Otto Erich Deutsch

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Otto Deutsch (1966)
Daten zur Person
Personenname Deutsch, Otto Erich
Abweichende Namensform
Titel Dr. h. c., Prof.
Geschlecht männlich
PageID 3655
GND 118678043
Wikidata Q78559
Geburtsdatum 5. September 1883
Geburtsort Wien
Sterbedatum 23. November 1967
Sterbeort Baden bei Wien
Beruf Musikschriftsteller, Musikforscher
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 1. Dezember 1967
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Grab 40, Nummer 12
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Otto deutsch.jpg
Bildunterschrift Otto Deutsch (1966)

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaft (Verleihung: 1966)
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 1959)
  • Ehrenmedaille der Stadt Wien (Verleihung: 2. Oktober 1953)

Otto Erich Deutsch, * 5. September 1883 Wien, † 23. November 1967 Baden bei Wien, Musikschriftsteller, Musikforscher.

Biografie

Der Sohn des Fabrikanten Ignaz Deutsch und dessen Gattin Ernestine Gewitsch studierte nach Besuch des Gymnasiums an den Universitäten Wien und Graz Kunst- und Literaturgeschichte, schloss das Studium allerdings nicht ab. 1908/1909 war er Kunstkritiker der Tageszeitung "Die Zeit", von 1909 bis 1912 Assistent am ersten Kunsthistorischen Institut der Universität Wien (bei Josef Strzygowski. Aufgrund seiner Beschäftigung mit der Biografie Moritz von Schwinds wurde er über dessen Freundeskreis zum Schubertforscher und von 1919 bis 1924 Buchhändler und Verleger (ab 1920 arbeitete er in der Buchhandlung L. W. Seidel & Sohn am Graben, 1922 gliederte er dieser den Verlag "Wiener Drucke" mit typisch österreichischem Programm ein). Ab 1925 Privatgelehrter, hatte Deutsch von 1926 bis 1935 die Stelle eines Bibliothekars der Hoboken-Sammlung der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien inne und war 1930/1931 Mitherausgeber der Zeitschrift "Die Freyung". 1928 zum Professor ernannt, ging er 1939 nach England (Wohnsitz Cambridge) ins Exil, wo er zusätzlich zur österreichischen Staatsbürgerschaft 1947 naturalisiert wurde.

1952 kehrte der weltberühmt gewordene Schubert- und Mozart-Forscher nach Wien zurück. Von 1962 bis 1965 war er mit Bernhard Paumgartner und Alfred Orel Vorstand des Zentralinstituts für Musikforschung in Salzburg. Deutschs internationale Bedeutung liegt in der Katalogisierung der Werke Franz Schuberts; der Buchstabe "D" vor der entsprechenden Katalognummer hat sich als "Deutsch-Verzeichnis" auf der ganzen Welt durchgesetzt. Seine wichtigsten Schriften publizierte Deutsch in England. Dort erschien 1946, erstmals mit Kommentar (die deutsche Ausgabe "Franz Schubert. Die Dokumente seines Lebens und Schaffens", 1913/1914, hatte diesen noch nicht aufgewiesen), die dokumentarische Biografie Franz Schuberts ("Schubert. A Documentary Biography", London 1946), 1947 "Schubert. Die Erinnerungen seiner Freunde" und 1951 (London) "Schubert, Thematic Catalogue of All his Works". Gemeinsam mit Sir George Franckenstein gab Deutsch 1948 das fünfzehnbändige Werk "The World of Music" heraus. Die Schubert-Dokumentation ist auch in deutscher Sprache erschienen (Teil der neuen Gesamtausgabe der Internationalen Schubert-Gesellschaft, deren Ehrenpräsident Deutsch war). 1973 erschienen "Musikalische Kuckuckseier und andere Wiener Musikgeschichten", 1982 "Admiral Nelson und Joseph Haydn" und 1986 "Alt-Wiener Veduten". Deutschs umfassende Kenntnis der Wiener Klassik hat ihn auch zu einer kompetenten Persönlichkeit für die Mozart-Forschung gemacht, die ihm grundlegende Arbeiten verdankt; für die Ikonographie verfügte Deutsch über ein profundes Spezialwissen. Zu Deutschs Verdiensten zählt die Herausgabe von "Mozarts Briefen" (1960) und des Werks "Mozart. Die Dokumente seines Lebens" (1961; auch englische und amerikanische Ausgabe); "Wiener Musikgeschichten" (1993).

Teilnachlass in der Wienbibliothek im Rathaus.

Quellen

Literatur

  • Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933 – 1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980-1999
  • Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. International biographical dictionary of Central European émigrés 1933 – 1945. München: Saur 1980
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Rudolf Klein: Otto Erich Deutsch. In: Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 20. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1979
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. In drei Bänden. Personenteil A-K. Mainz: Schott 1959
  • Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. In drei Bänden. Ergänzungsband A-K. Mainz: Schott 1972
  • Lebendige Stadt. Almanach. Band 10. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1963, 45 f. (Werke)
  • Otto Schneider: Bibliographie der musiktheoretischen Arbeiten von Otto Erich Deutsch. In: Walter Gerstenberg [Hg.]: Festschrift Otto Erich Deutsch zum 80. Geburtstag am 5. September 1963. Kassel [u.a.]: Bärenreiter 1963
  • [Joseph] Kürschners deutscher Gelehrtenkalender. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. Berlin: de Gruyter / München: Saur 1961
  • Harry Zohn: "...ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1986
  • Rudolf Klein, Zum Gedenken an Otto Erich Deutsch. In: Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ). Band 22. Wien [u.a.]: Böhlau 1967, S. 737 f.
  • Österreichische Musikzeitschrift/Register (ÖMZ/Register). Zusammengestellt von Christa Harten-Flamm. Band 1 (1946/70) 1975
  • Otto Schneider, Otto Erich Deutsch zum Gedächtnis. In: Wiener Geschichtsblätter. Band 23. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1968, S. 342 f.
  • Gitta Deutsch (Tochter): Böcklinstraßenelegie. Erinnerungen. Wien: Picus-Verlag 1993 (Autobiographie von Exil und Rückkehr)


Otto Erich Deutsch im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks