Österreichische Länderbank

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Länderbankgebäude Am Hof, Aufnahme 1937
Daten zur Organisation
Art der Organisation Firma
Datum von 1880
Datum bis 1991
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 27585
GND
WikidataID
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 15.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Laenderbank 1937.jpg
Bildunterschrift Länderbankgebäude Am Hof, Aufnahme 1937
  • 1., Am Hof 2

Frühere Adressierung
  • K. k. privilegierten Österreichischen Länderbank (1880, bis: 1921)
  • Zentral-Europäische Länderbank (1921, bis: 1948)
  • Österreichische Länderbank AG (1948, bis: 1991)

Die Karte wird geladen …

48° 12' 47.01" N, 16° 21' 59.57" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Gebäude

Zwischen 1880 und 1884 befand sich der Sitz der Länderbank in Mieträumen 1., Löwelstraße 18. Dann zog sie in ein eigenes Haus 1., Hohenstaufengasse 3, dessen Pläne von Otto Wagner stammen und das von den Baumeistern Ferdinand Dehm und Josef Olbricht errichtet wurde. Nach der Fusion mit der Mercurbank zog die Bank in den ehemaligen Sitz der Niederösterreichischen Eskomptegesellschaft 1., Am Hof 2, der anstelle des Hofkriegsratsgebäudes 1912-1914 nach Plänen von Ernst von Gotthilf und Alexander Neumann durch die Union Baugesellschaft errichtet wurde. Nach der Fusion mit der Zentralsparkasse und Kommerzialbank zur Bank Austria AG zog die neue Bank bis 2010 in das Gebäude ein. Nach einem Brand während der Renovierungsarbeiten im Jahr 2011 zog 2014 das Vienna Hyatt Hotel in das Gebäude.

Kassensaal der Länderbank, Hohenstaufengasse

Institut

Die Gründungsphase und die Jahre bis zum Ersten Weltkrieg

1880 erhielt das Pariser Geldinstitut "Union Generale" die Konzession zur "Errichtung eines großen Finanzinstituts in Wien unter unabhängiger Leitung"; am 11. November 1880 fand die Gründungsversammlung der "K. k. privilegierten Österreichischen Länderbank" statt (Aktienkapital 40 Millionen Goldgulden), an die Spitze der Bank trat Ludwig Graf Wodzicki. Die Union Generale stand unter der Führung von Eugène Bontoux, der im Rahmen seiner Geschäfte in Konkurrenz mit der Familie Rothschild und ihrer Creditanstalt trat, aber 1882 den Konkurs anmelden musste. Nach der dadurch erfolgten Lösung vom Pariser Stammhaus wurde die Österreichische Länderbank ein rein österreichisches Institut, das sich an mehreren Großprojekten, v.a. der Gründung der „Österreichischen Alpinen Montangesellschaft“ und der Finanzierung der jungen Balkanstaaten beteiligte.[1] In der Folge wurden Auslandsfilialen (1890 Paris, 1904 London) und Zweigniederlassungen (die 1. 1894 Prag, bis 1904 weitere acht) gründete. 1882-1884 ließ sie sich von Otto Wagner ein Bankgebäude errichten (1., Hohenstaufengasse 3). 1898 wurden die ersten Industriebeteiligungen erworben (darunter Waagner-Biró, 1927 Porr AG). 1904 besaß die Österreichische Länderbank in Wien 15 Zweigstellen. Die Länderbank war als einzige Bank bereit, das umfangreiche Kommunalisierungsprogramm von Bürgermeister Karl Lueger zu finanzieren, womit sie 1908 auch zum Bankier der Gemeinde wurde und die Gemeindegelder bis in die späten 20er Jahre verwaltete. Der Wiener Finanzstadtrat in der 1.Republik Hugo Breitner war bis 1919 Direktor der Bank.[2]

Entree, Hohenstaufengasse

Die Länderbank in der 1. Republik und nach dem „Anschluss“

Wie alle österreichischen Bank geriet auch die Länderbank nach dem Ersten Weltkrieg in große wirtschaftliche Schwierigkeiten, so dass 1921 der Hauptsitz der Bank nach Paris verlegt werden musste. Sie wurde in "Zentral-Europäische Länderbank" beziehungsweise "Banque des Pays de l'Europe Centrale" umbenannt, wurde aber trotzdem noch als österreichische Bank gesehen. In dieser internationalen Konstruktion überstand sie die wirtschaftlich schwierigen Jahre zwischen 1929 und 1932 ohne staatliche Hilfe. Am 19. August 1938 wurde das Gebäude 1., Am Hof 2 angekauft (ehemaliger Sitz der Niederösterreichischen Eskomptegesellschaft). Die Länderbank wurde unter der Führung der "Dresdner Bank" mit der 1870 gegründet Mercurbank und weiteren kleineren Geldinstituten fusioniert ("Länderbank Wien AG") und der französische Einfluss erlosch. Die Länderbank verfügte damals in Wien über 36 Zweigstellen. Nach 1939 wurde sie unter reichsdeutschen Einfluss zur Mitfinanzierung der Rüstung und des Krieges gezwungen, sodass gegen Kriegsende zwei Drittel der Aktiva aus Schuldverschreibungen des Deutschen Reiches bestanden. 1939 erfolgte auch erstmals eine Beteiligung an einem Handelsunternehmen (Gaskoks-Vertriebs GmbH).

Erfolge und Misserfolge in der 2. Republik

1946 wurde die Bank verstaatlicht, um dem Zugriff der russischen Besatzungsmacht als „deutsches Eigentum“ zu entgehen und sie vor dem Zusammenbruch zu retten. Sie wurde 1948 in "Österreichische Länderbank AG" umgewandelt und im Gegensatz zur ÖVP-nahen Creditanstalt dem Einfluss der SPÖ zugezählt. Sie wurde nach der Creditanstalt die zweitgrößte Bank Österreichs. 1956 entschloss sich die Republik zum Verkauf von 40% ihrer Anteile an österreichische Staatsbürger. Der Erwerb von Beteiligungen wurde zügig fortgesetzt, das Privatkundengeschäft wurde zugunsten des Industriegeschäfts stark zurückgedrängt.[3] Trotzdem besaß die Österreichische Länderbank 1961 über 30 Zweigstellen in Wien und 18 Filialen in den Bundesländern, 1967 wurde das Grundkapital unter Generaldirektor Franz Ockermüller auf 500 Millionen Schilling verdoppelt. 1972 erwarb die Österreichische Länderbank 50% des Aktienkapitals des Österreichischen Credit-Instituts (ÖCI), 1976 eröffnete sie eine Repräsentanz in London, 1977 eine in New York. Durch Forderungsausfälle unter Generaldirektor Wolfgang Erndl (Funder, Klimatechnik, Eumig) geriet die Österreichische Länderbank 1981 in eine Krise, die zu einem Wechsel im Management führte, wodurch der spätere Bundeskanzler Franz Vranitzky den Vorsitz im Vorstand übernahm und die Bank durch staatliche Zuschüsse sanieren konnte. 1983 erfolgte der Einstieg ins Investmentgeschäft, 1984 wurde unter Generaldirektor Gerhard Wagner ein Kapitalerhöhungsprogramm beschlossen auf 1,8 Milliarden Schilling beschlossen. 1985 ging die Österreichische Länderbank als erste österreichische Bank nach China, Bis 1988 verringerte sich der Aktienkapitalanteil der Republik auf 51% (Börseneinführung von Länderbank-Aktien im Ausland). Das Kunstforum Länderbank veranstaltete seine ersten Ausstellungen (neuer Sitz auf der Freyung 1989). Als sich 1990 abermals finanzielle Probleme ergaben, wurde unter Generaldirektor Gerhard Randa nach abermaligen Zuschüssen am 4. Oktober 1991 mit der Zentralsparkasse und Kommerzialbank Wien ein Vertrag betreffend die Fusionierung der beiden Institute unter der Führung der Zentralsparkasse zur späteren Bank Austria abgeschlossen.

Quellen

Literatur

  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 12, 18
  • Manfred Drennig: Die Österreichichische Länderbank, oder: Eine Geschichte von Erfolgen und Niederlagen. In: Erwin J. Frasl, René Alfons Haiden, Josef Taus (Hg.): Österreichs Kreditwirtschaft – Von der Reichsmark über den Schilling zum Euro. Wien-Graz: Neuer wissenschaftlicher Verlag 2007, S.21-28
  • Bernard Michel: Von der k.k privilegierten Österreichischen Länderbank zur Banque des Pays de l’Europe Centrale 1880-1938. In: Oliver Rathkolb, Theodor Venus, Ulrike Zimmerl (Hg.), Bank Austria Creditanstalt. 150 jahre österreichische Bankengeschichte im Zentrum Europas, Wien: Paul Zsolnay Verlag 2005, S.73-90
  • Alois Piperger (Hg.), Die Österreichische Länderbank im ersten Jahrzehnt ihres zweiten Jahrhunderts 1980-1990. Wien 1990
  • Alois Piberger: 100 Jahre Österreichische Länderbank. o.O. (1980).

Referenzen

  1. Manfred Drennig: Die Österreichische Länderbank, oder: Eine Geschichte von Erfolgen und Niederlagen, S. 21-22
  2. Alois Piberger: 100 Jahre Österreichische Länderbank, o.O. (1980), S.54-55
  3. Manfred Drennig: Die Österreichische Länderbank, oder: Eine Geschichte von Erfolgen und Niederlagen. In: Erwin J. Frasl, René Alfons Haiden, Josef Taus (Hg.): Österreichs Kreditwirtschaft – Von der Reichsmark über den Schilling zum Euro. Wien-Graz: Neuer wissenschaftlicher Verlag 2007, S. 21-23