Markt

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Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug Marktamt, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 9.10.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Pferdemarkt.jpg
Bildunterschrift Pferdemarkt in St. Marx (1954)

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Eine wesentliche Grundlage zur Entwicklung des Wiener Marktwesens war der Rechtsschutz, der den Händlern und Käufern durch Einzelprivilegien, später durch Marktrechte, gewährt wurde. Unter Leopold V. erhielten Regensburger Kaufleute 1192 ein Privileg für den Wiener Markt, unter Leopold VI. 1208 Tuchfärber aus Flandern (Flandrenserprivileg, das auch das Recht an der Teilnahme am Wiener Markt enthält). Mit dem im Stadtrecht 1221 festgelegten Stapelrecht und dem (die Rechte allerdings reduzierenden) Niederlagsprivileg von 1281 erlangte die Stadt ein wichtiges Zwischenhandelsmonopol. Die Preisüberwachung oblag den Marktorganen des Rats. Die älteste erhaltene Marktordnung, die sich mit dem Verkauf von Lebensmitteln befasst, wird in die Zeit um 1250 datiert; sie enthält genaue Bestimmungen über die Preisfestsetzungen, den Münzverruf (renovatio monetae: periodisch wiederkehrende Emission neuer Münzen mit etwas geringerem Feingehalt sowie Einziehung älterer Münzen mit höherem Feingehalt) und über Strafen bei Maß- und Gewichtsvergehen sowie Preisüberschreitungen. Ein Marktaufseher (ab 1504 Marktrichter), Brotbeschauer, Metzenleiher, Zimentierer und andere sorgten für die Überwachung des Marktgeschehens und die Einhaltung der Vorschriften.

1279 wird urkundlich erstmals ein eigener landesfürstlicher Handelsrichter (Hansgraf) genannt. 1340 ordnete Albrecht II. den Betrieb der Märkte in einem Privileg. Auch einzelne Ratsbeschlüsse regelten den Verkauf der angebotenen Waren, betrafen aber auch sanitäre und preispolitische Maßnahmen. Durch eine behördliche Tierbeschau und einen Schlachtzwang sollte vermieden werden, dass kranke Tiere zum Verkauf angeboten werden. Das Marktwesen des Mittelalters war dezentralisiert; Märkte wurden auf verschiedenen Plätzen der Stadt abgehalten. Nach der Beschau der Ware bekamen die Bauern der Umgebung von den Marktorganen Plätze zugewiesen. Zweimal in der Woche (Dienstag und Freitag) fand ein Wochenmarkt statt. Bei Marktbeginn wurde auf jedem Platz eine Fahne gehisst. Zuerst hatten die Bürger, dann die geistlichen Bewohner und das Hofgesinde die Gelegenheit einzukaufen; nach Abnahme der Fahne war der Verkauf allgemein freigegeben.

Marktstände am Stephansplatz, 1839

Detailmärkte

Das älteste Zentrum des Kleinhandels befand sich am Hohen Markt (insbesondere befand sich hier 1282-1753 der Fischmarkt, auf dem neben Donaufischen auch Karpfen und Krebse gehandelt wurden). Man fand hier auch Händler mit venezianischen Glaswaren, Wachsgießer, im 14. Jahrhundert Landfleischhauer (vorher saßen sie am [alten] Fleischmarkt; die Stadtfleischhauer [Lammfleischhauer] boten ihre Ware am Lichtensteg beziehungsweise Lugeck an (1564 Verlegung in den Tiefen Graben), ab 1442 Bäcker; auch Geflügel- und Obsthändler hatten hier ihre Stände, weiters unter anderem Schuster, Tuchbereiter, Gewandkramer. Schon Ende des 13. Jahrhunderts waren unter den Lauben Tuchschneider anzutreffen.

Am Graben, dem zweiten bedeutenden städtischen Marktplatz, fand unter anderem ab dem 13. Jahrhundert der Kleinverkauf von Mehl statt (1371 Bezeichnung des Areals vor dem Freisinger Hof "Unter den Melblern"; später [zunächst zusätzlich, dann ausschließlich] am Neuen Markt [Mehlmarkt, Mehlgrube ]); Handel getrieben wurde auch mit Milch (nachweisbar ab 1300), Kraut (ab 1320), Brot (ab 1338 Brotläden, 1371 Brothaus, ab 1418 Brotbänke), Grünwaren (ab 1418; nach dem barocken Umbau bürgerten sich am Beginn des 18. Jahrhunderts, als sich der Platz wegen der vornehmeren architektonischen Gestaltung zum zentralen Gemüsemarkt entwickelte [der die Umwelt weniger belastete], die Bezeichnungen "Grünmarkt" beziehungsweise "Kräutermarkt" ein) und Fleisch (bereits in der ältesten Kammeramtsrechnung 1424 erwähnt; Pächter der Fleischbänke waren "Gäufleischhacker" aus den Orten der ländlichen Umgebung Wiens; 1507 Bezeichnung "Fleischgraben").

Der größere Mehl-, Getreide- und Buttermarkt befand sich auf dem (1234 erstmals erwähnt) Neuen Markt.

Weitere Lebensmittelmärkte befanden sich auch beim Petersfreithof (Milch, Eier, Käse, später auch Geflügel, Obst und Gemüse sowie Schnecken), auf dem Bauernmarkt (ab der Mitte des 15. Jahrhunderts Viktualienmarkt), auf der Brandstätte (Gewandhändler, Messerer, Bürstenbinder, Spiegler und andere Handwerker), am Kohlmarkt (Holzkohle) und am Salzgries (Salzhandel). 1744 oblag dem Stadtrat die Verwaltung von 1.269 Markthütten. 1753 übersiedelten im Zug einer größeren Ortsveränderung die Fischverkäufer vom Hohen Markt an den Donaukanal (nach verschiedenen Standorten ab 1875 am rechten Kanalufer zwischen Kaiserbad und Salztorbrücke, 1972 aufgelassen), die Hühnerverkäufer vom Neuen und die Schmalzhändler vom Hohen Markt auf die Seilerstätte, die Dürrkräutlerinnen vom ehemaligen Petersfreithof an die Mauer des Schottenfreithofs, der Grünmarkt auf den Salzgries und der Obstmarkt im 18. Jahrhundert auf die Freyung beziehungsweise 1780 auf die Wiedner Hauptstraße vor das Freihaus (Naschmarkt); ein anderer Obstmarkt befand sich beim Schanzel am Donaukanal. Der Tandelmarkt, der im 16. Jahrhundert auf der Brandstätte und vor dem Roten Turm abgehalten wurde, übersiedelte vor das Kärntnertor, wechselte seinen Standort in der Folge allerdings noch einige Male; 1670-1729 befand er sich in der Leopoldstadt (Tandelmarktgasse), 1864 erhielt er eine eigene Markthalle an der Roßauer Lände (die 1945 durch Bomben zerstört wurde).

Viehmärkte

Der Ochsenmarkt (insbesondere Ochsen aus Ungarn, die in St. Marx ankamen) befand sich am Ochsengries (1797 Verlegung nach St. Marx, wo 1880 der Zentralviehmarkt eingerichtet wurde) und der Schweinemarkt auf dem Lobkowitzplatz; der Roßmarkt wechselte oftmals seinen Standort (Renngasse, Stock-im-Eisen-Platz, Lobkowitzplatz, vor dem Kärntnertor, schließlich vor dem Stubentor).

Markthallen

Infolge des Systems der Verzehrungssteuer konnte sich in Wien eine Zentralisation des Marktwesens nur schwer durchsetzen und das Markthallenwesen nicht richtig entwickeln. Mit dem Bau von Markthallen (siehe auch Detailmarkthalle) sollte das Konkurrenzdenken gefördert und eine Verbilligung der Preise herbeigeführt werden. Die 1865 eröffnete Zentralmarkthalle fand jedoch wenig Zuspruch und wurde 1868 in eine Großmarkthalle umgewandelt. Weitere Großmärkte entstanden mit dem 1884 in St. Marx fertiggestellten Zentralviehmarkt, dem Pferdemarkt im 5. Bezirk und dem Blumengroßmarkt im 1. Bezirk (Gartenbau am Parkring). 1887 gab es bereits 25 Märkte und sieben Markthallen. Detailmarkthallen entstanden 1871 in 1., Zedlitzgasse 6, 1877 in 6., Esterházygasse 24, 1880 1., Stadiongasse 11, Phorusplatz 5, 7., Burggasse 78-80 und 9., Nußdorfer Straße 22.

Lebensmittelmärkte

Lebensmittelmärkte bestanden außer den bereits genannten im 2. (Karmeliter-, Volkert- und Brigittamarkt), 3. (Augustinermarkt [seit 1988 Rochusmarkt], Kolonitz- und Radetzkyplatz), 4. (Karolinenplatz), 5. (Bacherplatz) und 10. Bezirk (Columbusplatz- und Viktor-Adler-Platz). Mit der Eingemeindung der Vororte vergrößerte sich die Zahl der Märkte beträchtlich. 1936 bestanden 36 Detailmärkte; die Zahl der Großmärkte hatte sich um zwei Nachmittagsgemüsegroßmärkte (2. und 5. Bezirk) vermehrt (1938/1939 durch Gemüseabgabestellen ersetzt).

Gelegenheitsmärkte

Der Aufsicht des (1839 begründeten) Marktamts unterstanden auch die Gelegenheitsmärkte: der Fastenmarkt (17, Kalvarienberggasse), der Peregrinimarkt (9), der Firmungsmarkt (1, um die Stephanskirche), der Christkindlmarkt und der Allerheiligenmarkt (11, Zentralfriedhof). Im 20. Jahrhundert entstanden Allerheiligen-, Advent-, Weihnachts- und Neujahrsmärkte, Plätze für Christbaumverkäufe sowie der Flohmarkt und (seit 1988) der Markt am Donaukanal. Zu den letzten größeren Änderungen gehört die Absiedlung des Fleischgroßmarkts aus dem Großmarktareal im 3. Bezirk nach St. Marx (1972), die Absiedlung des Obst- und Gemüsegroßmarkts vom Naschmarkt in das neuerrichtete Zentrum in Inzersdorf (23) und der seit 1969 hier bestehende Blumengroßmarkt (10, Draschestraße 13-17).

Märkte

(Stand 2019)

Ständige Märkte:

  1. Karmelitermarkt: 2, Im Werd
  2. Volkertmarkt: 2, Volkertplatz
  3. Vorgartenmarkt: 2, zwischen Wohlmutstraße und Ennsgasse
  4. Rochusmarkt: 3, Landstraßer Hauptstraße
  5. Naschmarkt: 6, zwischen Kettenbrückengasse und Getreidemarkt beziehungsweise Linker und Rechter Wienzeile
  6. Viktor-Adler-Markt: 10, Viktor-Adler-Platz
  7. Meidlinger Markt: 12, zwischen Niederhofstraße, Ignaz-, Resch- und Rosaliagasse
  8. Meiselmarkt (alter): 15, zwischen Wurmsergasse, Meiselstraße und Selzergasse
  9. Schwendermarkt: 15, Schwendergasse, Mariahilfer Straße
  10. Brunnenmarkt: 16, Brunnengasse bis Yppenplatz
  11. Kutschkermarkt: 18, Kutschkergasse
  12. Gersthofer Markt: 18, Gersthofer Straße, Gentzgasse
  13. Johann-Nepomuk-Vogl-Markt: 18, Johann-Nepomuk-Vogl-Platz
  14. Nußdorfer Markt: 19, Heiligenstädter Straße, Sickenberg- und Bachofengasse
  15. Sonnbergmarkt: 19, Sonnbergplatz
  16. Hannovermarkt: 20, zwischen Hannover-, Othmar- und Gerhardusgasse
  17. Floridsdorfer Markt: 21, vor dem Schlingerhof.


Temporäre Märkte:

  1. Markt Altgasse: 13, Altgasse
  2. Bio-Markt Freyung: 1, Freyung
  3. Markt Freyung: 1, Freyung
  4. Markt Vorplatz der Kirche Mariahilf: 6, zwischen Mariahilfer Straße 55 und 57-59
  5. Markt Wacquantgasse: 22, Siegesplatz

Märkte in Wien

Siehe auch

Vergleiche auch Stichwörter einiger Märkte unter ihren gebräuchlichen Namen, außerdem unter anderem: Flohmarkt, Handel, Jahrmarkt, Kühlhaus, Lagerhaus, Marktamt, Markthalle, Markthallen, Schlachthäuser.

Bilder

Literatur

  • Alexander Hengl: Festschrift 175 Jahre Marktamt. 2014
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 595 ff., 606 f.