Chrono Popp

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Daten zur Person
Personenname Popp, Chrono
Abweichende Namensform Popp, Werner
Titel
Geschlecht männlich
PageID 369096
GND 1289398763
Wikidata Q97039977
Geburtsdatum 16. Dezember 1954
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 4. Juli 2020
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Musiker, Produzent, Komponist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 22.03.2024 durch WIEN1.lanm09bie
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Werner "Chrono" Popp, * 16. Dezember 1954, Wien, † 4. Juli 2020, Wien, Gitarrist, Musiker, Komponist, Produzent.

Biografie

Werner Popp wurde in Wien geboren und wuchs in Floridsdorf in einem Gemeindebau auf. Er besuchte das Gymnasium, bis er in der siebten Klasse für sich entschied, dass er im Kaffeehaus mehr lernen könne und seine Schulkarriere beendete. Inspiriert von den Menschen, die ihm im Kaffeehaus begegneten (u.a. Rudi Klein und Wolfgang Poor), aber auch von einem nachdrücklich in Erinnerung gebliebenem "Rolling Stones" Konzert in der Wiener Stadthalle Anfang der 1970er-Jahre, wendete sich Popp immer mehr der Musik zu.

Als Jugendlicher bekam Popp ein Tonbandgerät geschenkt und verdiente bereits im Alter von 14 Jahren mit Tonbandaufnahmen sein erstes Geld. Gemeinsam mit seinem Freund Wolfgang Poor, der im elterlichen Keller ein eigenes Mischpult hatte, nahm Popp weiter, und immer professioneller auf, und begann bereits als Produzent zu arbeiten. Mit 15 Jahren bekam er seine erste Gitarre, lernte autodidaktisch zunächst einige wenige Blues Riffs und spielte in verschiedenen Bands. Zu Auftritten kam es mit diesen Formationen aber noch nicht, es blieb beim gemeinsamen Proben im Keller.

Gegen Ende der 1970er-Jahre spielte Popp in mehreren Bandformationen, unter anderem auch in Kommerzshowbands die im Wiener Prater und bei Volksfesten auftraten. Mit solchen Engagements ließ sich durch Musik ganz gut Geld verdienen. Die Gruppe "Peter’s Band", in der Popp als Gitarrist mitspielte, veröffentlichte die Single "Unser Annamirl!", eine Lobeshymne auf die österreichische Schifahrerin Annemarie Moser-Pröll.

Zu seiner ersten richtig eigenen Band zählte Werner Popp "Radical Chic", eine New Wave-Formation die er Anfang 1980 gemeinsam mit Hans Holler und Thomas Mießgang gründete und mit der sie 1981 die Single "Wien ist in" veröffentlichten. Die Band, mit Anlehnung an "Ideal" oder die frühe Nina Hagen, bestritt einige Auftritte, beispielsweise im U4, im Hotel Wimberger und in Linz. Zur gleichen Zeit entstand ein weiteres Projekt von Popp mit Hans Holler am Synthesizer und Marian Schönwiese als Leadsängerin. Die Gruppe hieß "Sternthaler", die Single "Luna Loop". Diese wurde ebenfalls 1981 veröffentlicht. Außerdem war Popp noch in den Bands "Ausser Atem" und "Die Nerven" tätig.

Mitte der 1980er-Jahre kam Werner Popp erstmals mit Soulmusik in Berührung, die hierzulande noch keine große Aufmerksamkeit erfuhr und gründete 1985 die Retro-Soul-Band "Soulfinger" (Mitglieder waren Hans Holler: Keyboard, Karl Kowanz: Saxofon, Renate Kowanz: Schlagzeug, Helen Mantos [Eleni Mand] bzw. Lisa Meyn: Gesang, Wolfgang Poor: Bariton Saxofon, Chrono Popp: Gitarre und Arrangements, Marian Schönwiese: Gesang, Michael Wolfsegger: Bass). Ab dieser Formation nannte sich Werner Popp nunmehr Chrono Popp.

Auf der Suche nach einem Studio für Aufnahmen mit der Band "Soulfinger" entschlossen sich Hans Holler und Chrono Popp, ein eigenes Studio aufzubauen und die Aufnahmen selbst zu machen. Der Kauf einer 8-Spur Bandmaschine kam in etwa den Kosten einer Aufnahme in einem externen Studio gleich. Da außer den großen Studios in Wien noch kaum jemand dieses Equipment hatte, nahmen sie neben ihrer eigenen, auch andere Bands in ihrem Studio "Audiorama" auf, vor allem Künstler und Künstlerinnen aus dem Dunstkreis der "Blue Box", einem Szenelokal in Wien, das in den 1980er und 1990er-Jahren ein Treffpunkt der Wiener New-Wave- und Clubszene war. Ausgestattet mit Sequencer und Sampler hatten sie bereits Anfang der 1990er-Jahre angefangen elektronisch generierte Musik zu machen und zählen zu den digitalen Technikpionieren im Musikbereich in Wien. Auch die "Moreaus" (Peter Kruder, Sugar B., Rodney Hunter und DJ DSL), die Hip-Hop-Pioniere Wiens, nahmen Demos im Studio von Chrono Popp auf.

Im Zuge eines Auftritts bei dem Kunstfestival steirischer herbst mit "Marian singt", dem Nachfolgeprojekt von "Sternthaler", lernte Chrono Popp über Tex Rubinowitz 1990 Kurt Palm kennen. Daraus entstand eine langjährige Zusammenarbeit. In den Jahren 1991 bis 1999 zeichnete Chrono Popp für die Theatermusik der alternativen Theatergruppe rund um Kurt Palm, dem "Sparverein Die Unzertrennlichen", verantwortlich. Aus einem zunächst als reine Bühnenshow konzipierten Programm des Vereins entstand die legendäre Sendung "Phettbergs Nette Leit Show", die von 1995 bis 1996 im ORF ausgestrahlt wurde. Kurt Palm war der Regisseur, Hermes Phettberg der Moderator und Chrono Popp gestaltete gemeinsam mit den "Gebrüder Poulard" den musikalischen Rahmen der Sendung. Popp schrieb auch die Musik zu weiteren Theater- und Filmprojekten von Kurt Palm ("In Schwimmen-zwei-Vögel" (1997), "Einen Jux will er sich machen" (2001), "Der Wadenmesser oder Das wilde Leben des Wolfgang Mozart" (2004)).

Den größten kommerziellen Erfolg hatte Chrono Popp Anfang der 1990er-Jahre mit der Band "Hip Hop-Finger". Gemeinsam mit Leena Conquest als Sängerin, dem Free-Jazz-Saxofonisten Walter "Muhammad" Malli und Hans Holler schrieben sie 1993 den Track "Boundaries", ein anti-rassistisches Statement. Der Song wurde im Remix von Rodney Hunter zum internationalen Clubhit und zum quasi ersten R&B-Hit Österreichs.

Anfang der 2000er-Jahre vertonten Chrono Popp und Hans Holler für das Filmarchiv Austria einige Stummfilme und begleiteten bei Wiener Open-Air-Filmfestivals wie "Stumm & Laut" am Laaer Berg diese auch live, zum Teil mit vorproduziertem Material.

Weitere Musikprojekte von bzw. mit Chrono Popp waren um 1992 der retrofuturistische "Musikkreis MS 20", Anfang der 2000er-Jahre "Superbett" und Mitte der 2000er-Jahre "Ich bin ein Hintern" (mit Andreas Karner, Anna Stein und Marian Schönwiese). Zudem gewann Chrono Popp im Jahr 2000 den Wettbewerb um das Kunstprojekt für das neue Krankenhaus in Meran. Für seine Medieninstallation wurde auf dem Dach des Krankenhauses eine Panoramakamera installiert.

Seine letzte Band "Chrono Popp & die Sorry Babies" entstand um 2010 herum. Gemeinsam mit Andreas Karner, Thomas Mießgang, Hans Holler, Anna Stein und anderen spielte die Band eine Art "Austro Funk", eine Mischung aus Soul, Latin und Ska. 2012 veröffentlichten sie das Album "Sex the Nation".

Chrono Popp starb im Juli 2020 im Alter von 65 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit.

Von der Zeitung "Die Presse" bereits zu Lebzeiten als "Gitarrenhalbgott" bezeichnet, war Chrono Popp, wenn auch eher aus dem Hintergrund, mehr als vier Jahrzehnte lang ein bedeutender Teil der Wiener Musikszene. Im Jahr 2021 kam die Sammlung Chrono Popp an die Wienbibliothek im Rathaus. In ihr enthalten sind Plakate, persönliche Unterlagen, Materialien zu den diversen Musik- und Kunstprojekten, Flyer, Fotografien und eine Sammlung der Presseberichte.

Werke

LPs / CDs:

  • Chrono Popp: Musik für den Sparverein, 1990-1995 (Audiorama Tonatelier)
  • Hip Hop Finger: Sub Hop, 1992 (Audiorama Tonatelier)
  • Musikkreis MS 20: Analog 2020, 1998 (Plag dich nicht)
  • Musikkreis MS 20: SQ 10, 2001 (Plag dich nicht)
  • Chrono Popp‘s Superbett: Together forever in Alltag und Staat, 2002 (Audiorama HiFi)
  • Tini Trampler und die Dreckige Combo: Der Vogel, 2008 (Extraplatte)
  • Chrono Popp & The Sorry Babies: Sex the Nation, 2012 (Monkey)


Singles / EPs:

  • Kratochwil & Peter's Band: Unser Annamirl!, unbekannt (Koch Records)
  • Radical Chic: Wien ist in / Chichsalsmelodie, 1981 (WEA)
  • Sternthaler: Luna Loop / Kleines Walzer, 1981 (Lemon Records)
  • Ausser Atem: Belutschistan / Alte Liebe, 1983 (Ton um Ton Records)
  • Hip Hop Finger: Hip Hop Finger, 1990 (Audiorama Tonatelier)
  • Hip Hop Finger: Boundaries, 1993 (Aura)
  • Hip Hop Finger feat. Lynne Kieran: Living on the Edge, 1994 (Audiorama Tonatelier)

Quellen


Chrono Popp im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks