Donaubäder

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Gänsehäufel. Eine Gruppe von Badegästen beim Betrachten eines Wasserschifahrers auf der Alten Donau (1961).
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Bildname WStLA Fotoarchiv Palka FC 7000 1923.jpg
Bildunterschrift Gänsehäufel. Eine Gruppe von Badegästen beim Betrachten eines Wasserschifahrers auf der Alten Donau (1961).

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Donaubäder (einschließlich Donaukanal und Alte Donau).

Die ältesten Donaubäder

Das Kaiserbad am Donaukanal, dargestellt auf dem Vogelschauplan von Joseph Daniel von Huber, 1778 .
Das Strombad der Militärschwimmschule im Fahnenstangenwasser, dargestellt im Franziszeischen Kataster .

Das älteste bekannte Bad ist ein im Donauarm beim Tabor 1780 erwähntes Freibad (Ferro-Bad), an dessen Stelle 1831 nach Erteilung der polizeilichen Schwimmbewilligung für Frauen das Marienbad als Frauenbad errichtet wurde. 1832 wurde diesem Bad eine Männerschwimmabteilung angeschlossen. Dann folgte die 1813 erbaute Alte k. k. Militär- und Zivilschwimmschule im unteren Kaiserwasser (am Ende der damaligen Schwimmschulallee, heute Lassallestraße, in der Nähe des späteren Nordbahnhofs).

Im Donaukanalbereich ist das älteste bekannte Bad, das 1717 erwähnte Schüttelbad unterhalb der Franzensbrücke (2, Schüttelstraße 15), kein echtes Strombad, da es lediglich über Rohrleitungen Wasser aus dem Donaukanal bezog. Ein Strombad wurde erst 1832 eröffnet (bei der damaligen Franzensbrücke). Im selben Jahr wird unterhalb eines im Fahnenstangenwasser bestehenden Militärschwimmbads ein Männerbad (mit Bierschenke) und angrenzend eine Damenschwimmschule erwähnt, im selben Jahr im Kaiserwasser die Scherzersche Badeanstalt. Der nächste größere Bauabschnitt fällt in die 60er Jahre des 19. Jahrhunderts. 1862 beschloss die Stadt Wien die Schaffung eines Herren- beziehungsweise Damenbads im Kaiserwasser. Vor der Donauregulierung bestanden in diesem Bereich insgesamt acht Freibäder. 1863 wurde das Holzerbad eröffnet.

Donaubäder am Ende der Schwimmschulallee, 1866

Donaubäder nach der Donauregulierung

Nach der Donauregulierung (1870-1875) ergab sich eine topographisch völlig veränderte Situation, der Rechnung getragen werden musste. 1875 schuf die Stadt Wien ein Freibad am linken Ufer des regulierten Stroms oberhalb der Reichsbrücke (für Männer und Frauen, 1914 aufgelassen). Am 15. Mai 1876 wurde am rechten Stromufer oberhalb der Reichsbrücke (2, Erzherzog-Karl-Platz [Mexikoplatz] 4) ein neues Kommunalbad eröffnet. Es war ein Schwimm- und Vollbad mit fünf Abteilungen. Die Pläne stammten von Strombaudirektion Franz Berger, der Baubeginn war 1871. Das Bad wurde während des Ersten Weltkriegs aufgelassen. Ebenfalls 1876 errichtet wurde das gegenüberliegende (ab 1863 als Holzerbad bestandene) Freibad am linken Stromufer. Es gab ein Strombadeschiff sowie drei Bassins (Damen-, Herren- und Sportbecken). Das Bad wurde 1914 geschlossen.

Die Alte k. k. Militär- und Zivilschwimmschule ging durch die Donauregulierung verloren und wurde durch die 1873-1875 erbaute (am 18. August 1875 eröffnete) Militärschwimmschule Krieau (2, Handelskai 337, in der Nähe des heutigen Hallenstadions) ersetzt. Sie diente der Wiener Garnison als Ausbildungsstätte und bestand bis zum Zweiten Weltkrieg. 1900 pachtete Florian Berndl von der Donauregulierungskommission einen Teil des (späteren) Gänsehäufels. Wegen verschiedener Unzukömmlichkeiten wurde der Pachtvertrag 1905 gekündigt.

Gänsehäufel. Blick auf das gut besuchte Wellenbecken.

1906 übernahm die Stadt Wien die ganze Insel pachtweise und errichtete eine städtische Badeanlage. An der unteren Alten Donau entstand 1912 am großen Dampfschiffhaufen das Polizeistrandbad. Nachdem 1892-1900 die Hauptsammelkanäle errichtet und die Einmündungen der Straßenkanäle in den Donaukanal beseitigt worden waren, wurden 1904/1905 Strombäder eingerichtet. Ihr Betrieb war nicht auf Gewinn ausgerichtet. Für den Sommerbetrieb gab es geeignete Holzkonstruktionen auf schwimmenden Eisenrohrpontons, in die "Badekörbe" eingehängt waren: als erstes ein Bad bei der Sophienbrücke (Rotundenbrücke; 1922 als "Strombad Schwedenbrücke" in den Abschnitt zwischen Aspern- und Schwedenbrücke verlegt); weiters Bäder bei der Nußdorfer Schleuse, unterhalb der Verbindungsbahnbrücke am rechten Ufer, bei der Heiligenstädter Brücke, oberhalb der Augartenbrücke am linken Ufer, und das Kaiserbad bei der 1904-1908 errichteten Kaiserbadschleuse (seine Wiederherstellung wurde am 10. August 1991 in Angriff genommen).

Nach dem Ersten Weltkrieg ging die Frequenz der Donaubäder zurück, weil sich das Schwergewicht auf die Strand- und Schwimmbäder verlagerte. Nur das Strom-, Luft- und Sonnenbad zwischen Aspernbrücke und Schwedenbrücke blieb in Betrieb. Aus der ehemaligen Militärschwimmschule "Alte Donau" oberhalb der Kagraner Brücke entstand ein Familienbad (Eröffnung 20. Juni 1919). Hier hatte zuvor ein Badeplatz bestanden, der von den Truppen der nahegelegenen Militärschießstätte benutzt worden war. In rascher Folge entstanden die Strandbäder Alte Donau, Stadlau und Mühlschüttel. Das Gänsehäufel wurde 1950 grundlegend erneuert, das Strandbad Alte Donau 1961.

Chronologie

  • 18. Jahrhundert: Wannenbäder, die mit Frischwasser aus der Donau versorgt wurden: Kaiserbad, Schüttelbad am Donaukanal ab 1717
  • 1781-1784: Erstes Ferro-Badeschiff im Fahnenstangenwasser nördlich des Augartens
  • 1784-1795: Zweites Ferro-Badeschiff im Fahnenstangenwasser Nähe Am Tabor
  • 1799: Armenbäder im Kaiserwasser unterhalb der Taborbrücke, bis ca. 1830
  • 1810-1870: Frey-Bad im Kaiserwasser
  • 1813-1870: Erste Wiener k.k. Militärschwimmschule im Fahnenstangenwasser
  • 1827: Steinlein’s Schiffbadeanstalt im Donaukanal nahe der Rotundenbrücke
  • 1831-1870: Erste Wiener Damenschwimmschule "Ferdinands- und Marienbad" im Fahnenstangenwasser
  • 1835-1848: Scherzer’sches Bade- und Schwimmschiff im Kaiserwasser
  • 1838: Strombadeschiff am Schüttel
  • 1839-1870: Kouff’sche Bade-Anstalt am unteren Fahnenstangenwasser
  • 1842: Herbaczek’sche Damenschwimmschule im Fahnenstangenwasser
  • 1870-1875: Donauregulierung
  • 1875: K.K. Militärschwimmschule neu, Krieau (2, Handelskai 337), bis zum Zweiten Weltkrieg
  • 1875-1914: Städtisches Freibad, oberhalb der heutigen Reichsbrücke, linkes Ufer
  • 1876-1914: Kommunalbad, oberhalb der heutigen Reichsbrücke, rechtes Ufer
  • 1888: Birner’sches Vier-Kreuzer-Bad, 1920 von der Stadt Wien übernommen, Umbenennung in Städtisches Strandbad Mühlschüttel, heute Angelibad
  • 1896-1972: Birner’sches Zehn-Kreuzer-Bad, Nobelausführung des Vier-Kreuzer-Bades am gegenüberliegenden Ufer der Alten Donau
  • 1900: Gänsehäufel
  • 1904: Badeschiffe unterhalb der Nußdorfer Schleuse und bei der Sophienbrücke (heute: Rotundenbrücke)
  • 1905: Zwei weitere Badeschiffe oberhalb der Augartenbrücke und bei der Kaiser-Joseph-Brücke (heute: Stadionbrücke)
  • 1911: Städtisches Strandbad Stadlau am Unteren Mühlwasser, bis heute in Betrieb
  • 1912: Arbeiterstrandbad (21, Arbeiterstrandbadstraße 87-89), bis heute in Betrieb
  • 1918: Städtisches Strandbad Alte Donau, (22, Arbeiterstrandbadstraße 91), bis heute in Betrieb
  • 1919: Bundesbad Alte Donau, ursprünglich Militärschwimmschule Alte Donau, bis heute in Betrieb
  • 1920-ca. 1930: Badeanstalt an der Chalupna-Lacke (Donaualtarm im Überschwemmungsgebiet oberhalb der Floridsdorfer Brücke beim Hubertusdamm
  • 1920: Straßenbahnerbad (22, Dampfschiffhaufen 7), bis heute in Betrieb
  • 1924: Polizeisportbad (22, Dampfschiffhaufen 2), bis heute in Betrieb
  • 1924: Strandbad des Naturheilvereins, Stürzlwasser, bis zum Zweiten Weltkrieg
  • 1924: Naturfreunde-Bad (22, An der unteren Alten Donau 51), bis heute in Betrieb
  • 1926: Strandbad des Deutsch-Österreichischen Jugendbundes, Am Stürzlwasser
  • 1928: Siemens-Bad (22, Dampfschiffhaufen 14), bis heute in Betrieb
  • 1920er-1993: Meinl-Bad, unterhalb des Bundesbades Alte Donau
  • 1920er: Eisenbahner-Bad (21, Arbeiterstrandbadstraße 85), bis heute in Betrieb
  • 1920er: Feuerwehr-Bad (22, Dampfschiffhaufen 57), bis heute in Betrieb
  • 1920er-1930er: Strombad Donaukanal Höhe Schwedenbrücke
  • 1930er-2011: E-Werke-Bad (22, Dampfschiffhaufen)
  • 1953: Länderbank-Bad (Am Kaiserwasser), 1991 umbenannt in Sportanlage der Bank Austria AG, bis heute in Betrieb
  • 2006: Badeschiff (1, Donaukanal), bis heute in Betrieb

Siehe auch

Bäder

Quellen

Literatur

  • Baden und Bäder in Wien. Wien 1987
  • Ernst Gerhard Eder: Baden an freien Gewässern. In: Wiener Geschichtsblätter 43 (1988), S. 93 ff.
  • Ernst Gerhard Eder: Freizeit am Wasser. Baden, Schwimmen, Bootfahren, Segeln in der Donaulandschaft bis 1870. In: Karl Brunner / Petra Schneider [Hg.]: Umwelt Stadt. Geschichte des Natur- und Lebensraumes Wien. Wien: Böhlau 2005, S. 512-521.
  • Hans-Christian Heintschel: An der Alten Donau. Eine Freizeitgeschichte. In: Karl Brunner / Petra Schneider [Hg.]: Umwelt Stadt. Geschichte des Natur- und Lebensraumes Wien. Wien: Böhlau 2005, S. 522-528
  • Rafael Kopper: Wien im Wasser. Eine kleine Geschichte vom Baden in der Donau. In: dérive. Zeitschrift für Stadtforschung 68 (2017)
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Band 2. Wien: Gerlach & Wiedling 1906, S. 273 ff.
  • Die neuen städtischen Strombäder im Wiener Donaukanale. Wien 1904
  • Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 419 ff.
  • Magistratsabteilung 44 - Bäder

Weblinks