Joseph Hyrtl

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Joseph Hyrtl
Daten zur Person
Personenname Hyrtl, Joseph
Abweichende Namensform Hyrtl, Josef
Titel Dr. med.
Geschlecht männlich
PageID 8771
GND 118708481
Wikidata Q78684
Geburtsdatum 7. Dezember 1810
Geburtsort Kismarton, Ungarn
Sterbedatum 17. Juli 1894
Sterbeort Perchtoldsdorf, Niederösterreich
Beruf Anatom, Arzt
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Perchtoldsdorfer Friedhof
Grabstelle
Bildname Josphhyrtl.jpg
Bildunterschrift Joseph Hyrtl

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Rektor der Universität Wien (1864, bis: 1864)

  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 17. März 1874)

Joseph Hyrtl, * 7. Dezember 1810 Kismarton, Ungarn (heute Eisenstadt, Burgenland), † 17. Juli 1894 Perchtoldsdorf, Niederösterreich, Anatom.

Biografie

Joseph Hyrtl war der Sohn von Jakob Hyrtl, Oboist in der Hofkapelle von Fürst Esterházy in Eisenstadt (* 29. September 1768 Krems, Niederösterreich, † 18. April 1852 Leopoldstadt 466, 2., Schmelzgasse 12), und dessen Gattin Franziska Theresia Löger (* 7. März 1768 Wilhelmsburg, Niederösterreich, † 6. November 1842 Leopoldstadt 464, 2., Große Mohrengasse 18).

Er kam als Sängerknabe nach Wien und begann hier 1829 sein Studium an der Medizinischen Fakultät. 1935 promovierte er zum Dr. med. 1835. Aufgrund seiner besonderen Fähigkeiten wurde er bereits 1837 als ordentlicher Professor der Anatomie nach Prag und 1845 als Nachfolger von Christian Joseph Berres ordentlicher Professor an die Universität Wien berufen. 1850 gründete er das "Museum für vergleichende Anatomie", das er zum reichhaltigsten seiner Art machte, und vergrößerte das 1745 von Van Swieten begründete "Museum für menschliche Anatomie".

Seine Sammlungen zur vergleichenden Anatomie bedeuteten den Beginn der geregelten Forschung auf diesem Gebiet. Joseph Hyrtl widmete sich jedoch auch mit großem Eifer der Lehrtätigkeit, unter ihm erreichte die Anatomie einen Höhepunkt. Seine Lehrbücher und wissenschaftlichen Werke ("Lehrbuch der Anatomie des Menschen", 1846 [20 Auflagen]; "Handbuch der topographischen Anatomie", 1847) vermittelten viele neue Erkenntnisse. Auch verknüpfte er seine anatomischen Demonstrationen mit zahlreichen physiologischen und praktischen Bemerkungen, die der Anwendung der Anatomie auf die Medizin und die Chirurgie galten. So strebte Joseph Hyrtl stets eine enge Verknüpfung der Anatomie mit den praktischen Fächern der Medizin an.

In Österreich und Deutschland ist seiner Initiative zudem die Einführung der angewandten oder topografischen Anatomie in die Lehrfächer des medizinischen Studiums zu danken. Die anatomische Technik bereicherte er unter anderem durch seine neuen Korrosions- und Injektionsverfahren. Hyrtl war einer der Vertreter der Zweiten Wiener Medizinischen Schule.

Hyrtls Festrede als Rektor (1864/1865) anlässlich der 500-Jahr-Feier der Universität Wien trug ihm zahlreiche Angriffe ein, da er sich gegen den Materialismus wandte. Der Universität Wien machte er eine Schenkung (40.000 Gulden) für arme begabte Studenten der Medizin, sein Vermögen stiftete er zur Errichtung des Waisenhauses und einer Kirche in Mödling sowie einer Kinderbewahranstalt in Perchtoldsdorf.

1874 trat er wegen zunehmender Schwäche in den Ruhestand. Im fortgeschrittenen Alter befasste er sich mit Sprachstudien über Ursprung und Wandel der medizinischen Nomenklatur.

Joseph Hyrtl wurde am 17. März 1874 zum Ehrenbürger der Stadt Wien und 1847 zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt. Er war Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und Akademien Europas und Amerikas sowie Dr. h. c. an den Universitäten Leipzig und Moskau.

Verheiratet war Hyrtl mit der Dichterin Auguste von Gaffron und Oberstradam (* 22. Februar 1816 Braunschweig, † 18. November 1901 Perchtoldsdorf, Niederösterreich), der Witwe des königlich-preußischen Leutnants der Kavallerie Heinrich Conrad.

Im Arkadenhof der Universität erinnert das Hyrtldenkmal an den Anatomen, auch wurde die Hyrtlgasse im 16. Bezirk nach ihm benannt.

Quelle

Literatur

  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 57
  • Christine Mitterwenger-Fessl [Red.]: Der Anatom Josef Hyrtl. Wien: Maudrich 1991
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1970, S. 148
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u. a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 240 ff.
  • Heinz Schöny: Die Vorfahren des Anatomen Joseph Hyrtl. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1965/1966 (21/22), S. 292 ff.
  • Fritz Knoll: Österreichische Naturforscher, Ärzte und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1957, S. 78 ff.
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815−1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien / Graz: Böhlau 1954−lfd.
  • Hugo Glaser: Wiens große Ärzte. Wien: Wiener Volksbuchverlag 1947, S. 95 ff.
  • Leopold Schönbauer: Das medizinische Wien. Geschichte, Werden, Würdigung. Wien: Urban & Schwarzenberg 1947, S. 252 ff.
  • Julius Leopold Pagel [Hg.]: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin / Wien: Urban & Schwarzenberg 1901
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1894 (45), S. 265 ff.
  • Agathon Wernich / August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Wien [u. a.]: Urban u. Schwarzenberg 1884−1888
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856−1891. Register 1923


Joseph Hyrtl im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks