Paul Watzlawick

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Daten zur Person
Personenname Watzlawick, Paul
Abweichende Namensform
Titel Univ. Prof., Dr.
Geschlecht männlich
PageID 40642
GND 118629549
Wikidata Q93781
Geburtsdatum 25. Juli 1921
Geburtsort Villach 4063533-8
Sterbedatum 31. März 2007
Sterbeort Palo Alto 4272431-4
Beruf Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 1990)
  • Ehrenpreis des Viktor-Frankl-Fonds der Stadt Wien (Verleihung: 2001)

Paul Watzlawick, * 25. Juli 1921 Villach, † 31. März 2007 Palo Alto (USA), Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut.

Biografie

Paul Watzlawick wurde als zweites Kind von Paul Watzlawick (sen.) und dessen Frau Emy (geborene Cesari) in Villach geboren, wo sein Vater Prokurist der Filiale der Centralbank der deutschen Sparkassen war. 1923 übersiedelte die Familie nach Wien, 1928 wieder zurück nach Kärnten. 1938 maturierte Paul Watzlawick in Villach mit Auszeichnung.

Im selben Jahr zog er erstmals den Unmut der nationalsozialistischen Machthaber auf sich, als er gemeinsam mit Schulkollegen NS-Plakate mit Scherzparolen überklebte. Unmittelbar nach der Matura wurde Watzlawick zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und nach Kriegsbeginn zur Wehrmacht überstellt. Als Dolmetsch für Englisch übersetzte er zum "Nachteil der Deutschen" unvollständig. Der regimekritische Briefwechsel mit seiner Mutter, der über mehrere Monate lang zensuriert worden war, brachte ihn 1944 vorübergehend in Untersuchungshaft. Einer Verurteilung wegen "Staatsfeindlicher Betätigung" konnte er nur wegen des Kriegsendes entkommen.

Danach studierte er an der Università Ca' Foscari in Venedig Philosophie und Philologie. Nebenbei arbeitete er als Dolmetscher.

1949 promovierte er im Fach Philosophie mit einer Arbeit über den russischen Philosophen Wladimir Sergejewitsch Solowjow. Am Carl-Gustav-Jung-Institut in Zürich absolvierte er anschließend, von 1950 bis 1954, eine Ausbildung zum Psychotherapeuten und Analytiker. Während einer ausgedehnten Reise nach Indien 1954/1955 setzte sich Watzlawick zudem mit der östlichen Philosophie auseinander und hielt Vorträge über Psychoanalytik. Nach kurzer Tätigkeit am Goethe-Institut in München übernahm er 1957 einen Lehrstuhl für Psychotherapie an der Universität in San Salvador. Schwerpunkte seiner dortigen Forschungsarbeit waren Kommunikationsprozesse und die Systemische Familientherapie.

1959 ging er in die USA, zunächst an das Institute for Direct Analyses in Philadelphia, bevor er 1960 an das Mental Research Institut in Palo Alto/Kalifornien berufen wurde, an dem er seitdem als Forschungsbeauftragter und Psychotherapeut tätig war. Ab 1976 lehrte er außerdem als Professor, später auch als Emeritus an der Stanford University und nahm darüber hinaus zahlreiche Lehraufträge in Europa wahr. Daneben war er weiterhin als Psychotherapeut und Berater für Unternehmen tätig.

In seiner wissenschaftlichen Arbeit setzte sich Watzlawick vor allem mit der menschlichen Kommunikation auseinander. Berühmt wurde sein Satz: "Man kann nicht nicht kommunizieren."

Als Vertreter des an der Wiener Schule orientierten "radikalen Konstruktivismus" nahm Watzlawick eine wissenschaftstheoretische Position ein, die menschliches Wissen um die "Wirklichkeit" mehr oder weniger in Frage stellt. Für ihn war "die sogenannte Wirklichkeit das Ergebnis von Kommunikation" ("Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“, 1976).

Internationale Popularität erlangte Watzlawick durch seine publizistische Tätigkeit. Neben zahlreichen Fachartikeln schrieb er 18 Bücher, die in 85 Sprachen übersetzt wurden. Mit viel Witz, Sachkenntnis und anschaulichen Fallbeispielen erreichte er ein Millionenpublikum. Manche Fachbegriffe, die Watzlawick in den Diskurs eingebracht hat, gehören heute zum allgemeinen Wortschatz wie "feed-back", "self-fulfilling prophecy", "double bind" oder "Beziehungsfalle".

Als Mitautor publizierte Watzlawick 1967 mit dem Standardwerk "Menschliche Kommunikation" eine Untersuchung über menschliche Kommunikation, ihre Formen, Störungen und Paradoxien. Seine "Anleitung zum Unglücklichsein" (1983) wurde ein Bestseller. 2012 war das Sachbuch (!) Vorlage für den gleichnamigen Spielfilm von Sherry Hormann.

Von 1989 bis 1999 war Watzlawick wiederholt Vortragender bei den "Wiener Vorlesungen".

Die Wiener Ärztekammer vergibt seit 2008 den Paul-Watzlawick-Ehrenring an "Persönlichkeiten, die sich für den Diskurs zwischen den wissenschaftlichen Disziplinen sowie die Humanisierung der Welt einsetzen und auch dementsprechende Publikationen veröffentlicht haben".

2016 wurde der Watzlawickweg nach dem Kommunikationwissenschaftler benannt.

Literatur


Weblinks