Franz Wild

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Daten zur Person
Personenname Wild, Franz
Abweichende Namensform Salesius, Franz; de Sales Wildt, Franz
Titel
Geschlecht männlich
PageID 39362
GND 117379298
Wikidata Q1265387
Geburtsdatum 31. Dezember 1791
Geburtsort Niederhollabrunn 4800219-7
Sterbedatum 1. Jänner 1860
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Sänger, Regisseur
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 4. Jänner 1860
Friedhof Währinger Friedhof
Grabstelle
  • Michelbeuerngrund 4 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Kammersänger in Darmstadt (Verleihung: 1816)
  • Kammersänger in Kassel (Verleihung: 1825)


Franz Wild, * 31. Dezember 1791 (Taufdatum) Niederhollabrunn (Niederösterreich), † 1. Jänner 1860 Wien, Sänger (Tenor) und Regisseur.

Biografie

Wild erhielt seinen ersten musikalischen Unterricht von seinem Taufpaten, dem Lehrer Joseph Placho und im Jahr 1800 wurde er Sängerknabe im Stift Klosterneuburg. Von 1804 bis 1808 war er Sängerknabe der Wiener Hofmusikkapelle und besuchte das Schottengymnasium. Anschließend war er Chorist am Theater in der Josefstadt, am Leopoldstädter Theater und am Kärntnertortheater. 1810/11 sang er als Solist in der Hofkapelle des Fürsten Esterházy, wo ihn Ferdinand Pálffy von Erdöd 1811 hörte. Graf Pálffy lud ihn zu einem Gastspiel ans Theater an der Wien ein und Wild debütierte dort am 11. Juli 1811 als Prinz Ramiro in "Cendrillon" von Nicolas Isouard. Er gefiel ungemein und wurde sofort engagiert. In den nächsten drei Jahren zählten zu seinen erfolgreichen Partien Tamino in Wolfgang Amadeus Mozarts "Die Zauberflöte" und die Titelrolle in "Johann von Paris" von François-Adrien Boieldieu. Letztere Partie sang er auch als er zum ersten Mal am 5. Mai 1814 am Kärntnertortheater auftrat. An dieser Bühne wirkte er sehr erfolgreich unter anderem als Licinius in "Die Vestalin" von Gaspare Spontini, in den Erstaufführungen der Opern von Nicolo Isouard in der Titelrolle von "Joconde" (1. April 1815) und als Colin in "Jeannot und Colin" (9. November 1815) sowie als Joseph in "Joseph und seine Brüder" (14. Juni 1815) von Étienne-Nicolas Méhul. Großen Jubel löste er auch bei seinem Gastspiel 1815 in Graz aus.

Ludwig van Beethoven komponierte für ihn das Lied "An die Hoffnung" op. 94, das Wild in einer eigenen Matinee am 25. April 1816 vortrug und dabei von Beethoven am Klavier begleitet wurde. 1816/17 absolvierte er eine glanzvolle Tournee durch Deutschland und Österreich und nahm im November 1817 ein Engagement – bis 1824 – am Hoftheater Darmstadt an. Er unternahm wiederholt Gastspielreisen. 1824 weilte er in Paris, wo Gioacchino Rossini einige Werke mit ihm einstudierte und er Schüler von Giulio Marco Bordogni wurde. Von 1825 bis 1830 war er Mitglied am Hoftheater Kassel. Weitere Gastspiele an europäischen Bühnen folgten, unter anderem 1829 an der Wiener Hofoper. 1830 wurde er Mitglied der Hofoper, 1845 Regisseur. Triumphale Gastspielreisen und kurzzeitige Engagements führten ihn weiterhin an verschiedene Bühnen des In- und Auslandes. Er gab zahlreiche Konzerte, unter anderem gemeinsam mit Joseph Staudigl.

Zu Wilds Paraderollen zählten unter anderem Max in Carl Maria von Webers "Der Freyschütze", Florestan in Beethovens "Fidelio", die Titelrollen in "Zampa" von Ferdinand Hérold (die Rolle interpretiert er auch bei der Erstaufführung am 3. Mai 1832 an der Hofoper), in "Don Giovanni" von Wolfgang Amadeus Mozart, in "Fra Diavolo" von Daniel-François-Esprit Auber, Masaniello in "Die Stumme von Portici", ebenfalls von Auber und Arthur in "Die Unbekannte" von Vincenzo Bellini (die Rolle sang er auch bei der Erstaufführung am 24. November 1831 an der Hofoper). Am 6. Februar 1845 interpretierte er in der Uraufführung (der zweiten Fassung in deutscher Sprache) Abayaldos in "Dom Sebastian" von Gaetano Donizetti, mit dieser Rolle nahm er am 24. März 1845 seinen Bühnenabschied.

Nach 1845 sang er in Konzerten, bei den Künstlergesellschaften "Aurora", "Hesperus" und Frohsinn" sowie in Kirchen, zuletzt in einem Konzert am 8. November 1859 und ein Solo in der Minoritenkirche am 8. Dezember 1859. Einhellig wird von seiner großen Beliebtheit, von seinem unvergleichlichem gesanglichen Vortrag, von seiner faszinierenden Darstellungskunst und von seiner bis zuletzt kraftvollen Stimme berichtet.

Nach Beendigung seiner Bühnenlaufbahn widmete sich Wild der Landwirtschaft auf seinem kleinen Besitz in Kierling. 1848 wurde er zum Mitglied des Geschworenengerichts des Wahlbezirks Alservorstadt gewählt. 1849/50 bewarb er sich gemeinsam mit Domenico Ronzani erfolglos um die Leitung des Kärntnertortheaters.

Am 4. Mai 1814 heiratete Wild die aus Freudenthal in Österreich-Schlesien (Bruntál/Tschechien) gebürtige Maria Josepha Theresia von Kirchstettern (1788–1855). Bis zu ihrer Eheschließung war sie als Josepha Bonn (das war der Geburtsname ihrer Mutter) Schauspielerin am Theater an der Wien gewesen, gab ihre Karriere aber nach der Heirat auf.

Auf Betreiben der Künstlergesellschaft "Hesperus" schuf der Bildhauer Reinhard Nowak ein Grabdenkmal für Wild, das 1863 vollendet war, aber aufgrund eines Rechtsstreits erst 1865 zur Aufstellung kam. Es steht heute im Grabmalhain des Währinger Parks.

Quellen

Literatur

  • Maria Benediktine Pagel: Die kk Hofsängerknaben zu Wien 1498 bis 1918. Wien u. a.: Böhlau 2009 (zugleich Dissertation Hildesheim 2008)
  • Wilhelm Kosch: Deutsches Theater-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Band 6. Zürich und München: K. G. Saur 2008
  • Michael Jahn: Die Wiener Hofoper von 1810 bis 1836. Das Kärnthnerthortheater als Hofoper. Wien: Verlag. Der Apfel 2007
  • Clemens Höslinger: "O Du Gigant im Reiche des Gesanges". Zur frühen Wiener Laufbahn des Tenorsängers Franz Wild (1811--1816) (in: Festschrift Otto Biba zum 60. Geburtstag, herausgegeben von Ingrid Fuchs) Tutzing: Hans Schneider 2006
  • K. J. Kutsch/Leo Riemens: Großes Sängerlexikon (4., erweiterte und aktualisierte Auflage. Unter Mitarbeit von Hansjörg Rost) Band 7. München: K. G. Saur 2003
  • Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig: Paul List 1903
  • Friedrich Schlögl: Franz Wild. Blätter der Erinnerung. Wien: Förster 1860
  • Neue Berliner Musikzeitung, 26.4.1865, 19. Jahrgang, Nr. 17, Seite 6 (134)
  • Waldheim's Illustrirte Zeitung, 8.8.1863, Nr. 84, Seite 9f. (Abbildung des Denkmals), (1009f.)
  • Neue Wiener Musik-Zeitung, 12. 1.1 860, 9. Jahrgang, Nr. 2, Seite 2 (6)
  • Blätter für Musik, Theater u. Kunst, 6. 1. 1860, 6. Jahrgang, Nr. 2, Seite 2f. (6f.)
  • Wiener Zeitung, 6. 1. 1860, Nr. 5, Seite 5f. (77f.)
  • Die Presse, Abendblatt, 3. 1. 1860, 13. Jahrgang, Nr. 3, Seite 9
  • Neue Wiener Musik-Zeitung, 5. 11. 1857, 6. Jahrgang, Nr. 45, Seite 1f. (180f.); 12. 11. 1857, Nr. 46, Seite 1f. (183f.); 19. 11. 1857, Nr. 47, Seite 1f. (187f.)
  • Die Presse, 28. 9. 1849, 2. Jahrgang, Nr. 231, Seite 3
  • Allgemeine Theaterzeitung [...], 3. 7. 1830, 23. Jahrgang, Nr. 79, Seite 3 (323)
  • Allgemeine Theaterzeitung [...], 31. 12. 1825, 18. Jahrgang, Nr. 157, Seite 8 (652)
  • Berliner allgemeine musikalische Zeitung, 16. 3. 1825, 2. Jahrgang, Nr. 11, Seite 5 (85)


Franz Wild im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks