Josef Kurt Darmstädter: Erste Donau-Dampfschiffahrt-Gesellschaft Handbuch für Donaureisen. 1960
  • Josef Kurt Darmstädter: Die Donau und ihre Weisse Flotte. 1988
  • Josef Kurt Darmstädter: Da lächelt und weint das Donauweibchen. 2000
  • Franz Dosch: 180 Jahre Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft. Erfurt: Sutton Verlag 2009
  • Helmut Grössing [u.a.]: Rot-Weiß-Rot auf blauen Wellen. 150 Jahre DDSG. Wien: Selbstverlag 1979
  • Helmuth Grössing: Die "Erste" Donaudampfschiffahrtsgesellschaft. In: Wiener Geschichtsblätter. Band 22. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1967, S. 133 ff.
  • Erwin Hauke: Donaudampfschifffahrt – Ansichtskarten erzählen Geschichte. 2 Bände Wien: bahnmedien.at 2017

Einzelnachweise

  1. Siehe Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 236, A24 - Baracken: Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft].