Richard Beer-Hofmann

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Daten zur Person
Personenname Beer-Hofmann, Richard
Abweichende Namensform Beer, Richard
Titel Dr. jur.
Geschlecht männlich
PageID 6074
GND 118654756
Wikidata Q213750
Geburtsdatum 11. Juli 1866
Geburtsort Wien
Sterbedatum 26. September 1945
Sterbeort New York
Beruf Dichter
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Jüdischer Friedhof Unterer Friesenberg, Zürich
Grabstelle
  • 18., Hasenauerstraße 59
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Richard Beer-Hofmann, * 11. Juli 1866 Wien, † 26. September 1945 New York, Schriftsteller, Dramaturg, Theaterregisseur.

Biografie

Richard Beer-Hofmann kam als erstes und einziges Kind des Rechtsanwalts Hermann Beer und dessen Frau Rosa, geborene Steckerl, in Wien zur Welt. Die Mutter starb wenige Tage nach der Geburt an Kindbettfieber. Richard wurde von seiner Tante und deren Mann Alois Hofmann aufgenommen und wuchs zunächst in Brünn auf, wo die wohlhabende Familie Beer zwei Textilfabriken besaß. 1880 übersiedelte die Familie nach Wien. Hier absolvierte Richard das Akademische Gymnasium und studierte danach, wie sein Vater, Jus. 1884 wurde Richard von der Familie Hofmann adoptiert und nahm den Namen Beer-Hofmann an. Er promovierte im Jahr 1890 an der Universität Wien, konnte aber aufgrund des Familienvermögens davon absehen, einen Brotberuf zu ergreifen, und blieb Privatier.

1891 stieß Beer-Hofmann zur jungen literarischen Szene Wiens und bildete bald mit Hugo von Hofmannsthal, Felix Salten und Arthur Schnitzler den innersten Kreis der Gruppe Jung Wien, die sich besonders im Café Griensteidl traf. 1893 veröffentlichte er unter dem Titel "Novellen" sein erstes Buch. Die darin enthaltenen Texte "Das Kind" und "Camelias" verschafften ihm den Ruf eines meisterhaften modernen Erzählers, den er mit der 1901 erschienenen Erzählung "Der Tod Georgs" festigte.

Seine spätere Frau Pauline Anna Lissy (1879–1939), genannt Paula, lernte Beer-Hofmann 1895 kennen, die Heirat fand 1898 statt. Die beiden hatten drei Kinder: Mirjam, für die Beer-Hofmann das berühmte Gedicht "Schlaflied für Mirjam" (1897) schrieb, Naëmah und Gabriel.

1904 traf er auf Max Reinhardt, der sein Trauerspiel "Der Graf von Charolais" (1904), wofür Beer-Hofmann 1905 mit dem deutschen Volks-Schillerpreis ausgezeichnet wurde, in Berlin uraufführte. 1919 inszenierte Reinhardt am Burgtheater Beer-Hofmanns Stück "Jaákobs Traum", das den ersten Teil des als Trilogie konzipierten, aber unvollendet gebliebenen "König David"-Zyklus bildete. Nach dem Ersten Weltkrieg und der Inflationszeit, die Beer-Hofmann zwang, selbst Geld zu verdienen, zog Reinhardt ihn immer wieder für Regiearbeiten heran, etwa in Berlin, Wien und bei den Salzburger Festspielen. Außerdem bearbeitete Richard Beer-Hofmann als Dramaturg Stücke, inszenierte aber auch selbst für das Theater in der Josefstadt und das Burgtheater. Besonders bekannt wurde seine "Faust"-Inszenierung im Goethejahr 1932 am Burgtheater.

Viele seiner Dichtungen beschäftigen sich mit der jüdischen Geschichte (unter anderem "Jaákobs Traum",1918; "Der junge David", 1933). Beer-Hofmann setzte, ähnlich wie Martin Buber, auf die geistig-religiöse Erneuerung des Judentums, die Vorrang vor den politischen Bestrebungen haben sollte. 1936 besuchte er jüdische Siedlungen in Palästina.

Zwischen 1906 und 1938 wohnte Beer-Hofmann in Währing in der Hasenauerstraße 59. Ab 1938 traf er Vorbereitungen für die Emigration, die ihn und seine Frau im August 1939 in die Schweiz führte. Der angeschlagene Gesundheitszustand seiner Frau verzögerte die geplante Weiterreise in die USA, schließlich starb Paula nach einem Herzanfall im Oktober 1939 in Zürich. Schwer getroffen von diesem Schicksalsschlag, wanderte Richard Beer-Hofmann im November 1939 über Genua in die USA ein, wo er den Tod seiner Frau in dem Text "Paula. Ein Fragment" verarbeitete. Sein Freund Otto Kallir, erster Präsident der 1946 in New York gegründeten Beer-Hofmann-Gesellschaft, veröffentlichte ihn 1949 aus dem Nachlass.

1968 wurde im 21. Wiener Gemeindebezirk die Beer-Hofmann-Gasse nach dem Schriftsteller, Dramaturgen und Theaterregisseur benannt, seit 2005 heißt deren Verlängerung Beer-Hofmann-Weg.

Quellen

Werke

  • Richard Beer-Hofmann: Novellen. Berlin: Freund & Jeckel 1893 [enthält: Das Kind, Camelias]
  • Richard Beer-Hofmann: Der Tod Georgs. Berlin: S. Fischer 1900
  • Richard Beer-Hofmann: Der Graf von Charolais. Ein Trauerspiel. Berlin: S. Fischer 1905
  • Richard Beer-Hofmann: Gedenkrede auf Wolfgang Amadeus Mozart. Berlin: S. Fischer 1906
  • Richard Beer-Hofmann: Jaákobs Traum. Ein Vorspiel. Berlin: S. Fischer 1918
  • Richard Beer-Hofmann: Der junge David. Sieben Bilder. Berlin: S. Fischer 1933
  • Richard Beer-Hofmann: Vorspiel auf dem Theater zu König David. Wien: Johannes-Presse 1936
  • Richard Beer-Hofmann: Verse. Stockholm: Bermann-Fischer 1941
  • Richard Beer-Hofmann: Aus dem Fragment Paula. Herbstmorgen in Österreich. New York: Verlag der Johannespresse 1944
  • Richard Beer-Hofmann: Paula. Ein Fragment. New York: Verlag der Johannespresse 1949
  • Richard Beer-Hofmann: Das goldene Pferd. Pantomime in sechs Bildern. Berlin: S. Fischer 1955
  • Richard Beer-Hofmann: Gesammelte Werke. Geleitwort von Martin Buber. Frankfurt am Main: S. Fischer 1963
  • Hugo von Hofmannsthal – Richard Beer-Hofmann: Briefwechsel. Hg. von Eugene Weber. Frankfurt am Main: S. Fischer 1972
  • Arthur Schnitzler – Richard Beer-Hofmann. Briefwechsel 1891–1931. Hg. von Konstanze Fliedl. Wien / Zürich: Europa-Verlag 1992
  • Große Richard Beer-Hofmann-Ausgabe. Hg. von Günter Helmes. 6 Bde. und 2 Supplementbde. Oldenburg: Igel Verlag Literatur 1998–2002

Literatur

  • Abigail Gillman: Viennese Jewish Modernism. Freud, Hofmannsthal, Beer-Hofmann, and Schnitzler. University Park, Pennsylvania: Pennsylvania University Press 2009
  • Felicitas Heimann-Jelinek [Hg.]: Zu Gast bei Beer-Hofmann. Eine Ausstellung über das jüdische Wien der Jahrhundertwende. Wien: Jüdisches Museum der Stadt Wien 1998
  • Dieter Borchmeyer [Hg.]: Zwischen Ästhetizismus und Judentum. Paderborn: Igel 1996
  • Anton Mayer: Richard Beer-Hofmann und das Wien des Fin de siècle. Biographie und Werkauswahl. Wien: Edition Atelier 1993
  • Stefan Scherer: Richard Beer-Hofmann und die Wiener Moderne. Tübingen: Niemeyer 1993 (Conditio Judaica, 6)
  • Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
  • Eugene Weber: Richard Beer-Hofmann. In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 2: New York. Hg. von John M. Spalek und Joseph Strelka. Teil 1. Bern: Francke 1989, S. 68–82
  • Esther N. Elstun: Richard Beer-Hofmann. His Life and Work. The Pennsylvania State University 1983
  • Richard Beer-Hofmann. Besprechungen seiner Werke. Privatdruck in 300 Exemplaren. Berichthaus Zürich [Wienbibliothek im Rathaus, Druckschriftensammlung, Nachlassbibliothek Felix Salten, Sign.: A-357712]
  • Otto Oberholzer: Richard Beer-Hofmann. Werke und Weltbild des Dichters. Bern: Francke 1947
  • Solomon Liptzin: Richard Beer-Hofmann. Wisconsin: University 1930
  • Theodor Reik: Das Werk Richard Beer-Hofmanns. Wien / Berlin: Löwit 1919
  • Theodor Reik: Richard Beer-Hofmann. Leipzig: Eichler 1912
  • Hermann Clemens Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Bd. 1: Biographien der Wiener Künstler und Schriftsteller. Wien: Verlag der Gesellschaft für Graphische Industrie 1902

Weblinks