Christoph Ransmayr

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Daten zur Person
Personenname Ransmayr, Christoph
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 36223
GND 118956299
Wikidata Q113022
Geburtsdatum 20. März 1954
Geburtsort Wels
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur (Verleihung: 2004)
  • Marieluise-Fleißer-Preis (Verleihung: 2017)
  • Ludwig-Börne-Preis (Verleihung: 2020)
  • Nicolas-Born-Preis (Verleihung: 2018)
  • Bayerischer Buchpreis (Verleihung: 2018)
  • Kleist-Preis (Verleihung: 2018)
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Übernahme: 2018)
  • Ernst-Toller-Preis (Verleihung: 2. Juni 2013)
  • Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien (Verleihung: 17. Oktober 2006, Übernahme: 30. Jänner 2009)
  • Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln (Verleihung: 2007)
  • Anton-Wildgans-Preis (Verleihung: 1988)
  • Bertolt-Brecht-Literaturpreis der Stadt Augsburg (Verleihung: 2004)
  • Nestroy-Theaterpreis (Verleihung: 2001)
  • Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (Verleihung: 1998)
  • Kulturpreis des Landes Oberösterreich für Bildende Kunst (Verleihung: 1997)
  • Solothurner Literaturpreis (Verleihung: 1997)
  • Prix Aristeion (Verleihung: 1996)
  • Franz-Nabl-Preis (Verleihung: 1995)
  • Franz-Kafka-Preis (Verleihung: 1995)
  • Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (Verleihung: 1992)


Christoph Ransmayr, *20. März 1954 Wels, Schriftsteller.

Biografie

Christoph Ransmayr verbrachte seine Kindheit und Jugend in Roitham bei Gmunden. Er maturierte am Stiftsgymnasium der Benediktiner in Lambach und studierte von 1972 bis 1978 an der Universität Wien Philosophie und Ethnologie ohne formalen Abschluss. Danach war er als Kulturredakteur bei der Wiener Zeitschrift "Extrablatt" tätig und schrieb Reportagen und Essays für Zeitschriften wie "TransAtlantik", "Merian" und "Geo". Seit 1982 ist Ransmayr freiberuflicher Schriftsteller. Er lebt heute, nach Jahren in Irland, wieder in Wien.

Die Publikationsliste Ransmayrs, der als äußerst konzentriert und langsam schreibender Autor bekannt ist, umfasst ein halbes Dutzend Romane, mehrere Bände mit Erzählungen und Reportagen sowie anderer Kurzprosatexte, die unter der Bezeichnung "Spielformen des Erzählens" zusammengefasst werden; außerdem veröffentlichte Ransmayr Reden und Vorträge sowie ein Theaterstück. Sein sprachlich und gedanklich subtiles Prosawerk umkreist die grundlegenden Fragen des Erzählens wie Zeit, Raum, Anfang und Ende sowie die narrative Trias ErzählerIn – Erzähltes – RezipientIn. Erkunden der Fremde, Verschwinden, Suchen und Erinnern sowie das Erzählen als lebensnotwendige Kraft kehren als Motive immer wieder. Ransmayrs Werke wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt und zahlreich ausgezeichnet, u. a. mit dem "Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur" (2004) und dem "Preis der Stadt Wien für Literatur" (2018).

Ransmayrs erste selbstständige Buchpublikation, die mit Fotos von Willy Puchner begleitete Erzählung "Strahlender Untergang" (1982), thematisiert mittels eines wissenschaftlichen Entwässerungsprojekts in der Wüste das Ende der Menschheit. Es folgten zwei Romantexte, mit denen sich Ransmayr einen festen Platz in der internationalen zeitgenössischen Literatur erschrieb: "Die Schrecken des Eises und der Finsternis" (1984) und "Die letzte Welt" (1988). Beide Romane arbeiten mit historischen Vorlagen – hier die österreichisch-ungarische Nordpolexpedition von 1872 bis 1874, da die Verbannung des römischen Dichters Ovid an den Rand der Zivilisation – und inszenieren eine letztlich scheiternde Spurensuche der nachreisenden Protagonisten.

Der Roman "Morbus Kitahara" (1995), mit dem Ransmayrs Zusammenarbeit mit dem S. Fischer-Verlag begann, ist Parabel und Experiment zugleich: Eine Gesellschaft wird nach einem verlorenen Krieg nicht wiederaufgebaut, sondern von den Siegermächten entindustrialisiert, wie es historisch der sogenannte Morgenthau-Plan aus dem Jahr 1944 für das besiegte Deutsche Reich vorgesehen hatte. Der nächste Roman "Der fliegende Berg" (2006) zeigt zwei Brüder, die zusammenkommen, um in Zentralasien den titelgebenden Berg zu besteigen. Ransmayr, selbst ein geübter Alpinist, wählte dafür eine formale Besonderheit: Die Textzeilen der Buchausgabe reichen nicht bis an den Seitenrand, sondern werden, wie im Schriftbild von Gedichten, vorher gebrochen, wodurch ein – zum Thema Gebirge und Kletterei passender – zerklüfteter rechter Seitenrand entsteht.

Dem zivilisatorischen und erzählerischen Grundproblem von Zeit und deren Gestaltung beziehungsweise Wahrnehmung widmet sich der Roman "Cox oder Der Lauf der Zeit" (2016), dessen Titelheld, ein aus Europa stammender Uhrmachermeister im 18. Jahrhundert, dem chinesischen Kaiser mit seiner Kunst zu Diensten sein soll. In dem 2021 erschienenen Roman "Der Fallmeister. Eine kurze Geschichte des Tötens", eine weitere Geschichte der Recherche und Spurensuche, konfrontiert Ransmayr den Protagonisten mit der schrecklichen Vergangenheit von dessen Vater.

Neben den Romanen überzeugten besonders die Bücher "Der Weg nach Surabaya" (1997) und "Atlas eines ängstlichen Mannes" (2012) sowohl Publikum als auch Kritik. Es sind kunstvoll angeordnete Sammlungen von Reisereportagen beziehungsweise -erzählungen, die Ransmayrs Welterkundungen dokumentieren und Erfahrung und Fiktion reizvoll verschränken.

Im Jahr 1997 eröffnete Ransmayr mit seiner Rede "Die dritte Luft, oder Eine Bühne am Meer" die Salzburger Festspiele. Sein Theaterstück "Odysseus, Verbrecher – Schauspiel einer Heimkehr" wurde im Rahmen der RUHR2010 uraufgeführt. Im Jahr 2012 hatte er gemeinsam mit Raoul Schrott die Tübinger Poetik-Dozentur inne.

Werke (Auswahl)

  • Strahlender Untergang. Text von Christoph Ransmayr mit 28 Reproduktionen nach Photographien von Willy Puchner. Wien: Brandstätter 1982
  • Christoph Ransmayr: Die Schrecken des Eises und der Finsternis. Roman. Mit Farbphotographien von Rudi Palla. Wien: Brandstätter 1984
  • Christoph Ransmayr: Die letzte Welt. Roman. Mit einem Ovidischen Repertoire. Nördlingen: Greno (= Die andere Bibliothek, 44)
  • Christoph Ransmayr: Morbus Kitahara. Roman. Frankfurt am Main: S. Fischer 1995
  • Christoph Ransmayr: Der Weg nach Surabaya. Reportagen und kleine Prosa. Frankfurt am Main: S. Fischer 1997
  • Christoph Ransmayr: Die dritte Luft oder Eine Bühne am Meer. [Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 1997]. Frankfurt am Main: S. Fischer 1997
  • Christoph Ransmayr: Die Unsichtbare. Tirade an drei Stränden. Frankfurt am Main: S. Fischer 2001
  • Christoph Ransmayr: Der Ungeborene oder Die Himmelsareale des Anselm Kiefer. Frankfurt am Main: S. Fischer 2002
  • Christoph Ransmayr: Die Verbeugung des Riesen. Vom Erzählen. Frankfurt am Main: S. Fischer 2003
  • Christoph Ransmayr: Geständnisse eines Touristen. Ein Verhör. Frankfurt am Main: S. Fischer 2004
  • Christoph Ransmayr: Der fliegende Berg. Roman. Frankfurt am Main: S. Fischer 2006
  • Christoph Ransmayr: Odysseus, Verbrecher. Schauspiel einer Heimkehr. Frankfurt am Main: S. Fischer 2010
  • Christoph Ransmayr: Atlas eines ängstlichen Mannes. Frankfurt am Main: S. Fischer 2012
  • Christoph Ransmayr: Gerede. Elf Ansprachen. Frankfurt am Main: S. Fischer 2014
  • Christoph Ransmayr: Cox oder Der Lauf der Zeit. Roman. Frankfurt am Main: S. Fischer 2016
  • Christoph Ransmayr: Arznei gegen die Sterblichkeit. Drei Geschichten zum Dank. Frankfurt am Main: S. Fischer 2019
  • Christoph Ransmayr: Der Fallmeister. Eine kurze Geschichte des Tötens. Roman. Frankfurt am Main: S. Fischer 2021

Literatur

  • Doren Wohlleben [Hg.]: Christoph Ransmayr. Text+Kritik, Heft 220 (Oktober 2018)
  • Insa Wilke [Hg.]: Bericht am Feuer. Gespräche, E-Mails und Telefonate zum Werk von Christoph Ransmayr. Frankfurt am Main: S. Fischer 2014
  • Uwe Wittstock [Hg.]: Die Erfindung der Welt. Zum Werk von Christoph Ransmayr. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 1997
  • Eske Bockelmann (aktualisiert von Doren Wohlleben): Christoph Ransmayr: In: Heinz Ludwig Arnold [Hg.]: Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. München: Edition Text und Kritik 1978 ff.

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