Eric J. Hobsbawm
Eric J. Hobsbawm, * 9. Juni 1917 Alexandria, † 1. Oktober 2012 London, Historiker
Biographie
Eric J. Hobsbawm als Sohn des britischen Kolonialbeamten Percy Hobsbawn und der Wienerin Nelly Grün geboren. Nach Ende des Ersten Weltkrieges übersiedelte die Familie nach Wien-Hietzing, wo Eric zur Schule ging. Die Mutter, die sich als Schriftstellerin versuchte, starb 1931, der Vater, durch die Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit zermürbt, war schon 1929 gestorben. Eric übersiedelte 1931 zu Verwandten nach Berlin. Durch das Aufkommen des Nationalsozialismus beunruhigt, schloss er sich den Kommunisten an, denen er bis 1991 treu bleiben sollte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 flüchtete er zu Verwandten seines Vaters – er war britischer Staatsbürger - nach Großbritannien. Mit Hilfe zahlreicher Nebenbeschäftigungen, unter anderem als Filmkritiker, konnte er in Cambridge Geschichte studieren.
Nach Beendigung seines Studiums und Absolvierung des Militärdienstes begann er 1947 seine Lehrtätigkeit an der University of London. Von 1971 bis zu seiner Emeritierung 1982 hatte er einen Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der University of London inne. Daneben absolvierte er zahlreiche Gastprofessuren. 1984 erhielt er eine Professur an der New Yorker New School of Social Research, wo er jeweils ein Semester im Jahr Vorlesungen hielt.
Im Zentrum der Arbeiten von Eric Hobsbawm stand die Geschichte der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft seit dem 18. Jahrhundert, wobei er sich nicht auf die politische Entwicklung beschränkte, sondern vielmehr die gemeinsame Betrachtung von Wirtschafts und Gesellschaftsgeschichte charakteristisch ist. Sein besonderes Augenmerk galt den Sozialrebellen. Zu diesem Zweck bereiste er mehrere Staaten Südamerikas, um dort die Rebellionen der Bauern zu studieren. Hobsbawms großes Interesse fand auch, entsprechend seiner marxistischen Weltanschauung, die Geschichte der Arbeiter.
1995 entstand für die BBC der Film “Eric Hobsbawm and the Pressburger Bahn“, der die Kindheit von Hobsbawm in Wien behandelt und der bei der Jüdischen Filmwoche 1998 in Wien zu sehen war. 2003 besuchte Hobsbawm erstmals nach seiner Übersiedlung nach Berlin 1931 wieder Wien. Seitdem war er häufiger Gast bei den Wiener Vorlesungen. Zuvor schon hat Hobsbawm zahlreiche Auszeichnungen erhalten, am 21. Jänner 2008 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft Wiens überreicht.
Literatur
- Eric J. Hobsbawm: Gefährliche Zeiten. Ein Leben im 20. Jahrhundert, übersetzt von Udo Rennert. München/Wien: Hanser 2003
- Hubert Christian Ehalt: Interessante, mörderische Zeiten. In: Die Presse, 21.01.2008, S. 25
- Rathauskorrespondenz, 01.10.2012
- Rathauskorrespondenz, 21.01.2008