Anton Dreher der Jüngere

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Anton Dreher der Jüngere
Daten zur Person
Personenname Dreher, Anton der Jüngere
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 9272
GND 13569826X
Wikidata Q588986
Geburtsdatum 21. März 1849
Geburtsort Schwechat, Niederösterreich
Sterbedatum 7. August 1921
Sterbeort Altkettenhof bei Schwechat
Beruf Bierbrauer, Industrieller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Bier, Brauhäuser, Brauherren, Simmering
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 20.03.2024 durch WIEN1.lanm08trj
Begräbnisdatum
Friedhof Schwechater Friedhof
Grabstelle
Bildname Antondreherderjüngere.jpg
Bildunterschrift Anton Dreher der Jüngere

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Anton Dreher der Jüngere, * 21. März 1849 Schwechat, Niederösterreich, † 7. August 1921 Altkettenhof bei Schwechat (Schwechater Friedhof), Bierbrauer, Gattin (12. August 1870 Simmering) Katharina Meichl (* 14. November 1850 Simmering, † 17. Februar 1937 Altkettenhof), Tochter des damaligen Besitzers der Brauerei Simmering Theodor Karl Meichl und dessen Gattin Theresia Stotz, Sohn des Bierbrauers Anton Dreher des Älteren und dessen zweiter Gattin Anna Maria Herrfeldt.

Die Jahre bis zur Volljährigkeit

Dreher besuchte das Akademische Gymnasium in Wien und die Technische Hochschule Zürich, wo er sich auf die Übernahme des Unternehmens seines Vaters, Anton Dreher dem Älteren vorbereitete. Nach dessen überraschendem Tod (27. Dezember 1863) führten bis zu seiner Volljährigkeit die testamentarisch bestellten Direktoren Franz Aich (sein Onkel) und August Deigelmayer die Brauerei, waren jedoch auf Wunsch des Verstorbenen unter die Oberaufsicht des (auf dem Totenbett eingesetzten) Testamentsexekutors Dr. Cajetan Felder (des späteren Bürgermeisters) gestellt. Die Direktoren bewahrten der Brauerei nicht nur ihren guten Ruf, sondern konnten sie sogar noch durch die Erwerbung des Mayerischen Dominikalbrauhauses, das Figdor Brauhaus und (1869) der Brauerei Triest (die stillgelegt gewesen war) erweitern; die Brauerei in Triest entwickelte sich so gut, dass sich die Marke "Birra Dreher" in Italien bestens entfaltete und bis heute auf dem Markt ist. Mit dem Tag seiner Großjährigkeit (21. März 1870) übernahm Dreher die Leitung des Unternehmens, das er einer Blütezeit entgegenführte.

Brauherr

Als Brauherr verließ sich Anton Dreher weitgehend auf seine führenden Mitarbeiter August Deigelmayer, die Familie Aich, die vor allem in den Zweigbrauereien Michelob, Steinbruch und Triest tätig war, und den Generaldirektor der Brauerei Alfons Erhard. Er selbst beschränkte sich auf seine Präsidentenfunktion. Er führte bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts die größte Brauerei des europäischen Festlandes und war der erste Brauer, der ein Kühlaggregat von Carl von Linde einsetzte. 1905 brachte er nach dem Betriebseintritt seiner drei Söhne Anton Eugen (* 9. April 1871, † 14. August 1925), Eugen Anton (* 15. Juli 1872 † 19. Jänner 1949) und Theodor Anton (* 27. August 1874 † 24. April 1914) seine Brauerei in die „Anton Drehers Brauerei AG“ ein, bei der nur Familienmitglieder Aktionäre waren. Diese AG fusionierte er 1913 mit den Brauereien in St. Marx und Simmering zur „Vereinigten Brauereien Schwechat, St. Marx, Simmering – Dreher, Mautner Markhof, Meichl A.-G.“, bei der er die Aktienmehrheit hielt. Sein Augenmerk war eine stetige Ausdehnung des Absatzgebietes, das sich nicht nur auf weite Teile der Monarchie, sondern auch auf Westeuropa, Asien und Australien erstreckte.

Porträt Anton Drehers des Jüngeren

Sonstige Beschäftigungen

Dreher war nicht nur Brauherr, ein Wiener Original und einer der bekanntesten Wiener in den letzten Jahren der Monarchie, sondern auch ein Großgrundbesitzer, Pferdesportler, Tierzüchter, Jäger und Mäzen. Er kaufte Liegenschaften im Ausmaß von 55.000 ha in Österreich, Böhmen, Mähren und Ungarn, wo er 15 Schlösser besaß und die nur mehr zu einem kleinen Teil im Besitz seiner weiblichen Nachkommenschaft im oberösterreichischen Weyer und im Umland von Schwechat blieben. In Schwechat ließ er den Aichhof errichten und 1875/1884 circa drei Kilometer östlich davon als Dependence den Katharinenhof, in denen sich von 1944 bis 1945 Zwangsarbeiterlager befanden. In Wien besaß er unter anderem das Palais Dreher in der Operngasse Ecke Opernring, den Dreherpark nächst Schloss Schönbrunn und den Dreherhof in der Landstraße.

Anton Dreher der Jüngere war ab 1884 Abgeordneter zum Niederösterreichischen Landtag sowie ab 1902 Mitglied des Herrenhauses des Reichsrats und Präsident des Centralverbandes der Industriellen Österreichs (CVIÖ). Die mögliche Erhebung in den Adelsstand lehnte er jedoch kategorisch ab.

Sein vorrangiges Hobby war der Pferdesport. Er besaß einen ausgezeichneten Rennstall, gewann zahlreiche Rennen, davon zwei Mal das Derby in der Krieau (1900 und 1915), und vor dem Ersten Weltkrieg jahrelang die höchsten Rennpreise. Er bewährte sich nicht nur in der Nutz- und Rennpferdezucht, sondern auch bei der Zucht von Rindern, Schweinen und vielen anderen Tieren, wo er zahlreiche Auszeichnungen erwarb. Schließlich war er ein begeisterter Jäger, der Kaiser Franz Joseph I. und seine Gattin Kaiserin Elisabeth einige Male zu Parforce-Jagden einlud. Sein Mäzenatentum war in Anbetracht seines Vermögens zwar eher gering, betrug aber allein zwischen 1890 und 1900 rund 900.000 Gulden, was ungefähr einem durchschnittlichen Jahreseinkommen seiner 50jährigen Berufstätigkeit entsprach. Als Mäzen stiftete Dreher den Baugrund zur Errichtung des Blindeninstituts 2, Wittelsbachstraße 5).

Nachkommen

Nach seinem Tod 1921 wurde sein ältester Sohn Anton III. Präsident des Aufsichtsrates der Vereinigten Brauereien, starb aber bereits 1925. Er war ein begeisterter Autorennfahrer (Gründer der Semmering-Bergrennen) und Mitglied des österreichischen Jachtgeschwaders in der Adria. Da sein ebenfalls an diesen Sportarten interessierter Bruder Theodor bereits 1914 bei einem Autounfall und dessen Sohn Oscar 1926 gestorben waren, gab es mit Eugen/Jenö nur mehr einen männlichen Dreher. Er war seit 1916 ungarischer Staatsbürger und führte nach Einheirat in die Budapester Unternehmensfamilie Haggenmacher einen der größten ungarischen Lebensmittelkonzerne. Da er dadurch kein Interesse am österreichischen Konzern besaß, verkaufte er die Aktienmehrheit an den Vereinigten Brauereien an das Bankenkonsortium, an dem es seit 1913 beteiligt war.

Der gleichnamige Sohn Antons III. fiel 1917 im Ersten Weltkrieg, seine Tochter Katharina „Kitty“ (*12. September 1896 † 18. August 1978) heiratete Alfons Wünschek und gründete damit eine Familie, deren Nachkommen heute noch auf den Gütern nahe Schwechat leben. Kitty war bis 1945 Verwaltungsrats-Präsidentin der 1916 erworbenen Brauerei in Saaz und verwaltete einige Güter im tschechoslowakischen Staat, bis sie 1945 enteignet wurde und nach Österreich zurückkehrte.

Porträt der Dreher-Familie um 1910

siehe auch: Drehersaal (3)

Literatur

  • Der Bierbrauer Anton Dreher und sein Geschlecht. In: Monatsblatt der Heraldischen Gesellschaft "Adler". Band 8. Wien 1944, S. 71 ff. (Ahnentafel: 68 ff.), besonders 82 ff.
  • Felix Czeike [Hg.]: Cajetan Felder. Erinnerungen eines Wiener Bürgermeisters. 21984, S. 79 ff.
  • Entwicklung und gegenwärtiger Stand der Anton Dreher'schen Brauereien. Wien Steyrermühl 1890
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Fritz Knoll: Österreichische Naturforscher, Ärzte und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1957, S. 213 ff.
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Band 2. Wien: Gerlach & Wiedling 1906, S. 260
  • Neues Wiener Tagblatt vom 21.August 1921
  • Österreichische Morgenzeitung vom 26.4.1918
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Alfred Paleczny / Christian M. Springer / Andreas Urban: Die Geschichte der Brauerei Schwechat. Von den Bierbaronen Dreher und Mautner Markhof in die Gegenwart. Wien: Böhlau Verlag 2021, S. 57-115
  • Josef Promintzer: Dreihundert Jahre Brauhaus Schwechat. Vergangenheit und Gegenwart der größten Brauerei Österreichs, dargestellt zu ihrem dreihundertjährigen Jubiläum. Wien: Selbstverlag der Vereinigten Brauereien 1932
  • Christian M. Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien: Böhlau 2016