Ulrich Seidl

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Seidl, Ulrich
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 38478
GND 121660842
Wikidata Q112182
Geburtsdatum 24. November 1952
Geburtsort Wien
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Filmregisseur, Drehbuchautor, Produzent.
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 6.08.2021 durch DYN.rabus


Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Prix des Bibliotheques, Paris (Verleihung: 1991)
  • Wiener Filmpreis (Verleihung: 1991)
  • Preis der Österreichischen Filmtage (Verleihung: 1992)
  • Goldener Kader Sparte Filmtage (Verleihung: 1992)
  • Fernsehpreis der Österreichischen Volksbildung, Sparte Dokumentation (Verleihung: 1992)
  • Fernsehpreis der Österreichischen Volksbildung, Sparte Spielfilm (Verleihung: 1996)
  • Publikumspreis des Filmfestivals von Sarajewo (Verleihung: 2000)
  • Großer Preis der Jury, Filmfestival Venedig (Übernahme: 8. September 2001)
  • Erich Neuberg Preis (Übernahme: 2003)
  • Wiener Filmpreis (Übernahme: 29. Oktober 2003)
  • Österreichischer Würdigungspreis für Filmkunst (Übernahme: 2005)
  • Preis des Landes Niederösterreich für Filmkunst (Übernahme: 2005)
  • Amnesty International Award (Verleihung: 2008)
  • Bremer Filmpreis (Übernahme: 2010)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 12. Juni 2012, Übernahme: 14. November 2013)


Ulrich Seidl, * 24. November 1952, Filmregisseur, Drehbuchautor, Produzent.

Biografie

Ulrich Seidl wurde in eine Ärztefamilie hineingeboren und wuchs in Horn auf. Ab 1978 studierte er Regie an der Filmakademie. 1980 debütierte er mit dem Kurzfilm "Einsvierzig". Die ungewöhnliche Ästhetik des Kurzfilms "Der Ball" (1982) führte zu Seidls frühzeitigem Ausscheiden aus der Filmakademie. In den folgenden Jahren verdiente er seinen Lebensunterhalt als Chauffeur, Lagerarbeiter und Fernsehredakteur.

Im Jahr 1989 entstand in Zusammenarbeit mit Michael Glawogger "Krieg in Wien". Bekannt wurde Seidl aber 1990 mit "Good News. Von Kolporteuren, toten Hunden und anderen Wienern", einem Film über die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Wiener Zeitungskolporteuren. Es folgten "Mit Verlust ist zu rechnen" (1993), ein Film über österreichisch-tschechische Grenzbegegnungen, sowie "Die letzten Männer" (1994), in dem er sich mit der Vorliebe mancher österreichischer Männer für asiatische Ehefrauen auseinandersetzt. Im Jahr 1994 kam "Tierische Liebe" heraus, eine umstrittene satirische Dokumentarstudie über die Tierleidenschaft vieler Österreicherinnen und Österreicher. Unter dem Titel "Busenfreund" entstand im Jahr 1997 das Porträt eines ungewöhnlichen Mathematiklehrers.

Mit der Semidokumentation "Models" (1998) über das Modeldaseins wagte Seidl erstmals den Schritt in eine neue Richtung, weg vom reinen Dokumentarfilm hin zum Spielfilm. Sein erster Spielfilm "Hundstage" markierte eine bedeutende Weiterführung dieser Idee und kam zu internationalen Ehren: Mit "Hundstage" gewann Ulrich Seidl 2001 den Großen Preis der Jury bei den 58. Filmfestspielen in Venedig.

Ebenfalls großen Erfolg hatte Seidl mit seinem Dokumentarfilm "Jesus, Du weißt" (2003), einem ungewöhnlichen Porträt von Menschen und ihrer ganz persönlichen Beziehung zu Jesus Christus: So wurde der Streifen in Karlovy Vary, bei der Viennale und in Montreal ausgezeichnet und lief unter anderem auf Festivals in Toronto, Chicago, New York, London, Amsterdam und Gent. Zusätzlich erhielt Ulrich Seidl für diesen Dokumentarfilm den Erich-Neuberg-Preis 2003 – eine jährlich vom ORF vergebene Auszeichnung für herausragende Regieleistungen des vorangegangenen Programmjahres.

2003 gründete er mit der Drehbuchautorin und Regisseurin Veronika Franz, die auch privat seine Partnerin ist, die Ulrich Seidl Film Filmproduktion GmbH. Der erste Film, den die Firma produzierte, war "Import Export", der 2007 im Wettbewerb von Cannes seine Uraufführung hatte.

Gelegentlich arbeitete Seidl auch fürs Theater: 2004 inszenierte er an der Volksbühne Berlin "Vater unser" (für die Ausstattung war Castorf-Bühnenbildner Bert Neumann zuständig). Für die Wiener Festwochen 2011 gestaltete Ulrich Seidl "Künstlerdialoge", die eigentlich keine Gespräche mit Kunstschaffenden, sondern mit kunstinteressierten Österreicherinnen und Österreichern waren. 2012 war Seidl zu den Wiener Festwochen mit der Inszenierung von "Böse Buben / Fiese Männer" nach David Foster Wallace eingeladen. Das Theaterstück wurde auch an den Münchner Kammerspielen gezeigt.

Der Schwerpunkt in Seidls Arbeit liegt aber nach wie vor beim Film. Internationale Beachtung und Anerkennung fand er mit seiner "Paradies-Trilogie": "Paradies: Liebe" ( 2012), "Paradies: Glaube" (2012) sowie "Paradies: Hoffnung" (2013), die eigentlich – als europäische Ko-Produktion mit einem Budget von 4,6 Mio. Euro – als ein überlanger, parallel geführter Film geplant war, aufgrund von Verwertungsproblemen jedoch einzeln veröffentlicht wurde. "Drei Sittengemälde über masochistische Rebellinnen", sah der "Tagesspiegel" (3. Jänner 2013). Im ersten Teil, der bei den Filmfestspielen von Cannes Premiere feierte, steht eine alternde Sextouristin in Kenia im Mittelpunkt. Von der Kritik wurde der Film großteils sehr positiv beurteilt. 2013 erhielt der Film gleich in drei Kategorien den Österreichischen Filmpreis: als bester Film, für die beste Regie (Ulrich Seidl) und für die beste Hauptdarstellerin Margarethe Tiesel.

"Glaube", mit dem Ulrich Seidl zu den Filmfestspielen von Venedig eingeladen wurde und der dort den Spezialpreis der Jury erhielt, erzählt von einer frömmlerischen, mit einem Muslim im Rollstuhl verheirateten Katholikin (Maria Hofstätter), die sich auf erotische Weise zu Jesus hingezogen fühlt. Dieser Film wurde vom Fachpublikum weit kontroversieller als der erste Teil beurteilt. Dem Regisseur brachte eine Masturbationsszene mit einem Kruzifix in Italien eine Anzeige wegen Blasphemie ein. Der letzte, im Wettbewerb der Berlinale gezeigte Teil spielt in einem Diätcamp, in dem sich ein übergewichtiges Mädchen in einen Arzt verliebt. Die Rezensionen fielen wiederum sehr unterschiedlich aus. Als besonderen Coup wertete die Fachpresse, dass es Seidl gelungen war, innerhalb eines Jahres alle drei Teile auf den größten Festivals zur Uraufführung zu bringen. 2013 veröffentlichte Seidl auch ein Fotobuch zur Trilogie mit Filmbildern zu den Themen Sexualität, Spiritualität und Körperlichkeit, die auch in einer Ausstellung in Berlin zu sehen waren.

Bei den Filmfestspielen in Venedig 2014 wurden zwei Filme aus Seidls Filmproduktionsfirma uraufgeführt: Veronika Franz' Spielfilmdebüt "Ich sehe, ich sehe" und die Semidokumentation "Im Keller", in der Ulrich Seidl Menschen zeigt, die ihren Obsessionen im Keller nachgehen. Der preisgekrönte Film (Wiener Filmpreis 2015 und Dokumentarfilm des Jahres, Publikumspreis der OÖ-Nachrichten, 2015). Der Film hatte den Rücktritt zweier Kommunalpolitiker der ÖVP, die in einem Keller mit NS-Devotionalien zu sehen waren, zur Folge. Der Besitzer des Kellers wurde wegen Wiederbetätigung verurteilt. In "Safari" (2016) zeigte Seidl deutsche und österreichische Touristen auf Großwildjagd in Afrika.


Ulrich Seidls Filme waren auf zahlreichen internationalen Retrospektiven vertreten:

  • Festival Córtex, Lissabon 2018
  • Cine-Teatro Altrove, Genua 2017
  • European FF Palic 2016 / JPG
  • 36. Festival International del Nuevo Cine Latinoamericano, Kuba 2014
  • KunstKulturQuartier Filmhaus, Nürnberg 2014
  • 31. Jerusalem FF, Jerusalem 2014
  • Festival des Augenblicks, Elsass 2013
  • Indie Lisboa, Lissabon 2013
  • Jeonju IFF, Seoul 2013
  • Lichtblick Kinobüro, Berlin 2013
  • Bio Paradis, Reykjavik 2013
  • Molodist Film Festival, Ukraine 2013
  • Deutsches Filmmuseum, Frankfurt am Main 2013
  • 17. Forum des europäischen Kinos CINERGIA, Polen 2012
  • Nowe Horyzonty Festival, Polen 2012
  • Thessaloniki International Film Festival 2011
  • Motovun Film Festival, Zagreb 2011
  • Österreichisches Kulturforum und Cineteca Nacional, Mexico City 2011
  • Kulturforum Bukarest und Noul Cinematograf al Regizorului Roman 2011
  • Filmfest München 2010
  • Rencontres des Cinémas d'Europe, Frankreich 2009
  • Anthology Film Archives New York, USA 2009
  • International Documentary Film Festival Tranzyt, Polen 2009
  • Kein Hochzeitsfotograf, Filmmuseum Potsdam, Deutschland 2008 / JPG
  • Between Heaven and Hell – the Films of Ulrich Seidl, London / Dublin / Edinburgh etc. / www.watershed.co.uk/seidl/
  • Das junge österreichische Kino, Österreichisches Kulturforum Warschau, Polen 2008
  • Documentary FilmPlatform ZONE, Antwerpen / Belgien 2008
  • DocPoint – Helsinki Documentary Film Festival, Finnland 2008
  • International Film Festival Bratislava, Slowakei 2007
  • Filmfestspiele von Sarajewo, Bosnien 2007
  • La Rochelle, Frankreich 2007
  • Documenta Madrid, Spanien 2007
  • Filmmaker Festival, Mailand
  • International Contemporary Film Festival (FICCO), Mexico 2006
  • Cineteca National Ciudad de Mexico (Cineteca Nacional)
  • Festival de cinema independent de Barcelona "l'alternativa", Spanien 2005
  • Festival des Films du Monde Montreal/World Film Festival Montreal, Kanada 2005
  • International Documentary Film Festival Amsterdam (IDFA), Niederlande 2003 / Ulrich Seidl meets Ed Lachmann
  • Jihlava International Documentary Film Festival, Tschechien 2003
  • Visions du Réel, Nyon Festival International du Cinema, Schweiz 2003
  • Festival Internacional de cine di Gijón/Gijon Int'l Film Festival, Spanien 2003
  • Oslo International Film Festival, Norwegen 2003
  • Riga International Film Forum Arsenals, Lettland 2002
  • New York Film Festival Vorschläge: Brooklyn Academy of Arts and Sciences, USA 2002
  • Copenhagen International Film Festival, Dänemark 2002
  • Göteborg International Film Festival, Schweden 2002
  • Österreichisches Filmmuseum 2002 / JPG
  • Toronto International Film Festival (TIFF) 2001


Literatur


Links: