Bastei-Verlag

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verlag
Datum von 17. November 1936
Datum bis 4. Oktober 1940
Benannt nach
Prominente Personen Robert Freund
PageID 70845
GND
WikidataID
Objektbezug Verlagsgeschichte
Quelle Murray G. Hall: Österr. Verlagsgeschichte
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  • 1., Wallnerstraße 4

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48° 12' 34.58" N, 16° 22' 1.12" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Bastei-Verlag. Der Bastei-Verlag war die letzte belletristische Verlagsneugründung vor dem "Anschluss". Laut Gesellschaftsvertrag vom 22. Oktober 1936 wurde das Unternehmen zum Betrieb des Buchhandels sowie von Verlagsgeschäften, insbesondere solcher auf dem Gebiet des Buch- und Kunsthandels, eingerichtet. Die Eintragung der "Bastei-Verlag Ges.m.b.H." in das Wiener Handelsregister erfolgte am 17. November 1936. Seinen Sitz hatte der Bastei-Verlag in Wien, als zweite Niederlassung wurde Leipzig angeführt.

Das von Paul Maric-Mariendol und Rudolf Lichy aufgebrachte Stammkapital in Höhe von 20.000 Schillingen sorgte für die Finanzierung des Unternehmens. Zum Geschäftsführer bestellte man anlässlich der Generalversammlung am 22. Oktober 1936 in Wien den Verlagsbuchhändler Robert Freund. Der in Böhmen geborene, jüdische Kunstverleger war seit 1926 Teilinhaber des in München ansässigen R. Piper & Co. Verlags gewesen. Auf zunehmenden Druck von Reichsschrifttumskammer und Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums ab Ende 1935 musste er das Unternehmen aber verlassen und ging nach Wien.

Die Konzession zur Führung des Wiener Bastei-Verlags wurde erst im Jänner 1937 erteilt. Im März oder April des Jahres nahm das Unternehmen dann tatsächlich seine Tätigkeit auf. Robert Freunds Verbleib beim Verlag war allerdings nur von kurzer Dauer. Bei der Generalversammlung vom 30. Juli 1937 enthob man ihn auf eigenes Ersuchen seiner Stelle als Geschäftsführer. Am 6. August wurde er aus dem Handelsregister gestrichen und Rudolf Lichy an seiner Stelle eingetragen.

Ein Grund für Freunds frühes Ausscheiden lag vermutlich in der aussichtlosen Situation, als aus Deutschland emigrierter Verleger in Österreich einen auf den deutschen Markt angewiesenen Verlag aufzubauen. Bereits 1936 hatten die deutschen Behörden begonnen, Einfuhren aus anderen Ländern zu kontingentieren. Und als sich der Bastei-Verlag Anfang 1937 beim Leipziger Kommissionär Carl Fr. Fleischer bezüglich des Einfuhrkontingents erkundigte, kam ein abschlägiger Bescheid: Derzeit sei es unmöglich, Devisengenehmigungen für die Einfuhr von Werken des Bastei-Verlags zu erhalten.

Dieser Ausschluss aus dem deutschen Buchmarkt konnte auch durch Freunds Interventionen bei Behörden in Wien und Berlin nicht revidiert werden. Die Aussicht, wie geplant im Frühjahr die Herbstproduktion in Auftrag geben zu können, rückte damit in weite Ferne. Erst Mitte Juli, also kurz vor Robert Freunds Ausscheiden aus dem Unternehmen, gelang es Carl Fr. Fleischer schließlich, einen kleinen Betrag von 600 Reichsmark für das Jahr 1937 freizumachen. Angesichts des ursprünglich geforderten Einfuhrkontingents von 100.000 Reichsmark war dieser Betrag allerdings bedeutungslos.

Der "Anschluss" besiegelte das Schicksal des kurzlebigen Bastei-Verlags dann endgültig. Bei der Generalversammlung am 25. Mai 1938 beschloss man, die Gesellschaft aufzulösen und zu liquidieren. Egon Walter wurde zum Liquidator und Gottfried Linsmayer zum Abwickler bestellt. Trotz der geringen Zahl an Verlagswerken zog sich die Liquidation über mehr als zwei Jahre hin. Erst am 4. Oktober 1940 erfolgte die Löschung der Firma aus dem Handelsregister.

Nach seinem Ausscheiden emigrierte Robert Freund in die Schweiz. Dort verkaufte er wahrscheinlich die Rechte und die bereits gedruckten Bücher des Bastei-Verlags an den Rascher Verlag in Zürich, bevor er weiter nach Paris und schließlich nach New York ging. Ein Verlagsarchiv gibt es nicht, die Restbestände wurden bei einer Übersiedelung eingestampft.

Produktion

Ursprünglich war Robert Freund angetreten, um mit dem Bastei-Verlag ein Unternehmen aufzubauen, das das Beste aus der österreichischen Kultur zeigen und zugleich die Verbindung mit dem westlichen Abendland aufrechterhalten sollte. Geplant waren Veröffentlichungen von André Maurois, W. Somerset Maugham, Robert Briffault, Ann Bridges, T. W. MacCallum, Egon Friedell und jungen österreichischen Dichtern.

Das ehrgeizige Programm wurde allerdings nur zu einem kleinen Teil verwirklicht. Neben den Romanen "Theater" von W. Somerset Maugham, "Frühling in Dalmatien!" von Ann Bridges Roman und "Europa" von Robert Briffault (alle 1937) erschien lediglich eine Reihe von englischen und französischen Sprachlehrbüchern von T. W. MacCallum. Zur Veröffentlichung von Werken von Friedell oder Maurois kam es nicht.


Literatur