Ida Pfeiffer

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Ida Pfeiffer im Reisekostüm. Lithographie von Adolf Dauthage
Daten zur Person
Personenname Pfeiffer, Ida
Abweichende Namensform Reyer, Ida; Pfeiffer, Ida Laura
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 8370
GND 118740792
Wikidata Q78873
Geburtsdatum 14. Oktober 1797
Geburtsort Wien
Sterbedatum 27. Oktober 1858
Sterbeort Wien
Beruf Reiseschriftstellerin, Forschungsreisende, Sammlerin von Naturalien und Ethnographica, Schriftstellerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 21.11.2023 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum 5. November 1892
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 12
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname IdaPfeiffer.jpg
Bildunterschrift Ida Pfeiffer im Reisekostüm. Lithographie von Adolf Dauthage
  • 3., Beatrixgasse 10 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Ida Pfeiffer, * 14. Oktober 1797 Wien, † 27. Oktober 1858 Wien, Reiseschriftstellerin, Forschungsreisende, Sammlerin von Naturalien und Ethnographica.

Biografie

Ida Pfeiffer kam als Ida Laura Reyer, Tochter des Textil-Unternehmers Aloys Reyer und seiner Ehefrau Anna, geborene von Schwernfeld, in Wien zur Welt und wuchs in einem wohlhabenden Milieu auf. Ihren biografischen Aufzeichnungen zufolge (die vermutlich von einem ihrer Söhne zu Papier gebracht wurden), unterschied sich ihre Erziehung in den ersten Lebensjahren kaum von jener, die ihre Brüder erhielten. Erst nach dem frühen Tod des Vaters, als sie neun Jahre alt war, setzte die Mutter eine standesgemäße, den zeitgenössischen Geschlechterbildern entsprechende bürgerliche Mädchenbildung durch. Ida Reyer wurde von Hauslehrern unterrichtet, erlernte mehrere Sprachen und entwickelte schon früh ein Interesse für Reiseliteratur. Im Mai 1820 heiratete sie in Wien den aus Lemberg stammenden, wesentlich älteren Advokaten Mark Anton Pfeiffer. Kurz nach der Eheschließung übersiedelte das Paar nach Lemberg, zog in der Folge aber öfters um. Dieser Vernunftehe entstammten zwei Söhne und eine Tochter. Letztere verstarb unmittelbar nach der Geburt. Mark Anton Pfeiffer war bereits kurz nach der Hochzeit in berufliche Probleme geraten und hatte dadurch auch seine Familie in finanzielle Bedrängnis gebracht. Ab 1833 lebte Ida Pfeiffer von ihrem Mann getrennt und verlegte ihren Wohnsitz dauerhaft nach Wien.

Nachdem ihre beiden Söhne erwachsen waren, realisierte Ida Pfeiffer im Alter von 44 Jahren und nur mit geringen Geldmitteln ausgestattet, ihre erste Fernreise. Es handelte sich um eine Pilgerfahrt, eine für Frauen akzeptierte Form des Reisens. Diese führte sie allerdings nicht nur nach Jerusalem, sondern auch nach Konstantinopel, in den Libanon, nach Damaskus, Ägypten und Palästina und dauerte von März bis Dezember 1842. Ihre zweite Reise unternahm sie 1845 nach Skandinavien. Anschließend startete sie im Mai 1846 ihre erste Weltreise, von der sie im November 1848 zurückkehrte. Eine zweite Weltreise dauerte mehr als vier Jahre (März 1851 bis Juni 1855). Ihre letzte große Unternehmung führte sie nach Indonesien und Madagaskar und währte rund zwei Jahre, von Mai 1856 bis September 1858.

In Summe unternahm Ida Pfeiffer fünf große Expeditionen, darunter zwei Weltreisen. Auf ihrer letzten Reise wurde sie in Madagaskar in innenpolitische Unruhen verwickelt und des Landes verwiesen. Bereits erkrankt, verstarb sie kurz nach ihrer Rückkehr nach Wien im September 1858 in der Wohnung ihres Bruders. Zunächst auf dem St. Marxer Friedhof beerdigt, wurden ihre sterblichen Überreste 1892 in ein Ehrengrab am Zentralfriedhof umgebettet. Ida Pfeiffer war die erste Frau, der ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof gewidmet wurde. Die Initiative zur Umbettung in ein vom Gemeinderat der Stadt Wien gewidmetes Ehrengrab ging vom Verein für erweiterte Frauenbildung aus, der auch das von Johannes Benk gestaltete Grabdenkmal stiftete.

Ida Pfeiffer publizierte Reiseberichte, die in mehreren Auflagen erschienen und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Sie dokumentieren nicht nur die außergewöhnliche Reisetätigkeit einer bürgerlichen Frau um die Mitte des 19. Jahrhunderts, sondern waren auch für die botanische, geografische, zoologische und ethnologische Forschung von Interesse. Einige dieser Werke wurden seit den 1990er Jahren neu aufgelegt. Ida Pfeiffer brachte tausende Objekte von ihren Reisen mit nach Europa. Zeitweise machte sie diese in einem privaten "Naturalien- und Kunstcabinet" der Öffentlichkeit zugänglich. Viele der von ihr gesammelten Objekte befinden sich heute in verschiedenen österreichischen Museen, mehr als 4.000 davon im Naturhistorischen Museum.

Die Reisetätigkeit, Exponate-Sammlungen und Beobachtungen der Autodidaktin fanden auch bei Fachkollegen Anerkennung. Ida Pfeiffer stand unter anderem in Kontakt mit Karl Franz Anton Ritter von Schreibers und Joseph Arneth. Die k.k. geographische Gesellschaft in Wien ernannte sie zum Ehrenmitglied. Auf Empfehlung von Alexander von Humboldt und Carl Ritter, die sie persönlich kannte, wurde sie 1858 in die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin aufgenommen.

Die Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie der Universität Wien hat eine Professur nach der Weltreisenden benannt. Die Karl-Franzens-Universität Graz vergibt ein Ida-Pfeiffer-Mobilitätsstipendium.

Ein Teilnachlass von Ida Pfeiffer befindet sich in Privatbesitz. In der Wienbibliothek im Rathaus sind nicht nur ihre gedruckten Reiseberichte, sondern auch rund 20 Briefe der Vielgereisten aufbewahrt.

Quellen

Werke (Auswahl)

  • Ida Pfeiffer: Reise einer Wienerin in das heilige Land. 2 Bde. Wien: J. Dirnböck 1844 (Promedia 2012)
  • Ida Pfeiffer: Eine Frauenfahrt um die Welt. 3 Bde. Wien: C. Gerold 1850 (Promedia 2006)
  • Ida Pfeiffer: Meine zweite Weltreise. 4 Bde. Wien: C. Gerold 1856
  • Ida Pfeiffer: Reise nach Madagaskar. Nebst einer Biographie der Verfasserin, nach ihren eigenen Aufzeichnungen. 2 Bde. Wien: Gerold 1861

Literatur

  • Gabriele Habinger: Eine Wiener Biedermeierdame erobert die Welt. Die Lebensgeschichte der Ida Pfeiffer (1797 - 1858). Wien: Promdeia 2022
  • Torben Müller: Eine Frau, eine Lüge und ein Mordanschlag. In: Spiegel Geschichte 4/2021, S. 104-110.
  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 2522-2527
  • Tanja Paar: Von Wien aus in die ganze Welt. In: Der Standard, 25./26.10.2014 [Stand: 12.01.2018]
  • Gabriele Habinger [Hg.]: "Wir leben nach Matrosenweise". Briefe einer Weltreisenden des 19. Jahrhunderts. Wien: Promedia 2008
  • Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 21, 143
  • Gabriele Habinger: Ida Pfeiffer. Eine Forschungsreisende des Biedermeier. Wien: Milena Verlag 2004
  • Siegfried Weyr: Die Wiener. Zuagraste und Leut' vom Grund. Wien [u. a.]: Zsolnay 1971, S. 213 ff.
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 25.10.1958
  • Max Kratochwill: Die Weltreisende Ida Pfeiffer. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 13. (1957/1958), S. 191 ff.
  • Österreichische Naturforscher und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1951, S. 17 ff.
  • Österreichisches Biographisches Lexikon: Pfeiffer, Ida [Stand: 12.01.2018]
  • Deutsche Biographie: Pfeiffer (Pfeifer), Ida Laura [Stand: 12.01.2018]

Weblinks