Heinrich Drasche

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Heinrich Drasche (1811-1880)
Daten zur Person
Personenname Drasche, Heinrich
Abweichende Namensform Drasche von Wartinberg, Heinrich; Drasche-Wartinberg, Heinrich von
Titel Edler
Geschlecht männlich
PageID 9128
GND 118680668
Wikidata Q1599504
Geburtsdatum 19. April 1811
Geburtsort Brünn, Mähren
Sterbedatum 24. Juli 1880
Sterbeort Reichenau, Niederösterreich
Beruf Industrieller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 1.12.2022 durch WIEN1.lanm07lin
Begräbnisdatum
Friedhof Inzersdorfer Friedhof
Grabstelle Gruppe 1, Reihe MW, Nummer G41
Bildname Heinrich Drasche.jpg
Bildunterschrift Heinrich Drasche (1811-1880)

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Heinrich Drasche (ab 21. März 1870 Edler von Wartinberg), * 19. April 1811 Brünn, Mähren (Brno, Tschechische Republik), † 24. Juli 1880 Reichenau, Niederösterreich (Inzersdorfer Friedhof, Familiengruft; die ursprünglich auf dem St. Marxer Friedhof bestatteten Familienmitglieder wurden exhumiert und hieher überführt, die dortige Gruftkapelle abgetragen), Industrieller, Gattin Josephine von Freudenthal (1827-1862), Sohn des Kaufmanns Josef Drasche (dessen Vorfahren aus den Niederlanden stammten) und dessen Gattin Anna Miesbach (Schwester des Alois Miesbach).

Biografie

Besuchte das Gymnasium in Brünn und ging dann auf Anraten seines Onkels Alois nach Wien, wo er die Ziegelwerke am Laaer Berg (Inzersdorf) übernahm und großzügig ausbaute; er gründete auch im Wiener Becken und in vielen Teilen der Monarchie neue Ziegelwerke. Die Umstellung von Holz- auf Kohlenfeuerung in den Ziegeleien (1829/1830) weckte sein Interesse am Kohlenbergbau; er errichtete die ersten kontinuierlichen Brennöfen, führte die Fabrikation feiner Tonwaren ein (Terrakotta) und erwarb ab 1837 insgesamt 15 Kohlenbergwerke in Österreich, Böhmen und Ungarn.

Auf der Pariser Weltausstellung (1867) errang er den ersten Preis und wurde mit dem Komturkreuz des Franz-Joseph-Ordens dekoriert; 1871 wurde er Ehrenbürger von Brünn. 1869 wurde der Betrieb in die "Wienerberger Ziegelfabriks- und Bau-Gesellschaft" umgewandelt. Die Stadterweiterung, für deren Ringstraßenbauten er die Ziegel lieferte, machte ihn vollends zum reichsten Mann Wiens; er ist einer der vermögendsten privaten Grundbesitzer und Bauherrn der Gründerzeit. Durch Theophil Hansen ließ er sich gegenüber der Hofoper den repräsentativen "Heinrichhof" erbauen, für dessen Freskenschmuck er Carl Rahl verpflichtete; außerdem besaß er in der Ringstraßenzone die Wohn- und Geschäftshäuser 1, Walfischgasse 6 (erbaut 1861 von Ludwig Förster), und 1, Akademiestraße 2B-2C (Walfischgasse 8; erbaut 1861/1862 von Ludwig Förster).

Drasche beschäftigte in seinen Betrieben rund 10.000 Arbeiter, für die er als einer der ersten Unternehmer in Österreich Arbeiterwohnhäuser errichten ließ; er spendete große Summen für humanitäre Stiftungen und errichtete im Zuge der von ihm geschaffenen Sozialeinrichtungen unter anderem einen Pensionsfonds für seine Beamten und "Arbeiter-Cassen" zur Krankenfürsorge. Dennoch galten die Arbeitsbedingungen in den Ziegelwerken Heinrich Drasches als sehr schlecht. Der junge Viktor Adler, der als Armenarzt auch Ziegelarbeiter behandelte, publizierte die Ausbeutung der Arbeiterinnen und Arbeiter in der Wiener Wochenzeitung "Gleichheit". Adler erreichte durch seine Sozialreportage die Abschaffung des sogenannten "Trucksystems" in den Fabriken Drasches, demzufolge ein Teil des Lohnes in Naturaliengutscheinen oder Fabrikgeld ausbezahlt wurden, die in ebenfalls von Drasche kontrollierten Unternehmen einzulösen waren. Die Familie Heinrich Drasches spielte im Wiener Gesellschaftsleben eine bedeutende Rolle; er besaß die böhmische Herrschaft Pardubitz und Güter in Niederösterreich und Ungarn. Draschegasse (12), Draschegasse (23), Draschepark (23). Draschestraße.

Literatur

  • Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974 - lfd.
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
  • Josef Mentschl / Gustav Otruba: Österreichische Industrielle und Bankiers. Wien: Bergland-Verlag 1965 (Österreich-Reihe, 279/281), S. 111 ff.
  • Gustav Otruba: Heinrich Drasche von Wien (1811-80). Ein österreischer Gewerke und Industrieller. In: Tradition. Nachrichtenblatt Alt-Österreichs 7 (1962), Heft 1, S. 23 ff.
  • Niederösterreichische Landesausstellung Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs. Schloß Grafenegg. Band 2: 1880 - 1916. Glanz und Elend. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1987 (Katalog des NÖ Landesmuseums / Neue Folge, 186), S. 193
  • Gustav Holzmann: Unternehmer aus Niederösterreich. Handwerker, Kaufleute und Industrielle aus 5 Jahrhunderten. Wien: Eigenverlag der Handelskammer Niederösterreich 1967, S. 87 ff.
  • Rudolf Granichstaedten-Czerva: Alt-Wiener Millionäre. In: Wiener Zeitung, 23.07.1954
  • Grete Merk: Zwei Pioniere der österreichischen Industrie. Alois Miesbach und Heinrich Drasche. Graz / Wien [u.a.]: Böhlau 1966 (Wiener Forschungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 1), besonders S. 51 ff.
  • Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 159
  • Karl Hilscher: Meidling. Wiens 12. Gemeindebezirk. Wien: Jugend & Volk 1923, S. 249 f.
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 164
  • Wiener Geschichtsblätter. Band 23. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1968, S. 285 f.
  • Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Band 3: Geschichte der Architektur in Wien. Wien [u.a.]: Selbstverlag des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 1973 (Geschichte der Stadt Wien / Neue Reihe, 7/3), S. 144, 185
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4. Wiesbaden: Steiner 1972, S. 453 f. und Register
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 7. Wiesbaden: Steiner 1976, S. 96, 118, 276
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 9/2. Wiesbaden: Steiner 1976, Register
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 10. Wiesbaden: Steiner 1981, S. 251
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 11. Wiesbaden: Steiner 1979, S. 62 f., 81 f. und Register
  • Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1972