Joseph Hardtmuth

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Daten zur Person
Personenname Hardtmuth, Joseph
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 4096
GND 11894777X
Wikidata Q684398
Geburtsdatum 13. Februar 1758
Geburtsort Asparn an der Zaya
Sterbedatum 23. Mai 1816
Sterbeort Wien
Beruf Fabrikant, Baumeister
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 11.08.2023 durch WIEN1.lanm09p15
Begräbnisdatum
Friedhof Währinger Allgemeiner Friedhof
Grabstelle
  • 1., Herrengasse 12 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Joseph Hardtmuth, * 13. Februar 1758 Asparn an der Zaya, Niederösterreich (die Geburtsangabe 20. Februar 1752, die sich selbst in späteren Personaldokumenten Hardtmuths, auf seinem Grabstein und im Totenbeschauprotokoll vorfindet, geht laut Gustav Wilhelm auf eine Verwechslung mit Hardtmuths gleichnamigen Bruder zurück, der am 11. März 1754 im Alter von 2 Jahren verstorben ist), † 23. Mai 1816 Wien 1, Herrengasse 12 (Währinger Allgemeiner Friedhof), Fabrikant, Baumeister, Gattin Elisabeth Kißler, verwitwete Marchand (zweite Gattin [1819] Tioletzki). Sohn des Tischlers Anton Hardtmuth, erlernte bei seinem Onkel (Baumeister Joseph Meissl) 1771-1774 das Maurerhandwerk und bildete sich autodidaktisch als Zeichner aus.

Als Meissl, der bereits ab 1771 für das Haus Liechtenstein tätig gewesen war, 1787 (nach dem Tod von Isidore Canevale, der für den Fürsten tätig gewesen war) den Auftrag erhielt, das Liechtenstein'sche Majoratshaus zu einem Palais umzubauen (1, Herrengasse 6-8), entwarf Hardtmuth den Plan für die neue Fassade und übernahm nach dem Tod seines Onkels die Bauleitung. Wie er schon 1783 die Einrichtung der Bibliothek des Josephinums entworfen hatte, erstellte er nun auch ein Generalkonzept für die Inneneinrichtung des Palais (samt Möbeln, Tapeten, Bronzeverzierungen und so weiter). Alois I. Fürst Liechtenstein (1759-1805) übertrug ihm nach dem Tod Meissls (21. September 1790) die damit freigewordene Stelle eines Fürstlichen Liechtenstein'schen Architekten. Nach dem Tod Fürst Alois' I. ernannte Fürst Johannes ihn zu seinem Baudirektor, womit sich Hardtmuths Tätigkeit auf die Liechtenstein'schen Besitzungen verlagerte. Am 21. Februar 1812 suchte er um Enthebung vom Dienst an (Genehmigung 1. April 1812).

Hardtmuth machte mehrere Erfindungen. So erhielt er 1798 (nach längeren Vorstudien) ein Privileg für seine unter dem Namen „Wiener Steingut" bekannt gewordene Masse zur Herstellung von Speisegeschirr, entwickelte 1802 ein Verfahren zur Herstellung maschinell gepresster Ziegel, die sich als besonders preisgünstig erwiesen, begann 1808 mit der Erzeugung von Tusche und stellte 1810 künstlichen Bimsstein her. Seine bedeutendste Erfindung war jedoch die 1804 aufgenommene Herstellung von Schreibstiften mit einem Kern aus einer Mischung von Graphit und Ton, der durch Brennen bei hohen Temperaturen verschiedene Härtegrade erlangte. Der 1790 begründete Betrieb zur Erzeugung von Steingutgeschirr und „Blei"stiften wurde 1795 in die Vorstadt Roßau an den Alsbach verlegt (Gedenktafel 9, Liechtensteinstraße 155). Hardtmuthgasse


Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Duncker & Humblot 1953 - lfd. Band 7 (Gustav Otruba)
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954 - lfd.
  • Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907-1950
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891
  • Gustav Wilhelm: Joseph Hardtmuth 1758-1816. Architekt und Erfinder. Wien [u. a.]: Böhlau 1990; Zeittafel: S. 111 ff.
  • Josef Mentschl / Gustav Otruba: Österreichische Industrielle und Bankiers. Wien: Bergland-Verlag 1965 (Österreich-Reihe, 279 / 281), S. 47 ff.
  • Josef Mentschl: Österreichische Wirtschaftspioniere. Wien: Birken Verlag 1959, S. 15 ff.
  • Österreichische Naturforscher und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1951, S. 193
  • Heinrich Srbik / Reinhold Lorenz: Die geschichtliche Stellung Wiens 1740-1918. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1962 (Geschichte der Stadt Wien, Neue Reihe, 1), 7/2, S. 251 f.
  • Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1970, S. 29, 40 (Anmerkung 54), 70 f.
  • Joseph Hardtmuth - Erfinder und Baumeister, in: Das Heimatmuseum Alsergrund. Mitteilungsblatt des Museumsvereines Alsergrund. Wien: Museumsverein Alsergrund 128/1991, S. 8 ff.
  • Das Heimatmuseum Alsergrund. Mitteilungsblatt des Museumsvereines Alsergrund. Wien: Museumsverein Alsergrund, 125/1990, S. 24
  • Adolf Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien: Selbstverlag 1981, S. 121
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790 – 1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 129